Erinnerungen an zwei Jahre Misshandlung in Haft wegen ihres Glaubens an Falun Dafa (Provinz Heilongjiang)

(Minghui.org) Eine Frau aus der Stadt Suihua, Provinz Heilongjiang, wurde am 3. Oktober 2018 zusammen mit vier anderen Falun-Dafa-Praktizierenden verhaftet; sie hatten Flyer über Falun Dafa [1] verteilt.

Bai Xia wurde daraufhin insgesamt zwei Jahre lang im Untersuchungsgefängnis Anda und im Frauengefängnis Heilongjiang inhaftiert, wo sie einmal bis zur Amnesie gefoltert wurde. Als sie am 6. November 2020 entlassen wurde, war ihr Gewicht von über 54 auf 45 Kilogramm gesunken.

Nachfolgend ein Bericht über die Verfolgung.

Festgenommen und eingesperrt

Am 3. Oktober 2018 wurden Bai und vier weitere Falun-Dafa-Praktizierende im Landkreis Lanxi festgenommen, als sie Informationen über Falun Dafa verteilten. Es handelte sich um die Frauen Zhao Tingting, Wang Fang und Wang Fuhua sowie Yang Chuanhou (m). Sie wurden in der Haftanstalt des Landkreises Lanxi verhört, und Bai wurden 1.000 Yuan (ca. 127 Euro) in bar abgenommen. Am nächsten Tag wurden die Häuser von Bai und Wang Fuhua durchsucht.

Am 10. Oktober 2018 wurden drei weitere Praktizierende, Song Hongwei (die Frau von Yang) sowie die Frauen Gao Jinshu und Wu Jinghua, ebenfalls verhaftet und in das Untersuchungsgefängnis gebracht, als sie den inhaftierten Praktizierenden Kleidung bringen wollten. Wus Tochter zahlte der Polizei eine hohe Kautionssumme und Wu wurde acht Tage später freigelassen.

Am 15. Oktober wurden die Frauen Song, Wang Fang und Zhao in die Haftanstalt Anda eingeliefert. Die Haftanstalt nahm Gao und Wang Fuhua nicht auf, da bei ihnen ein gefährlich hoher Blutdruck festgestellt worden war. Die Polizei zwang die Mitarbeiter der Haftanstalt, den Blutdruck der Praktizierenden dreimal zu messen, bevor sie sie freilassen konnten. Auch Bai wurde noch am selben Tag gegen Kaution freigelassen.

Am nächsten Morgen wurden Bai, Wang Fuhua und Gao zum Verhör in die Polizeidienststelle zurückgebracht. Polizisten drohten, sie erneut zu verhaften, wenn die Praktizierenden ihre Verfolgung im Internet publik machen würden.

Am Nachmittag trafen Staatsanwälte der Staatsanwaltschaft Anda ein und forderten die Praktizierenden auf, ein Dokument zu unterschreiben, was sie jedoch ablehnten. Ein Staatsanwalt sagte zu Bai: „Wurden Sie nicht wegen gesundheitlicher Probleme auf Kaution freigelassen? Sie sehen für mich nicht wie eine kranke Person aus.“ Das Verhör dauerte fast zwei Stunden, und die Praktizierenden durften danach nach Hause gehen.

Am 20. November 2018 wurden Bai und Wang Fuhua erneut verhaftet und in die Haftanstalt Anda gebracht. Da die Polizei Gao nicht finden konnte, bedrohten sie ihre Geschwister und ihre Enkelin. Als sie Gao schließlich fanden und in die Haftanstalt bringen wollten, wollten die Beamen der Haftanstalt sie wegen ihres hohen Blutdrucks nicht aufnehmen. Sie wurde gegen Kaution wieder freigelassen.

In der Haftanstalt Anda misshandelt

Die Umgebung im Untersuchungsgefängnis Anda war rau, dunkel und feucht. Ein Zellenraum fasste normalerweise 20 bis 32 Personen. Alle Gefangenen mussten den ganzen Tag in derselben Zelle bleiben und alles fand hier statt: duschen, essen, Stuhlgang und schlafen. Da das Fenster in dem Raum sehr schmal war und das Sonnenlicht nicht durchscheinen konnte, erkrankten viele Leute an Krätze, darunter auch Bai.

Jedes Mal, wenn ein neuer Häftling Geld von seiner Familie eingezahlt bekam, nutzte eine Insassin namens Chen Dandan deren Karten, um sich Lebensmittel zu kaufen. Die Waren dort waren sehr teuer, und der Häftling erhielt die Ware nicht, obwohl die Zahlung bereits erfolgt war.

Der Wärter Lu Feifei betrieb einen kleinen Laden in der Haftanstalt. Die Familienangehörigen der Inhaftierten mussten dort teure Waren kaufen, bevor sie ihre Angehörigen besuchen durften.

Wenn Bais Familie sie besuchte, wurde sie aufgefordert, 200 Yuan (ca. 26 Euro) für eine Stange Zigaretten als Geschenk an den Direktor des Gefängnisses zu hinterlegen.

Plötzliche Amnesie

Eines Tages im April 2019 wurde Bai von einem Wärter bedroht, der ihr sagte, dass sie verurteilt werden würde, wenn sie sich weigere, ihrem Glauben abzuschwören, und dass die Ausbildung oder der Arbeitsplatz ihrer Kinder beeinträchtigt werden würde.

Aufgrund der rauen Umgebung, des psychischen Drucks und ihrer Sehnsucht, wieder mit ihrer Familie zusammen zu sein, verlor Bai eines Tages plötzlich ihr Gedächtnis. Sie konnte niemanden mehr erkennen und ihr Bett nicht mehr finden. Sie fragte die anderen immer wieder, warum sie in dem Zimmer blieben und nicht nach Hause gingen.

Andere Praktizierende im gleichen Zimmer versuchten, Bai zu helfen, indem sie für sie die Lehre von Falun Dafa aufsagten. Am nächsten Tag war sie wieder normal. Sie hatte jedoch keine Erinnerung an das, was am Vortag geschehen war. Sie wusste es nur, weil andere es ihr erzählten.

Im Gefängnis gefoltert

Im Mai 2019 wurden die Praktizierenden vom Stadtgericht Anda verurteilt. Die Frauen Bai, Wang Fuhua, Zhao, Wang Fang und Herr Yang wurden jeweils zu zwei Jahren Haft und einer Geldstrafe von 10.000 Yuan (ca. 1270 Euro) verurteilt. Die Frauen Gao und Song wurden zu jeweils eineinhalb Jahren und einer Geldstrafe von 5.000 Yuan (ca. 635 Euro) verurteilt. Sie legten gegen die Urteile Berufung ein, doch wurden die Urteile aufrechterhalten.

Am 29. Oktober wurden die beiden Frauen in das Frauengefängnis von Heilongjiang gebracht und Herr Yang in das Gefängnis Hulan.

Auf einem kleinen Schemel sitzen

Als Bai im Gefängnis eingeliefert wurde, versuchten drei Insassinnen, sie zu zwingen, Garantieerklärungen zu schreiben. Eine sagte, wenn sie sich weigere, sich umerziehen zu lassen, würde sie nach Ablauf ihrer Haftzeit in eine Gehirnwäsche-Einrichtung gebracht werden. Wenn sie sich weiterhin weigere, sich umerziehen zu lassen, würde sie zurück ins Gefängnis gebracht werden.

Folterillustration: Auf einem kleinen Hocker sitzen

Die Häftlinge folterten Bai, indem sie auf einem kleinen Hocker sitzen musste. Der Hocker war etwa 25 cm hoch und hatte eine sehr schmale Sitzfläche. Die Praktizierenden wurden gezwungen, mit zusammengepressten Beinen und den Händen auf den Knien auf dem Hocker zu sitzen. Wenn die Häftlinge sahen, dass die Praktizierenden ihre Augen schlossen, traten oder schlugen sie auf sie ein.

Nach ein paar Tagen des Sitzens hatte Bai Schmerzen am ganzen Körper und konnte ihren Rücken nicht mehr aufrichten. In dem Versuch, Bai umzuerziehen, zwangen die Insassen sie, von 3 Uhr morgens bis 22 Uhr abends zu sitzen, ohne sich zu bewegen. Durch das Sitzen hatte sie blaue Flecken am Gesäß.

Am 3. Mai 2020 beschlossen Bai und eine weitere Praktizierende, Sui Guilan, sich nicht an die Gefängnisregeln zu halten, da sie keine Straftaten begangen hatten. Da die beiden sich weigerten, Gedankenberichte zu schreiben oder in der Hocke einen Appell abzuhalten, wurden sie von den Behörden streng diszipliniert und mussten sich auf einen kleinen Hocker setzen. Die Wärter schlugen Bai wurde auf den Kopf und beschimpften sie. Die anderen Häftlinge durften nicht mit den beiden Praktizierenden sprechen.

Zu dieser Zeit musste die Praktizierende An Xianping seit über einem Jahr jeden Tag auf einem kleinen Hocker sitzen, da sie sich weigerte, ihrem Glauben abzuschwören. Die drei Praktizierenden ermutigten sich gegenseitig, als sie gezwungen waren, jeden Tag von 3 Uhr morgens bis 19:30 Uhr abends auf einem kleinen Hocker zu sitzen.

Da der Raum nicht gelüftet wurde, verschlimmerte sich Bais Krätze. Die Folter endete erst am 19. Oktober, mehrere Tage vor ihrer Entlassung, als sie in ein Quarantänegebiet gebracht werden musste. Die beiden anderen Praktizierenden wurden weiterhin gezwungen, auf dem Hocker zu sitzen.

Während ihrer Haft wurde Bai auch gezwungen, sich mit anderen Häftlingen Videos anzusehen, die Falun Dafa verleumdeten.

Sklavenarbeit

Neben der körperlichen und geistigen Folter wurden die Inhaftierten auch zu unbezahlter Arbeit gezwungen.

Im Januar 2020 wurde jeder Häftling dazu gezwungen, über zehn Tage lang täglich 800 bis 900 Einweghandschuhe zu falten. Später wurden die Häftlinge zur Arbeit mit Stanniolfolie eingeteilt. Während der Arbeit durfte keiner auf die Toilette gehen.

Da die Handschuhe und die Zinnfolie in der Zelle hergestellt wurden, strömte ein stechender Geruch durch den Raum. Die Zinnfolie, die zum Falten von Papiergoldbarren verwendet wurde, wurde durch das Zusammenpressen von gelbem Papier und Zinnfolie mit Hilfe von Geräten hergestellt. Nach der Arbeit litten viele Häftlinge unter Allergien, die sich im Gesicht und am Hals zeigten, und viele bekamen Krätze. Bais Krätze wurde schlimmer.

Die Häftlinge begannen ihre Arbeit um 6 Uhr morgens und legten um 7:30 Uhr eine Essenspause ein, bevor sie die Arbeit wieder aufnahmen. Sie beendeten die Arbeit um 18 bis 19 Uhr. Die Arbeit wurde eingestellt, als sich das chinesische Neujahrsfest 2020 näherte, und später, als die Pandemie ausbrach, wurde sie auf Eis gelegt.

Frühere Berichte:

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[1] Falun Dafa, auch Falun Gong genannt, ist eine buddhistische Selbstkultivierungsmethode. Sie wurde von Meister Li Hongzhi im Jahr 1992 in China eingeführt und hat sich rasant verbreitet. Viele Menschen konnten durch die Angleichung an die Prinzipien dieser Praktik – Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht – ihre Moral und ihre Gesundheit verbessern. Praktizierende dieses Kultivierungsweges werden seit dem 20. Juli 1999 auf Geheiß des damaligen Parteichefs Jiang Zemin in China verfolgt. Er ist der Hauptverantwortliche für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit an Falun-Dafa-Praktizierenden.