Die Bedeutungsebenen der traditionellen Farben – Teil V
(Minghui.org)
Die anmutige Purpurfarbe
In der traditionellen Kultur ist Violett (Purpur) eine Farbe, die gleichwertig mit Gold ist. Es gibt auch eine bekannte daoistische Anekdote namens „Das purpurfarbene Qi kommt aus dem Osten“.
Darin geht es darum, dass Lao Tse, der Begründer des Daoismus, den Han'gu-Pass überquerte, als er die Zhou-Dynastie verließ, um als Einsiedler zu leben. Vor seiner Ankunft bemerkte Yin Xi, ein hochrangiger Beamter, der den Pass bewachte, einen pupurfarbenen Luftstrom aus dem Osten und erkannte, dass ein Heiliger kommen würde. Tatsächlich ritt Lao Tse nicht lange danach auf dem Rücken eines blaugrünen Ochsen daher. Yin bat Lao Tse, seine Lehre niederzuschreiben, und wurde sein Schüler. So entstand das Buch Daode Jing (Tao Te King), ein Klassiker, der über Generationen hinweg überliefert wurde.
Die Menschen betrachten Lila im Allgemeinen als eine glücksverheißende Farbe, die typischerweise den Daoismus symbolisiert. Zum Beispiel wird der Ort, an dem ein Unsterblicher lebt, auch gerne „pupurne Villa“ genannt und daoistische Schriften werden im Chinesischen auch als „pupurfarbene Bücher“ bezeichnet.
Aufgrund seiner außergewöhnlichen Herkunft war „Pupur“ in der traditionellen chinesischen Kultur schon bald ein Zeichen für Noblesse. In Band 48 des Hou Han Shu (Buch der späteren Han) heißt es: „Es gibt einen Ziwei-Palast im Himmel, in dem der göttliche Kaiser residiert. Auch Könige bauen auf diese Weise ihre Paläste.“
In den alten Zeiten Chinas glaubten die Menschen an die Harmonie von Himmel, Erde und Mensch. Daher sollte der Grundriss einer Stadt auch den Begebenheiten im Himmel entsprechen. Der göttliche Kaiser lebt im Ziwei-Palast im Oberreich. Der Nordstern (auf Chinesisch auch als Ziwei-Stern bekannt) wird seit jeher als „Kaiserstern“ verehrt. Daher sollte ein Kaiser auf Erden (oft als „Sohn des Himmel“ verehrt) auch eine Residenz haben, die dem Purpurpalast im Himmel entspricht. Tatsächlich wurde der kaiserliche Palast in der Hauptstadt Luoyang in der Sui- und Tang-Dynastie „Ziwei-Palast“ (Purpurpalast) genannt. In der Ming- und Qing-Dynastie gab man dem Königspalast auch den Namen „Zijin Cheng“ (Pupurgoldene Verbotene Stadt).
Wir können also festhalten, dass sowohl goldene als auch violette Farben in der traditionellen chinesischen Kultur sehr geschätzt wurden. Obwohl die beiden Farben an der Oberfläche ganz unterschiedlich aussehen, stehen sie nicht im Widerspruch zueinander. Tatsächlich werden die beiden Farben oft zusammen erwähnt.
Zum Beispiel wird der Begriff „Zijin“ (purpurgolden) in der Beschreibung von Buddhas in Tripitaka oft verwendet. Im Sutra über das Meer von Samādhi, das durch die Betrachtung des Buddha erlangt wurde (Guan Fo Sanmei Hai Jing, auch allgemein bekannt als „Samādhi-Meer-Sutra“), wird Buddha Shakyamuni wie folgt beschrieben: Buddha Shakyamuni, „der purpurgoldenes Licht ausstrahlte, erschien vor seinen Jüngern“. „Goldpurpur“ fand häufig Erwähnung in der Beschreibung anderer Buddhas. Zum Beispiel soll der Vipassī Buddha einen „goldpurpurnen Körper“ haben. Kassapa Buddha wurde als „Körper in purpurgoldener Farbe mit tadelloser, feiner Erscheinung“ beschrieben.
Viele Menschen in der Kultivierungsgemeinschaft haben das Verständnis, dass eine Farbe in verschiedenen Dimensionen verschiedene Farbtöne aufweisen kann. Sogar gewöhnliche Menschen können solche Erfahrungen machen. Wenn man beispielsweise eine Weile auf die Farbe Rot starrt und dann die Augen schließt, kann ein grünes Nachbild vor den Augen erscheinen. Einige wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass das Metall Gold auch violett erscheinen kann.
Materie besteht bekanntlich aus mikroskopisch kleinen Teilchen. Nehmen wir Gold als Beispiel: Wenn die Größe von goldenen Nanopartikeln auf mikroskopischer Ebene verändert wird (1 Nanometer entspricht 0,000001 mm), können die Partikel in Form von kolloidalen Suspensionen in einer Flüssigkeit (Gelatine oder Wasser) verschiedene Farben aufweisen. Die kolloidalen Goldnanopartikel unter 100 Nanometern färben die Lösung rot, während die Lösung bei Partikeln über 100 Nanometer blau oder violett wird. Natürlich bleiben die Substanzen, egal in welcher Farbe sie erscheinen, Gold. Zur Veranschaulichung wollen wir einmal das folgende Bild betrachten.
Experiment mit Nanopartikeln im Farbspektrum von Rot bis Purpur
Die fünf Flaschen im oberen Bereich des Bildes sind alle mit Gold gefüllt, aber die Größe der mikroskopischen Partikel in jeder Flasche wurde geändert. Das untere Feld des Bildes zeigt, dass die Goldnanopartikel von unterschiedlicher Größe sind, und genau das verursacht den Farbunterschied.
Ein solches Phänomen erinnert die Menschen womöglich an bestimmte Beschreibungen in einigen Klassikern. In Beschreibungen des Paradieses der Gottheiten und Buddhas steht, dass alles golden ist und glänzt. Aber wenn man genauer hinschaut, haben die Wesen und Dinge in dieser Welt alle ihre ureigenen Farben. Menschen, die durch das moderne mechanisierte Denken eingeschränkt sind, empfinden den Inhalt dieser Klassiker als widersprüchlich, obwohl es ihr eigenes starres und dichotomes Denken ist, das sie daran hindert, Dinge in der höherdimensionalen Raumzeit zu erforschen. Darüber erscheint Gold auf verschiedenen Ebenen unterschiedlich und würde bei eingehender Untersuchung anders erscheinen ...
Es gibt auch violett-goldene Farbpigmente in der bildenden Kunst. Ein bekanntes Beispiel in der Geschichte stellt das Cassius‘sche Goldpurpur aus Deutschland aus dem 17. Jahrhundert dar. Michael Faraday, ein englischer Physiker im 19. Jahrhundert, fand bei seinen Forschungen heraus, dass die Zusammensetzung dieses Pigments tatsächlich aus extrem feinen Goldpartikeln besteht.
Natürlich nehmen die Menschen heute kein Gold, um Violett zu gewinnen. Bevor die Menschen jedoch in das moderne industrielle Zeitalter eintraten, wurden Pigmente insbesondere aus natürlichen Materialien gewonnen.
Auch im Osten waren Rohstoffe zur Herstellung von Purpur eher knapp. Im alten China wurden violette Farbstoffe im Allgemeinen aus den Wurzeln der Pflanze Beinwell extrahiert, was sehr mühselig war. Es wurde eine große Menge Beinwell benötigt und der Färbevorgang musste mehrmals wiederholt werden, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Trotzdem verblasste diese Farbe recht schnell.
Im Westen extrahierten die Menschen die violette Farbe aus dem Sekret einer Reihe von kleinen Steinschneckenarten, die als „Murex“ bekannt sind. Da jede Schnecke nur sehr wenig Sekret abgibt und das Prozedere umständlich und arbeitsintensiv ist, wurde der violette Farbstoff sehr geschätzt und der Preis war extrem hoch. Einige extrahierten den violetten Farbstoff auch aus dem Saft europäischer Blaubeeren, aber die Farbe war etwas zu bläulich und konnte nicht mit dem Murex-Lila verglichen werden. Es gab noch weitere Quellen, die nicht sonderlich ergiebig waren, so dass wir hier nicht weiter darauf eingehen werden.
Die knappen und teuren Rohstoffe, die für die Herstellung von Purpur benötigt wurden, sorgten in der Antike für einen sehr hohen Marktwert und machten diese Farbe in der säkularen Welt sowohl im Osten als auch im Westen wertvoller. In der Tang-Dynastie in China (618-907) zum Beispiel durften nur Beamte des dritten Ranges und höhere lila Amtsroben tragen. Für das normale Volk war die Farbe absolut verboten.
Im Westen war Kaiser Caesar dafür bekannt, dass er gerne purpurfarbene Gewänder trug. Schließlich wurde es Tradition, Purpur als edle und kostbare Farbe anzusehen. Hunderte Jahre später nutzte die byzantinische Königsfamilie sogar den Terminus „Porphyrogenitus“ (Purpurgeburt), um den Söhnen, die während der Regierungszeit ihrer Eltern geboren wurden, gegenüber ihren Geschwistern, die vor der Thronbesteigung ihres Vaters geboren wurden, mehr Rechte einzuräumen. Der Begriff wurde später wahllos auf alle Kinder von prominenten oder hochrangigen Eltern angewendet, um ihre adelige Herkunft zu betonen.
(Fortsetzung folgt)
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