Welchem Maßstab folge ich?

(Minghui.org) Früher bewunderte ich Praktizierende, die ich für gut kultiviert hielt. Was auch immer sie taten, ich neigte dazu, es ihnen nachzumachen, ohne darüber nachzudenken. Bis ich merkte, was ich getan hatte, war ich schon viele Male gestolpert. Aber schon bald fing ich wieder an, anderen nachzueifern. Abgesehen von der Erkenntnis, dass ich mich auf andere verließ, wurde mir auch ein weiterer Grundsatz klar, den ich gerne mit anderen Praktizierenden teilen möchte.

Als ich gestern das Fa auswendig lernte, indem ich es abschrieb, stieß ich auf die folgende Passage:

„Denn die Menschen haben eben Emotionen. Ärger ist ein Ausdruck von Qing, Freude ist ein Ausdruck von Qing, Liebe ist ein Ausdruck von Qing und Hass auch. Etwas gerne machen ist ein Ausdruck von Qing und etwas ungern machen ist auch ein Ausdruck von Qing. Ob man Zuneigung zu jemandem oder Abneigung gegen jemanden hat, ob man etwas gerne oder nicht gerne tut – alles ist ein Ausdruck von Qing. Gewöhnliche Menschen leben nun einmal für Qing. Aber als ein Praktizierender, als ein außergewöhnlicher Mensch, darfst du diesen Grundsatz nicht mehr als Maßstab nehmen, sondern sollst ihn durchbrechen.“ (Zhuan Falun 2019, S. 286)

Plötzlich wurde ich von diesem Satz angezogen: „… als ein außergewöhnlicher Mensch, darfst du diesen Grundsatz nicht mehr als Maßstab nehmen, sondern sollst ihn durchbrechen.“ (ebd.) Es schien mir, als hätte ich diesen Satz noch nie zuvor gesehen. Ich dachte: „Beurteile ich die Dinge mit diesem Maßstab?“ Ich schaute noch einmal auf „diesen Grundsatz“, den der Meister erwähnte, und plötzlich tauchten die Worte „Zuneigung zu jemanden“ vor meinen Augen auf. Ich verstand, dass ich diesen Grundsatz bei der Kultivierung und im täglichen Leben als Maßstab angewandt hatte. Ich schaute zu denjenigen auf, die sich gut kultivierten, und auf diejenigen herab, die sich nicht gut kultivierten, und verabscheute sie. Was ist der Unterschied zwischen dieser Denkweise und der Denkweise der gewöhnlichen Menschen, die „die Armen nicht mögen und die Reichen lieben“? Weil ich diesen Eigensinn hatte, stimmte ich allem zu, was die Praktizierenden sagten, von denen ich dachte, dass sie sich gut kultiviert hätten, unabhängig davon, ob das, was sie sagten, dem Fa entsprach. Was die Praktizierenden betrifft, auf die ich herabschaute, kümmerte ich mich nicht darum, was sie sagten.

Ich erkannte, was die richtige Einstellung sein sollte: Ich sollte mich nicht bewegen lassen, egal wie gut oder schlecht sich andere Praktizierende kultivieren. Ich sollte mich am Fa orientieren und mich auf die Kultivierung meiner selbst konzentrieren. Wenn ich innerlich nicht mehr beurteile, wer sich gut oder schlecht kultiviert, werde ich dann immer noch denen folgen, von denen ich denke, dass sie sich „gut kultivieren“?

Das ist mein persönliches Verständnis. Wenn es darin etwas Unpassendes gibt, bitte ich euch, mich darauf hinzuweisen.