Ein Ort jenseits der Menschlichkeit – das Frauengefängnis Xixiang in der Provinz Henan

(Minghui.org) In China werden seit Juli 1999 Falun-Dafa-Praktizierende festgenommen, inhaftiert und gefoltert. In der Provinz Henan werden alle wegen ihres Glaubens an Falun Dafa inhaftierten Frauen im Frauengefängnis Xinxiang eingesperrt, das man auch Gefängnis Nr. 5 der Provinz nennt. Im Laufe der Jahre wurden im Gefängnis strenge Verfolgungsmechanismen etabliert, nach denen Praktizierende brutal gefoltert oder einer Gehirnwäsche unterzogen werden.

Drei Phasen der Verfolgung

Sobald Praktizierende im Gefängnis ankommen, werden sie der Abteilung neun zugewiesen. Diese wurde speziell für die Verfolgung von Falun-Dafa-Praktizierenden eingerichtet. Sie befindet sich im ersten Stock. Dort ist es dunkel und feucht und im Sommer wimmelt es hier von Ameisen und Moskitos. Die Wärter haben diese harte, unnachgiebige Umgebung gezielt erschaffen, um den Willen der Praktizierenden zu brechen. Sie dürfen nicht miteinander sprechen und werden ständig überwacht.

Es gibt drei Teams in der neunten Abteilung. Jedes Team ist für fünf bis sechs Zellen mit je zehn bis zwölf Straftäterinnen zuständig. Die Teams fungieren als Helfer der Wärter. Sie widmen sich einzig und allein der Aufgabe, die Praktizierenden zur Aufgabe ihres Glaubens zu zwingen. Da die Häftlinge der neunten Abteilung nicht wie andere arbeiten müssen, ist diese Abteilung unter den Gefangenen sehr beliebt. Wer Beziehungen hat, lässt sich hierher versetzen.

Die Neuankömmlinge werden in bestimmte Räume gebracht, wo Gefangene sie durch Drohungen oder Zureden dazu bringen sollen, eine Garantieerklärung zu unterschreiben. Sobald dies geschehen ist, werden die Praktizierenden in die Zellen gebracht.

Wer sich widersetzt, wird gefoltert – durch Aushungern, Verweigerung der Toilettenbenutzung, langes Stehen oder Schlafentzug. Wenn Praktizierende in der Anfangszeit willensstark bleiben, werden sie in die drei Zellen in der Nähe des Wachraums gebracht. Oder sie werden in andere Abteilungen verlegt. So soll verhindert werden, dass ihre Beharrlichkeit andere Praktizierende innerhalb der neunten Abteilung bestärkt.

Praktizierende, die ihren Glauben aufgegeben haben, bleiben in der neunten Abteilung und werden für vier Monate einer intensiven Gehirnwäsche unterzogen. Während des ersten Monats müssen sie Bücher lesen, die Falun Dafa verleumden. In den folgenden drei Monaten werden sie gezwungen, sich täglich Videos anzusehen, die Falun Dafa diffamieren. Im Anschluss müssen sie Gedankenberichte schreiben. Nach Ablauf der vier Monate werden sie zur Zwangsarbeit eingeteilt.

Systematische Verfolgung mit Hochdruck

Die Wärter arbeiten systematisch an jeder Praktizierenden. Jede Schwäche wird gezielt ausgenutzt, um sie zur Abkehr von ihrem Glauben zu bringen. Dabei sammeln die Wärter und deren Helfer detaillierte Informationen über jede Praktizierende, beispielsweise über den Inhalt des verhängten Urteils, Ausbildung, Beruf, Charakter, Stärke und Schwächen. Sie notieren, wie lange die Gefangenen schon Falun Dafa praktizieren, ihren Gesundheitszustand sowie weitere Angaben der Familien, insbesondere zum Beruf und über die Einstellung der Angehörigen gegenüber Falun Dafa. Häufig treffen sich die Häftlinge, um über die „Fortschritte“ der Praktizierenden zu berichten und die nächsten Schritte zu planen. Um das Ziel – die Aufgabe des Glaubens an Falun Dafa – zu erreichen, werden die Praktizierenden physisch und psychisch gefoltert und streng überwacht.

Die Wärter schüren auch Konflikte zwischen Praktizierenden und ihren Familien. Bei Besuchen teilen sie den Angehörigen mit, dass die Haftzeit verkürzt würde, wenn die Praktizierenden nicht so hartnäckig an ihrem Glauben festhalten würden. So entsteht bei den Familien der Eindruck, dass die Praktizierenden egoistisch sind und die Bedürfnisse der Angehörigen missachten. Manchmal versuchen die Wärter, dass die Angehörigen die Praktizierenden zur Aufgabe ihres Glaubens überreden oder sie nutzen die geschürten Konflikte in der Familie, um die Willenskraft der Praktizierenden zu zerstören.

Sobald eine Praktizierende aufgibt, ändern die Wärter sofort ihre Haltung und zeigen sich fürsorglich. Wenn sich Praktizierende durch die Folter sowohl körperlich als auch mental am Boden fühlen, verwickeln Wärter sie durch vorgetäuschte Fürsorge in „warmherzige“ Gespräche, sodass Praktizierende Informationen preisgeben, die später gezielt gegen sie eingesetzt werden.

Psychische und physische Folter

Jeden Tag werden die Praktizierenden gezwungen, sich über einen längeren Zeitraum Videos anzusehen, in denen Falun Dafa verleumdet wird. Anschließend müssen sie berichten, was sie denken, oder ihre Gedanken niederschreiben. Dazu versammelten sich alle Praktizierenden mittwochs in der Halle. Außerdem müssen sie wöchentlich einen zusammengefassten Bericht abgeben und zu Beginn jedes Monats ein Reueformular ausfüllen, ein Gespräch mit den Aufsehern führen sowie monatliche Gedankenberichte verfassen.

Zusätzlich werden die Praktizierenden verleitet, ein anderes Qigong zu lernen und täglich zu praktizieren. Wer sich dieser Gehirnwäsche widersetzt, bekommt weniger Schlaf, reduzierte Nahrung, eingeschränkten Toilettenzugang und darf nichts im Gefängnisladen einkaufen. Auch Besuche und Telefonat mit Angehörigen werden dann verboten. Stattdessen müssen Praktizierende, die standhaft an ihrem Glauben festhalten, lange Zeit regungslos stehen oder auf einem kleinen Hocker sitzen. Einige wurden in Überwachungsräume oder Isolationshaft gesperrt.

Durch die Folter bekamen viele Praktizierende gesundheitliche Beschwerden. Einige konnten tagelang nicht urinieren, andere reagierten mit Bluthochdruck. Manche erlitten einen Nervenzusammenbruch oder fielen in Ohnmacht. In all diesen Fällen wurden die Praktizierenden gezwungen, Medikamente einzunehmen.

Die Leiterin der neunten Abteilung, Yang Aiqing, kommt nur selten mit Praktizierenden in Kontakt, sondern überwacht alles hinter den Kulissen. Auf ihre Anforderung müssen alle Berichte und Aussagen von Praktizierenden verleumderische Worte gegen Falun Dafa und den Begründer der Praxis enthalten. Sie verspricht Gefangenen Haftverkürzung und andere Privilegien, damit sie mit verschiedenen Methoden gegen die Praktizierenden vorgehen.

Strenge Überwachung

Um Gespräche unter Praktizierenden zu unterbinden, werden diese rund um die Uhr von jeweils zwei Gefangenen überwacht, die ihnen überallhin folgen. Wenn Praktizierende ihre Blicke tauschen, sich anlächeln oder Dinge des täglichen Bedarfs oder Lebensmittel miteinander teilen, werden sie gemeldet und müssen mit einer Verwarnung, einer schlechten Beurteilung oder strengen Auflagen rechnen.

In jeder Zelle weckt eine diensthabende Gefangene die Insassen jeden Tag um 5 Uhr morgens. Für die Toilette und das Waschen werden Praktizierenden fünf Minuten eingeräumt. Bis 7:30 Uhr müssen die Zimmer aufgeräumt, Wäsche gewaschen und das Frühstücksgeschirr abgewaschen sein. Dann geht es zur Gehirnwäsche oder an die Zwangsarbeit, zu der die Praktizierenden eingeteilt wurden. Wenn eine Praktizierende sich nur langsam bewegt, wird sie von den Insassen beschimpft.

Auch während der Mahlzeiten bleibt den Praktizierenden kaum Zeit zum Essen. Für ältere Praktizierende und die mit schlechten Zähnen sind manche Gemüsesorten schwer zu kauen, sodass sie bei vielen Mahlzeiten auf das Gemüse verzichten mussten. Manche Gefangenen legten ihnen trotzdem das harte Gemüse absichtlich in ihre Schüsseln.

Täglich erhält jede Praktizierende zwei Dosen abgekochtes Wasser zum Trinken und Waschen. Vor dem Schlafengehen bleibt ihnen 15 Minuten Zeit, um sich zu waschen.

Verfolgung in anderen Abteilungen

Wenn Wärter oder Gefangene aufgrund ihrer Erfahrungen von der neunten in andere Abteilungen verlegt werden, wird die Verfolgung dort unter ihrer Regie fortgeführt, wodurch sich die Folter der Praktizierenden auch dort verschärft.

Einige beharrliche Praktizierende, die Falun Dafa nicht aufgeben wollen, mussten während ihrer Isolationshaft lange Zeit stehen. Dabei wurden sie durch das Fenster von Gefangenen überwacht. Wenn die Praktizierende nicht länger stehen konnte, kamen die Häftlinge in ihre Zelle und schlugen sie. Praktizierende, die aus Protest gegen die Verfolgung in Hungerstreik traten, wurden dreimal täglich auf die Krankenstation geschleppt und dort einer Zwangsernährung unterzogen.

Praktizierende der ersten Abteilung, die nicht kooperieren, müssen auf einem eisernen Stuhl sitzen, wobei ihnen Hände und Füße gefesselt sind.

In der Aufnahmestation werden Praktizierende einer Gehirnwäsche unterzogen und streng überwacht. Einige bleiben für lange Zeit in Isolationshaft.

Die meisten Foltermethoden, wie das Sitzen auf dem eisernen Stuhl und das Besprühen mit Pfefferspray, werden fortgesetzt, bis die Praktizierenden entlassen werden.

Gehirnwäsche

Die Gefängniswärter setzen die Gehirnwäsche nicht nur bei Praktizierenden ein, sondern auch bei Gefangenen, die nicht an Falun Dafa glauben. Durch die Gehirnwäsche werden sie dazu gebracht, sich aktiv an der Verfolgung zu beteiligen. Ihr Moral und ihr Gewissen werden dadurch zerstört.

Jeden Mittwoch oder auch zwischendurch werden in allen Gefängniszellen Videos gezeigt, die Falun Dafa diffamieren. Jede Zelle muss monatlich einen Gedankenbericht über Falun Dafa abgeben.

Es gibt auch Gefängniszeitungen, die von einem Team Gefangener herausgegeben werden. Dort erscheinen Berichte über Praktizierende, die sich von ihrem Glauben getrennt haben. Die Zeitungen werden im ganzen Gefängnis verteilt. In jeder Abteilung und auf dem Gefängnisplatz werden Schautafeln aufgestellt, mit denen die Praxis diffamiert wird. Während der jährlichen Aufführungsfeier im Gefängnis müssen sich Häftlinge, insbesondere die der neunten Abteilung, Programme ausdenken. Diese werden auf Video aufgezeichnet und im ganzen Gefängnis ausgestrahlt. Die übrigen Gefangenen werden angewiesen, das Video anzusehen.

Der Gefängnisdirektor und das Gehirnwäsche-Team der Einrichtung zwangen alle Insassen in sämtlichen Abteilungen, 2019 auf einer Anzeigetafel zu unterschreiben, mit der sie sich öffentlich gegen Falun Dafa positionierten.

Vertuschung

Das Gefängnispersonal und die Wärter manipulieren Gefängnisvideos, wenn es darum geht, Spuren ihrer kriminellen Machenschaften zu verwischen. Wenn Inspektionen oder Besuche – beispielsweise von Funktionären – anstehen, spielen sie diesen eine Show vor, um gut dazustehen.

Wenn sich Wärter bei plötzlichen Vorfällen gesetzwidrig verhalten, bearbeiten oder löschen sie die Mitschnitte auf sogenannten Body-Cams (Überwachungskameras, die sie ständig bei sich tragen müssen). Andere Kameras werden regelmäßig abgeschaltet, wenn sich Wärter mit standhaften Praktizierenden „unterhalten“. Gefangene werden gezielt angewiesen, nach 22 Uhr Orte ohne Überwachungskameras aufzusuchen, um dort Praktizierende zu bestrafen. Sie riegeln auch die Zellen ab und ignorieren Gewalttaten, die darin verübt werden.

Häufig kamen Inspekteure verschiedener Ebenen und Besuchergruppen ins Gefängnis, vor allem zur neunten Abteilung. Vor ihrer Ankunft gestalteten die Wärter die Umgebung so angenehm wie möglich – beispielsweise durch Dekorationen mit handgefertigten Scherenschnitten. Wände wurden frisch gestrichen oder Etagenbetten ersetzt.Üblicherweise zeigten die Wärter den Besuchern nur einige Zellen im Eingangsbereich. Daher wurden Praktizierende, die noch immer auf ihren Glauben beharrten, während dieser Zeit vorübergehend in den Zellen am Ende des Gangs eingesperrt.

Dem Tode nahe oder zu Tode gefolterte Praktizierende

Zhu Ying, ein ehemaliges Mitglied des Nationalen Volkskongresses aus der Stadt Xinxiang, erkrankte 2004 an Eierstockkrebs. Nachdem sie 2005 mit Falun Dafa begonnen hatte, erholte sie sich. Sie wurde am 10. April 2010 festgenommen und im Oktober 2010 zu acht Jahren Haft im Frauengefängnis Xinxiang verurteilt. Die 53-Jährige starb am 23. November 2010. Ihre Beine waren stark geschwollen und ihr Bauch aufgebläht.

Jiang Zhaofang, eine Angestellte des Ölfelds Puyang, wurde während ihrer eineinhalb Jahre Zwangsarbeit in den Jahren 2005 und 2006 brutal gefoltert. Als Folge hinkte sie bei ihrer Entlassung auf einem Bein. Am 17. Mai 2009 wurde sie erneut festgenommen und zu drei Jahren Haft im Frauengefängnis Xinxiang verurteilt. Man folterte sie, bis sie sich nicht mehr allein versorgen konnte. Im März 2012 erhielt sie Haftverschonung, um sich behandeln zu lassen. Sie starb am 2. März 2013 im Alter von 47 Jahren.

Yang Xiangzhen lebte im Kreis Tanghe in der Stadt Nanyang. 2012 wurde sie zu vier Jahren Haft verurteilt. Nach weniger als einem Jahr im Frauengefängnis Xinxiang litt sie unter Symptomen einer Krebserkrankung. Sie starb Anfang 2014 mit 69 Jahren.

Wang Cui, eine Lehrerin aus dem Kreis Shenqiu in der Stadt Zhoukou, wurde 2012 zu sieben Jahren Haft verurteilt. Am 21. Dezember 2016 wurde sie im Gefängnis zu Tode gefoltert. Ihre Familie durfte ihren Leichnam nicht in die Heimat überführen. Stattdessen ordneten die Behörden eine schnelle Einäscherung an. Wang wurde 53 Jahre alt.

Liu Zhenfang lebte in der Stadt Xinyang. Sie wurde, dem Tode nah, am 1. September 2018 aus dem Frauengefängnis Xinxiang freigelassen, um sich einer ärztlichen Behandlung zu unterziehen. Zu diesem Zeitpunkt war sie völlig ausgemergelt. Sie starb drei Monate später am 7. Dezember 2018 im Alter von 60 Jahren.