Die Bedeutungsebenen der traditionellen Farben – Teil III

(Minghui.org)

Teil I

Teil II

Die Beispiele in den beiden vorherigen Teilen dieser Serie haben gezeigt, dass Rot nicht die verheißungsvolle Farbe ist, wie die Menschen im kommunistischen China meinen. Natürlich ist die rote Farbe an sich Teil des Spektrums und sollte nicht diskriminiert werden. Schließlich können Farben verschiedene Erscheinungsformen haben, und ihre Bedeutungen unterscheiden sich auf unterschiedlichen Ebenen. Hier werden wir darauf eingehen, was sie in der menschlichen Welt bedeuten.

Die Farbe des Blutes und des Feuers

Aus medizinischer Sicht haben Menschen unterschiedlicher Herkunft für dieselbe Farbe oft eine ähnliche neurologische Wahrnehmung. Das heißt, unsere kulturellen Interpretationen einer bestimmten Farbe weisen einige Gemeinsamkeiten auf.

Befragt man beispielsweise westliche Menschen, in welchen traditionellen Geschichten die Farbe Rot eine übermäßige Rolle spielt, erhält man häufig die beiden folgenden Antworten: das blutgetränkte Schlachtfeld und das Höllenfeuer. Das heißt, beide assoziieren die Farbe Rot mit einem eher negativen Gefühl.

Ebenso kann ein positiver Ausdruck negative Faktoren beinhalten. So tragen beispielsweise die Kardinäle in der katholischen Kirche die Farbe Rot als Symbol für das kostbare Blut, das Jesus Christus für die Menschen vergossen hat. Es zeigt auch ihre Entschlossenheit, ihr Blut für Christus und die Kirche zu opfern. Obwohl dies ein positiver Ausdruck ist, fühlen sich die Menschen beim Vergießen von Blut selbst unwohl.

Ein solches Phänomen ist auch im Bereich der Kunst zu beobachten. So werden beispielsweise Pigmente, die Ikonenoxid enthalten, manchmal als „Marsrot“ oder „Marsschwarz“ bezeichnet. Mars bezeichnet in der römischen Mythologie den Gott des Krieges. In der materiellen Wissenschaft wird der Name auf das Element Metall bezogen.

Illustration: Mars-Statue, römischer Kriegsgott als Mars-Skulptur; angefertigt im späten ersten oder frühen zweiten Jahrhundert und aufbewahrt in den Kapitolinischen Museen in Rom

Warum wird der römische Kriegsgott mit dem Element Metall in Verbindung gebracht? Eine Erklärung dafür könnte sein, dass die Menschen im Metallzeitalter lebten, als die römische Mythologie populär war. Damals wurden Waffen aus Eisen hergestellt, die sich bei Kontakt mit Blut leicht in rötlichen Rost verwandeln konnten.

Außerdem führt ein Krieg bei den Menschen zu blutenden Wunden. Das Blut der Menschen ist deshalb rot, da es eine große Menge Hämoglobin enthält, das hauptsächlich aus Eisen besteht. Die Verwendung von „Blut und Eisen“ zur Beschreibung des Krieges ist also recht treffend. Daher passte der römische Kriegsgott Mars in den frühen Zeiten der westlichen Kultur zu der roten Farbe.

Eine weitere Verbindung ergibt sich aus der roten Farbe des Planeten Mars, dessen Oberfläche weitgehend von Eisenoxid bedeckt ist. Daher wird dieser Planet „Mars“ genannt. Wir können die Farbkultur auch in der westlichen Astrologie sehen.

Blut und Feuer im menschlichen Krieg sind an sich schon negativ und das steigert sich im Blut und Feuer der Hölle noch weiter. Christen verwenden diverse Beschreibungen des Höllenfeuers, die man in jedem Kunstwerk finden kann. Das Konzept der „roten Hölle“ hat sich bereits in den Köpfen der Menschen manifestiert.

Ein Bild im Hortus deliciarum, einer um 1180 entstandenen christlichen Enzyklopädie, mit einer Darstellung der Hölle. Das lodernde Feuer überall auf dem Bild stellt die damalige westliche Vorstellung von der Hölle dar.

Eine niedrige Kreatur wird mit dem Feuer der Hölle in Verbindung gebracht. Es handelt sich dabei um eine bösartige Bestie, die Feuer aus der Unterwelt spuckt. Da die Mythologie jedoch im Laufe der Zeit verblasste, ging das Wissen und das Verständnis über Kreaturen jenseits der menschlichen Welt kontinuierlich verloren. Infolgedessen wird diese Bestie in der westlichen Kultur unterschiedlich bezeichnet, was viele Menschen verwirrt hat.

Die Übersetzung verschiedener Sprachen macht das Ganze noch chaotischer. Allein im Englischen gibt es für diese Bestie ähnliche Namen wie „Dragon“, „Wyvern“, „Amphiptere“, „Lindwurm“, „Wyrm“, „Drake“ und so weiter. Für die Menschen war es schwer, diese seltsamen, ähnlich aussehenden Tiere zu unterscheiden. Deshalb fassten sie sie unter dem Begriff „Drachen“ zusammen. Chinesen übersetzen „Drache“ mit dem chinesischen Schriftzeichen „龙“ (ausgesprochen „Long“), einem Tier, das in chinesischen Legenden vorkommt.

Allerdings sehen sich der westliche „Drache“ und der chinesische Drache (Long) überhaupt nicht ähnlich. Viele Menschen sind der Meinung, dass der „Drache“ im Englischen nicht mit „Long“ übersetzt werden sollte. Manche nennen ihn den „westlichen Long“, um ihn vom chinesischen Long zu unterscheiden.

In Wirklichkeit sind der chinesische Drache und der westliche Drache zwei ganz verschiedene Wesen. Aufgrund eines Übersetzungsfehlers wurden sie miteinander vermischt.

Außerdem unterscheidet sich auch noch der westliche Drache in der Antike von dem heutigen westlichen Drachen. Der Drache, der in der westlichen Kunst der Antike dargestellt wird, sieht dem chinesischen Drachen ähnlich. Damals herrschte in Bezug auf Drachen im Westen und China ein ähnliches Verständnis. Die Bestie, die in der Hölle Feuer speit, ist eine völlig andere Art Drachen.

Beispiel: Drache aus den Ruinen von Kaulon, einer antiken griechischen Stadt; er wurde 1969 in der Nähe von Caulonia, Italien, entdeckt und ist im dritten Jahrhundert v. Chr. aus Mosaikfliesen hergestellt worden.

Das Wort „Drache“ stammt aus dem lateinischen Wort „Draco“, was so viel wie große Schlange oder schlangenähnliches großes Wassertier bedeutet. Die alten Franzosen bezeichneten es als „Dragon“ und verbreiteten es im 13. Jahrhundert in den englischsprachigen Ländern. Vom antiken Griechenland bis zum Mittelalter existierten viele Kunstwerke über Drachen. Sie stellten ihn als ein langes, gestreiftes Tier dar und nicht als große Eidechse mit fledermausähnlichen Flügeln, wie sie der heutige westliche Mensch kennt.

Beispiel: Ein byzantinisches Relieffragment aus dem 12. Jahrhundert stellt den Heiligen Georg dar, der einen Drachen tötet. Man sieht, dass der Drache als schlangenähnliches Tier geschnitzt ist.

Beispiel: Fresko des Heiligen Georg, der den Drachen tötet, in der Dorfkirche Ankershagen in Deutschland, gemalt im 13. Jahrhundert. Es ist relativ grob gezeichnet; dennoch ist eine Ähnlichkeit zwischen diesem und dem chinesischen Drachen erkennbar.

Auch im Buch Offenbarung des Johannes in der Bibel findet sich eine anschauliche Beschreibung des Drachens. In der Offenbarung 12,3 heißt es: „Und es erschien ein anderes Zeichen am Himmel, und siehe, ein großer, roter Drache, der hatte sieben Häupter und zehn Hörner und auf seinen Häuptern sieben Kronen ...“ In der Offenbarung 12,9“ ist zu lesen: „Und es ward ausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt, und ward geworfen auf die Erde, und seine Engel wurden auch dahin geworfen.“

Da der rote Drache mit einer Schlange verglichen wird, muss er die Form einer Schlange aufweisen. Er hat also Ähnlichkeit mit dem chinesischen Drachen, aber nicht mit dem heutigen „Drachen“ nach dem westlichem Verständnis.

Das Buch der Offenbarung ist das letzte Buch des Neuen Testaments und in erster Linie eine zukünftige Warnung. Die darin geschilderten apokalyptischen Szenarien, von der großen Abfolge der Drangsale bis zum Jüngsten Gericht, sind schockierend.

Die Bibel drückt es sehr deutlich aus: Der große rote Drache ist der Teufel, der Satan. Von diesem roten Drachen verführt zu werden, bedeutet den ewigen Tod in der Hölle. Wenn dieser rote, giftige Drache die Welt verwüstet, muss jeder Mensch auf der Welt eine Entscheidung treffen, die über sein letztendliches Leben oder seinen Tod entscheidet.

(Fortsetzung:  Teil IV, Teil V)