Das Ego beseitigen – mein Verständnis

(Minghui.org) In meiner Gruppe gab es einen langjährig Lernenden, der seit langer Zeit unter Krankheitskarma litt. Viele Mitpraktizierende kamen und hatten verschiedene Ratschläge für ihn. Sie äußerten ihre verschiedenen Meinungen, wobei einige von ihnen sehr überzeugt von ihrem Verständnis waren. Schließlich starb dieser Praktizierende.

Da ich ihn gut kannte, war mein Herz lange Zeit sehr schwer. Ich fand es sehr schade für ihn. Innerlich jedoch machte ich ihm jedoch auch Vorwürfe: „Sein Erleuchtungsvermögen reichte nicht aus und seine aufrichtigen Gedanken waren nicht stark genug, ansonsten hätte er die Welt nicht verlassen müssen“, so meine Gedanken damals.

Erst Jahre später erkannte ich, dass dieser Gedanke falsch war, es war ein Ausdruck meines Egos. Es schien so, dass ich an das Wohl anderer dachte. In Wirklichkeit war ich von meiner Sichtweise überzeugt und deshalb vorwurfsvoll: „Wenn er auf mich gehört hätte, hätte er die Welt nicht verlassen müssen.“ Viele andere Praktizierende hatten ähnliche Gedanken.

Bei der Überwindung von Pässen, egal ob es um Krankheiten oder Konflikte geht, sollten Praktizierende den richtigen Standpunkt einnehmen, wenn sie helfen wollen. Man sollte sich nicht als „Arzt“ betrachten und unaufhörlich über „Rezepte“ reden. Oft bemerkt man diese Gesinnungen jedoch nicht. Wenn man anderen helfen will, sollte man sich im Klaren darüber sein, ob die Mitpraktizierenden, die in Schwierigkeiten sind, die Hilfe wirklich benötigen. Wenn der Austausch nicht funktioniert, ist alle Bemühung, den anderen durch Reden von etwas zu überzeugen, nutzlos. Jeder Kultivierende hat Lücken bei der Kultivierung. Man braucht angesichts der Lücken der anderen nicht überrascht zu sein. Entscheidend ist, was man als Praktizierender meint, beim anderen als inakzeptabel wahrgenommen zu haben. Worüber macht man sich Sorgen? Bei welchen Punkten ist es einem so wichtig, Kommentare abzugeben und andere zu korrigieren? Stecken dahinter Eigensinne, die man bei sich selbst noch nicht entdeckt hat? Auch wenn keine Eigensinne dahinterstecken sollten, muss sich der Mitpraktizierende, der in Schwierigkeiten steckt, selbst ändern wollen. Sich aufzuregen, bringt also nichts.

Lange Zeit hatte ich den folgenden Zustand: Ich wurde unruhig, sobald ich hörte, dass jemand den Pass von Krankheitskarma nicht überwinden konnte oder mit anderen in Konflikt geraten war. Ich wollte sie mit einem „Stockschrei“ aufwecken oder ihnen gut zureden. Warum wollte ich das? Auf der Suche nach der Ursache fand ich heraus, dass es an meinem Ego lag. Meine Kultivierung war in den letzten Jahren stabil gewesen und ich hatte keine großen Pässe wie etwa Krankheitskarma durchleben müssen. Die Mitpraktizierenden fanden, dass ich „in Ordnung“ war. Ich erkannte, dass ich mich eben durch die Bewertung „in Ordnung“ in Selbstzufriedenheit wog. Das ist ein Problem bei einem Kultivierenden – wenn man die Fehler der anderen mit der eigenen positiven Seite vergleicht, kommt man immer zum Schluss, dass man besser ist.

Dafa ist grenzenlos. Selbstzufriedenheit und innere Unruhe sind Anzeichen von Lücken. Ich konnte mich lange mit anderen austauschen und wagte dabei einen „Stockschrei“. In den letzten zehn Jahren sprach ich sogar darüber, wie ich Pässe überwunden hatte. Lag es nicht daran, dass ich meine Kultivierung für „in Ordnung“ hielt? Für einen Kultivierenden muss klar sein: Egal, wie gut wir die drei Dinge getan haben oder wie viel man gelobt wird, man konnte sich nur unter der Anleitung von Dafa und der Unterstützung des Meisters kultivieren. Ohne den Schutz des Meisters und seine barmherzigen Hinweise wäre ich, der ich oft Medikamente einnehmen musste, schon längst nicht mehr auf dieser Welt. Bei einem Kultivierenden wird alles vom Meister arrangiert. Demütige Bescheidenheit hilft, schneller Fortschritte zu machen. Sobald sich jedoch das Ego regt, wird man hinfallen. Nur wenn jemand seine Vernunft und ein ruhiges Herz bewahren kann, wollen andere auf einen hören. In einem solchen Zustand kann man leicht seine falschen Gedanken und Eigensinne erkennen und beseitigen.

Anderen zu helfen, heißt, sich selbst zu helfen. Wenn wir bei Mitpraktizierenden Probleme entdecken, sehen wir vielleicht eine falsche Erscheinung. Wir sollten daher nicht hochmütig werden, sondern hingehen und auf eine herzliche Art fragen: „Was kann ich für dich tun?“ Ein warmherziges Wort ist wie ein Sonnenstrahl und vermag dem anderen zu helfen, wieder aufzustehen. Wenn man aber sagt, dass dies oder jenes falsch gemacht wurde, dann wird sich der Praktizierende noch schlechter fühlen oder sogar verzweifeln.

Man sollte den Mitpraktizierenden nicht die eigenen Ideen oder Lösungswege aufzwingen. Bei vielen Dingen geht es nicht um richtig oder falsch. Es ist nicht nötig, an der eigenen Meinung festzuhalten oder mit anderen zu streiten. Wenn jemand deine Vorschläge ablehnt, könnte es daran liegen, dass die Ebenen unterschiedlich sind. In einer solchen Situation weiter eigensinnig von den eigenen Ideen zu erzählen, könnte eine Trennung erzeugen.

Ich habe mich oft gefragt, was die Ursache für einen fehlgeschlagenen Austausch ist. Wenn jemand viel auf den anderen einredet, ohne zu merken, dass der andere seine Meinung nicht hören möchte oder sich sogar unter Druck gesetzt fühlt, dann macht man wirklich einen Fehler. Allerdings bemerkt man solche Fehler oft nicht und macht sie immer wieder. Wenn sich Kultivierende im Austausch nicht erhöhen können oder ihre Herzen im Austausch nicht berührt werden, ist es reine Zeitverschwendung.

Ich habe auch erkannt, dass man die Perspektive der Mitpraktizierenden einnehmen sollte, um ihnen besser helfen zu können. Egal ob der Zustand des anderen gut oder schlecht ist, man sollte verständnisvoll sein, nicht zu laut sprechen und sich nicht für besser halten. Ein vertrauensvolles warmherziges Gespräch findet am besten auf Augenhöhe statt. Man muss auch auf die Mundkultivierung achten und anvertraute Dinge nicht weitererzählen, da das dem Mitpraktizierenden gegenüber unverantwortlich wäre.

Warum wollen manche nicht über ihre Fehler sprechen? Weil sie die anderen für nicht vertrauenswürdig halten und es nicht wagen, über ihre Lücken zu reden.

Dies sind einige bescheidene Erkenntnisse von mir. Wenn etwas nicht dem Fa entspricht, bitte ich um Korrektur.