Mein neuer Nachbar
(Minghui.org) Ich wohne in einem sechsstöckigen Wohnhaus. Meine Wohnung ist die mittlere Dachgeschosswohnung. In die rechte Wohnung ist vor kurzem ein junger Mann von Mitte zwanzig eingezogen. Er stapelte seine Müllsäcke im Flur, was schon bald gefährlich wurde. Seinen Müll warf er sogar die Treppe runter. Schon bald sah unser Treppenhaus wie eine Müllhalde aus.
Die Frau, die unser Haus reinigt, hatte mit dem jungen Mann gesprochen und ihn gebeten, die Müllbeutel nicht die Treppen runterzuwerfen. Sie würde ihren Job verlieren, wenn sich jemand beschweren würde. Da er allein lebte, bot sie ihm an, seinen Müll runterzubringen. Der junge Mann war einverstanden. Allerdings feierte er mit seinen Freunden oft Partys. Dadurch produzierte er mehr Müll als jeder andere Haushalt. Die Putzfrau gab schließlich auf und half ihm nicht mehr. Unser Flur stank schon von dem ganzen Müll, der viele Fliegen anzog.
Viele Nachbarn beschwerten sich bei der Hausverwaltung. Zuerst kam der Hausmeister, um es sich anzusehen, ging aber, ohne ein Wort zu sagen. Der Chef der Reinigungsfirma zog auch wortlos wieder ab. Schließlich warf der Hausverwalter einen Blick darauf und ging ebenfalls. Die Bewohner waren von der Hausverwaltung enttäuscht, dass sie sich nicht kümmerten, obwohl wir alle die Reinigungsgebühr zahlten.
Mein Nachbar linkerhand fragte mich: „Was sollen wir tun? Wir haben wirklich Pech, dass wir einen solchen Nachbarn bekommen haben! Er ist groß, geradezu ein Hüne, und trägt manchmal ein Messer bei sich. Ich fürchte mich, ins Treppenhaus zu gehen.“ Mein Nachbar von unten sagte: „Seit er eingezogen ist, kann ich nichts mehr auf meinen Balkon stellen, weil ich nie weiß, ob nicht wieder sein Zigarettenstummel bei mir landet. Tagsüber ist er wie vom Erdboden verschwunden, aber nachts macht es wirklich keinen Spaß, mit ihm zu sprechen.“
Mein Mann und ich besprachen die Angelegenheit. Wir hörten, dass die Familie des jungen Mannes in Südchina arbeitete, also hatte er hier keine Angehörigen. Er tat uns leid und wir beschlossen, ihm zu helfen. Wir sammelten den ganzen Müll ein, der drei riesige Säcke füllte, und schrubbten den Fußboden im Treppenhaus.
Ein paar Tage später fanden wir noch mehr Müll im Treppenhaus. Ich besprach mich erneut mit meinem Mann und den Kindern. Danach entschieden wir, meine Tochter zu ihm zu schicken, weil sie ungefähr gleich alt waren. Wenn mein Mann oder ich mit ihm sprachen, würde er sich vielleicht unter Druck gesetzt oder eingeschüchtert fühlen.
Meine Tochter war einverstanden. Der Plan ging auf. Meine Tochter sagte zu dem Nachbarn: „Hey du, warum lässt du deinen Müll hier liegen?“ Der junge Mann antwortete: „Aber ich habe doch die Müllgebühren bezahlt. Ich weiß nicht, warum sie meinen Müll nicht mitnehmen.“
Meine Tochter lächelte und sagte: „Es gibt hier niemanden, der unseren Müll vor die Tür trägt. Wir müssen ihn selbst zur Mülltonne bringen. Meine Eltern haben dir das letzte Mal geholfen. Meine Mutter praktiziert Falun Dafa und hat ein großes Herz. Meine Eltern können dir gerne noch einmal helfen. Aber würdest du deinen Müll das nächste Mal selber rausbringen? Ist es nicht schön, wenn wir ein sauberes Treppenhaus haben?“
„Ja, stimmt schon! Ich wusste nicht, wie es hier abläuft“, sagte der junge Mann.
Seitdem verstehen wir uns prima mit dem jungen Mann. Er kommt oft zu uns, wenn er Fragen hat oder Hilfe braucht. Ich hege großes Mitgefühl für ihn, weil seine Eltern so weit weg wohnen. Das Verhältnis wurde vertrauter.
Der Vater des jungen Mannes kam zu seiner Hochzeit zurück. Er hörte von seinem Sohn, wie wir ihm geholfen hatten. Deshalb wollte der Vater uns einladen und sich bei uns bedanken. Ich sagte ihm, das sei gar nicht nötig, und erklärte ihm, dass ich alle freundlich behandeln würde, seit ich Falun Dafa praktiziere. Der Vater dachte zunächst, Falun-Dafa-Praktizierende seien gegen die Regierung. Deshalb reagierte er abweisend, als ein Praktizierender ihn aufforderte, aus den kommunistischen Organisationen auszutreten. Er sagte: „Nach der Bekanntschaft mit ihnen werde ich noch einmal darüber nachdenken.“
Der junge Mann und sein Vater luden meine ganze Familie zur Hochzeit ein und betonten, wir sollten kein Geldgeschenk machen. Aber ich gab ihm trotzdem einen roten Umschlag mit einer großzügigen Summe darin. Ich dankte dem Meister, dass er alles so genau arrangiert hatte. Der Ärger mit dem jungen Mann gab mir die Gelegenheit, mehr Barmherzigkeit zu zeigen und nachsichtiger zu werden.
Eines Tages riefen mich ein paar Nachbarinnen zu sich, um zu plaudern. Normalerweise nannten sie mich „Schwester“, aber an diesem Tag nannten sie mich einfach „Falun Dafa“. Eine von ihnen sagte: „Wir verstehen nicht ganz. Du bist wirklich anders als alle anderen. Du streitest nicht und schimpfst nicht. Stattdessen packst du die Sache an und löst schwierige Probleme auf höfliche Art und Weise. Wir haben vor unserer Pensionierung als Teamleiter gearbeitet, aber die Querulanten konnten wir nicht zähmen. Du hast mit einem Lächeln auf den Lippen zu ihm gesprochen, und er hat dir sogar zugehört! Wir dachten schon fast, er sei dein Verwandter.“
In Wirklichkeit war meine Nachbarin auf der linken Seite früher Geschäftsführerin gewesen. Früher hatte sie stets versucht, den Streit zwischen den Nachbarn in den unteren Stockwerken (vom ersten bis zum vierten Stock) zu schlichten, sodass sie nicht miteinander kämpften, aber es funktionierte nicht. Wir im fünften und sechsten Stock helfen uns wie in einer großen Familie. Der ehemalige Geschäftsführer ging oft nach unten, um damit zu prahlen, wie gut wir uns im fünften und sechsten Stock verstanden, so dass es den Familien unten schließlich ganz peinlich war, sinnlos zu streiten. Von da an waren sie freundlich zueinander, wenn sie sich trafen.
Die Geschäftsführerin lobte mich: „Die Hausverwaltung sollte dir einen Preis verleihen. Dein Treppenhausabschnitt ist so sauber und friedlich!“ Ich sagte den Anwesenden: „Wir Falun-Dafa-Praktizierenden erwarten kein Ansehen oder Reichtum und tun es ganz aus freien Stücken. Wir hoffen nur, dass sich alle an eine Sache erinnern …“ Diejenigen, da dabeistanden, beendeten meinen Satz gemeinsam mit einem breiten Lächeln: „Falun Dafa ist großartig! Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht sind großartig!“
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