85-Jährige setzt sich mit einem Brief an die Richterin für ihre inhaftierte Tochter ein

(Minghui.org) Sun Caiyan droht wegen ihres Glaubens an Falun Gong eine weitere Gefängnisstrafe, nachdem sie bereits ihren Mann, ihren Vater und ihren Schwiegervater infolge der Verfolgung verloren hat. Ihre 85-jährige Mutter, die im September 2024 nach einer dreijährigen Haftstrafe wegen des Praktizierens von Falun Gong freigelassen wurde, setzt sich nun für die Freilassung ihrer Tochter ein.

Sun, eine Bewohnerin der Stadt Dalian in der Provinz Liaoning, wurde am Abend des 12. Mai 2024 von Beamten der Polizeistation Nansha verhaftet und in der Haftanstalt Yaojia festgehalten. Später legte die Polizei ihren Fall der Staatsanwaltschaft des Bezirks Shahekou vor, die ihn daraufhin an die Staatsanwaltschaft des Bezirks Ganjingzi weiterleitete. Sun lehnte den vom Gericht bestellten Anwalt während ihrer Anhörung vor dem Bezirksgericht Ganjingzi am 9. September 2024 ab und sagte selbst zu ihrer Verteidigung aus. 

Fünf Tage nach ihrer Anhörung wurde ihre Mutter Wang Yuhe aus dem Gefängnis freigelassen. Die Mutter begab sich am 24. September zum Gericht und versuchte, mit der für Suns Fall zuständigen Richterin Lu Dandan zu sprechen. Nachdem sie über zwei Stunden in der Schlange gewartet und die erforderlichen Dokumente ausgefüllt hatte, wurde Wang, deren eine Körperhälfte gelähmt ist, mitgeteilt, dass die Richterin sie nicht empfangen werde. Nachdem sie nach Hause zurückgekehrt war, rief sie die Richterin mehrmals an, aber keiner ihrer Anrufe wurde entgegengenommen.

Seit das kommunistische Regime Chinas die Verfolgung von Falun Gong angeordnet hat, wurde Suns Familie wiederholt ins Visier genommen. Nach einer Verhaftung im Jahr 2014 verurteilte man Sun zu drei Jahren und drei Monaten Gefängnis. Ihr Mann, der über Jahre hinweg enormem Druck ausgesetzt war, starb am 15. Juni 2021 im Alter von 51 Jahren. Der psychische Druck durch die Verfolgung beeinträchtigte auch die Gesundheit ihres Schwiegervaters und ihres Vaters, die im Juni 2016 bzw. 2019 starben.

Als die über 80-jährige Wang nach ihrer Freilassung von der jüngsten Verhaftung ihrer Tochter erfuhr, war sie am Boden zerstört. Ihre Mobilität ist aufgrund der Lähmung stark eingeschränkt und ihr Sehvermögen aufgrund des Grauen Stars stark verschwommen. Sie und ihr 15-jähriger Enkel können sich nur schwer selbst versorgen. Deshalb schrieb Wang den folgenden Brief an Richterin Lu und forderte sie auf, Sun freizusprechen.

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Sehr geehrte Richterin Lu,

ich bin die Mutter von Sun Caiyan und werde dieses Jahr 85 Jahre alt. Ich habe gehört, dass Sie für den Fall meiner Tochter zuständig sind. Ich schreibe Ihnen, um Ihnen die Situation unserer Familie darzulegen, weshalb wir Falun Gong praktizieren und darüber, wie die Verfolgung unsere Familie auseinandergerissen hat. Es mag ein langer Brief sein. Aber jedes Wort stammt aus der Tiefe meines Herzens und ich hoffe, dass Sie ihn zu Ende lesen werden.

Nur weil ich anderen die Vorteile des Praktizierens von Falun Gong geschildert habe, hat man mich zu einer dreijährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Im September 2024 wurde ich aus dem Frauengefängnis der Provinz Liaoning freigelassen und sehnte mich danach, wieder mit meiner Tochter vereint zu sein. Aber dann erfuhr ich die traurige Nachricht, dass sie verhaftet wurde und ihr nun eine weitere Gefängnisstrafe droht. Als ich ihr armseliges Zuhause sah, war ich sehr traurig. Mein Körper ist einseitig gelähmt, was mir große Schwierigkeiten bereitet, mich fortzubewegen. Aufgrund des Grauen Stars kann ich nicht mehr deutlich sehen und bin nicht in der Lage, allein zu leben und mich selbst zu versorgen. Erschwerend kommt hinzu, dass meine Rente ausgesetzt wurde und ich kein Einkommen habe.

Ich lebe derzeit bei meinem 15-jährigen Enkel. Das arme Kind hat seit seiner Geburt keinen einzigen Tag in Frieden gelebt. Er hat bereits seinen Vater verloren und nun ist auch seine Mutter in Gewahrsam und muss mit einer Gefängnisstrafe rechnen. Der Junge, der nun ein Teenager ist, weint und seufzt oft. Wir sind beide auf Caiyans Fürsorge angewiesen! Ohne sie gestaltet sich jeder Tag enorm schwierig.

Caiyan befand sich von klein auf in einem sehr schlechten Gesundheitszustand. Nach einer Lungenentzündung litt sie über lange Zeit unter Atemnot. An schlechten Tagen musste sie beim Hinaufsteigen der Treppen zu unserer Wohnung mehrere Pausen einlegen. Sie probierte verschiedene Medikamente aus und bekam Spritzen, aber nichts half. Als sie sich zudem den ständigen Streitereien zwischen mir und meinem Mann ausgesetzt sah, verlor sie jede Hoffnung im Leben.

Später begann Caiyan, Falun Gong zu praktizieren, was ihre Weltanschauung komplett veränderte. Auf einmal verstand sie den Sinn des Lebens, orientierte sich an den Prinzipien Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht und hatte stets gute Laune. Ihr Lungenleiden verschwand vollständig und sie fand eine gute Stelle.

Erstaunt über ihre Veränderungen begann ich ebenfalls, Falun Gong zu praktizieren. Der Bandscheibenvorfall und die Ischiasbeschwerden [Schmerzen, Schwäche, Taubheit oder Kribbeln im Bein], die mich jahrelang gequält hatten, verschwanden kurz darauf. Ich hörte auf, mit meinem Mann zu streiten, und unser Familienleben wurde harmonisch.

Caiyan lernte später Guo Qi auf dem Übungsplatz kennen und heiratete ihn.

Wir dachten, dass unsere Probleme längst hinter uns lägen, bis im Juli 1999 die Kommunistische Partei Chinas die Verfolgung von Falun Gong anordnete, was zu Massenverhaftungen, Inhaftierungen und Folter von Falun-Gong-Praktizierenden führte. Weil sie sich gegen die Verfolgung aussprach, wurde Caiyan festgenommen, inhaftiert, mit einer Geldstrafe belegt und aus ihrer Stelle entlassen.

Nachdem ich mehrere politische Kampagnen unter der Herrschaft des kommunistischen Regimes miterlebt hatte, war ich durch die häufigen Schikanen des Wohnkomitees derart traumatisiert, dass ich mit der Kultivierung aufhörte. Doch bald darauf traten viele meiner früheren Krankheiten wieder auf und ich wurde bettlägerig. Ich ließ mich von verschiedenen Ärzten behandeln, aber mein Zustand verschlimmerte sich immer weiter. Als ich keinen anderen Ausweg mehr sah, nahm ich das Praktizieren von Falun Gong wieder auf und erholte mich innerhalb einer Woche.

Am 19. Februar 2001 erhielt mein Schwiegersohn Qi einen Anruf von seinem Vorgesetzten, der ihn aufforderte, zur Arbeit zu kommen, obwohl er sich für diesen Tag frei genommen hatte. Als er an seinem Arbeitsplatz ankam, wurde er von Beamten der Polizeistation Heishijiao verhaftet. Gegen zwei Uhr morgens des darauffolgenden Tages öffneten die Polizisten seine Wohnungstür mit seinem Schlüssel und versuchten, Caiyan festzunehmen, die im neunten Monat schwanger war und am 15. März die Geburt ihres Kindes erwartete. Als ihr Unterleib zu schmerzen begann, ließen sie von ihr ab und gingen wieder, tauchten jedoch sechs Stunden später wieder auf, um sie abermals zu verhaften, aber Caiyan hatte inzwischen das Haus verlassen. Die Polizisten durchsuchten ihre Wohnung und beschlagnahmten einen Teil ihrer Habseligkeiten.

Qi wurde insgeheim zu drei Jahren Zwangsarbeit verurteilt, ohne dass uns jemand darüber informierte. Es kostete uns viel Mühe, ihn im Zwangsarbeitslager Dalian zu finden. Die Wärter folterten ihn, indem sie ihn entkleideten und mit einem mit Eisenstücken besetzten Holzstock schlugen, mit Elektrostäben schockten und ihn zwangsernährten, nur um ihn dazu zu bringen, dass er das Praktizieren von Falun Gong aufgab. Außerdem bekam er Krätze am ganzen Körper sowie ein Körperödem, konnte keinen Urin mehr ablassen und litt unter Atemproblemen. Im Februar 2002 brachten die Wärter Qi ins Krankenhaus, wo man bei ihm eine akute Glomerulonephritis (Entzündung der winzigen Filter in den Nieren) feststellte. Nachdem der Arzt vorausgesagt hatte, dass Qi nur noch wenige Tage zu leben hatte, überließen die Wärter uns die Bezahlung der Arztrechnung.

Nach seiner Freilassung suchten die Wärter des Zwangsarbeitslagers Qi mehrmals auf, um ihn zu schikanieren, und versuchten, ihn zurückzubringen, damit er seine Strafe absaß. Um einer weiteren Verfolgung zu entgehen, sahen er und Caiyan sich gezwungen, von zu Hause wegzuziehen und ihre ältere Tochter bei uns zu lassen. Im Jahr 2008 kehrten sie schließlich nach Hause zurück.

Zu diesem Zeitpunkt kämpfte Caiyans Schwiegervater bereits seit mehr als zehn Jahren mit der Parkinson-Krankheit. Caiyan und Qi kümmerten sich gut um ihn und sein Zustand verbesserte sich zusehends. Bald darauf war er in der Lage, den Boden zu fegen, den Tisch abzuwischen und von seiner Wohnung im fünften Stock die Treppe hinauf- und hinunterzugehen und einen Spaziergang zu machen.

Im Jahr 2011 gebar Caiyan einen Sohn. Am 21. Juli 2014 wurde Caiyan von Beamten der Polizeistation Navy Plaza und der Polizeistation Chunhai abermals verhaftet und später zu drei Jahren und drei Monaten Gefängnis verurteilt. Nach der gewaltsamen Hausdurchsuchung durch die Polizei und den ständigen Schikanen, denen die Familie danach ausgesetzt war, konnte Caiyans Schwiegervater es nicht mehr ertragen und wurde bettlägerig. Er verstarb im Juni 2016.

Nach ihrer Freilassung im Oktober 2017 war Caiyan so schwach, dass sie bereits nach wenigen Schritten eine Pause einlegen musste. Dennoch wurde sie von der Polizei und den Gemeindearbeitern weiterhin persönlich und am Telefon schikaniert. Die ständige Angst und Verfolgung wirkten sich auch auf die Gesundheit meines Mannes aus, sodass er 2019 verstarb.

In all den Jahren war auch Qi dem enormen Druck der Verfolgung ausgesetzt, sodass er am 15. Juni 2021 unerwartet verstarb. Er war erst 51 Jahre alt.

Während ihre Angehörigen einer nach dem anderen dahinschieden, kümmerte sich Caiyan um mich und ihren Sohn, während sie auch noch ihrer Vollzeitstelle nachging. Wir waren aufeinander angewiesen. Das Leben war hart, aber irgendwie schafften wir es, alle Schwierigkeiten zu bewältigen.

Dann, am 14. Oktober 2021, nur vier Monate nach Qis Tod, wurde ich von Liu Yu und einem weiteren Beamten namens Yang des Polizeireviers Heishijiao in meiner Wohnung verhaftet. Die Behörden erlaubten weder meinem Anwalt noch meinen Familienangehörigen, mich zu besuchen. Später wurde ich zu drei Jahren Gefängnis verurteilt und am 31. Dezember 2021 in das Frauengefängnis der Provinz Liaoning überstellt. Ab April 2023 setzte das Sozialversicherungsbüro des Bezirks Jinpu New meine Rente aus, während ich aufgrund der Folter im Gefängnis sehr geschwächt und nicht mehr in der Lage war, ohne Hilfe zu gehen. Caiyan beantragte für mich die Freilassung für eine medizinische Behandlung, was jedoch von dem Wärter-Leiter Li abgelehnt wurde, der auch für zwei Monate das Verbot von Familienbesuchen verhängte.

Als ich am 14. September dieses Jahres freigelassen wurde, konnte ich es kaum erwarten, Caiyan wiederzusehen. Doch dann musste ich erfahren, dass sie von Beamten des Polizeireviers Nansha verhaftet worden war, nur weil sie ein Plakat über Falun Gong aufgehängt hatte. Mir wurde gesagt, dass sie in der Haftanstalt in Dalian festgehalten werde und bereits einen Gerichtstermin wahrgenommen habe, zu dem unsere Familie nicht zugelassen gewesen sei. Ich sehne mich jeden Tag nach ihrer Rückkehr und mache mir große Sorgen um sie.

Über das Leid unserer Familie in den letzten 25 Tagen könnte ich noch tagelang weiterschreiben!

Abschließend möchte ich Sie auf die Unrechtmäßigkeit der Verfolgung hinweisen und festhalten, dass kein Gesetz in China Falun Gong kriminalisiert oder als Sekte bezeichnet. Die Glaubensfreiheit ist ein von der Verfassung geschütztes Grundrecht der Bürger. Der Besitz oder die Verbreitung von Materialien zu Falun Gong ist völlig legal. Die Materialien sind das persönliche Eigentum der Falun-Gong-Praktizierenden und kein Beweis für ihre Verbrechen. Falun Gong leitet die Menschen an, freundlich zu sein. Die Praktizierenden richten sich täglich nach diesen Prinzipien und fügen niemandem, auch nicht der Gesellschaft im Allgemeinen, Schaden zu.

Geschätzte Richterin Lu, ich möchte Sie dringend bitten, jedes Mal, wenn Sie einen Falun-Gong-Praktizierenden zu einer Gefängnisstrafe verurteilen, an die Folgen zu denken: Die Folter, die sie im Gefängnis erleiden könnten, der Schmerz und das Leid, das ihre Familien durchmachen müssen und dass die Praktizierenden für ihre Organe getötet und für immer von ihren Familien getrennt werden.

Die Entscheidung liegt in Ihrer Hand. Ob aus Gewissensgründen oder aus Gründen der Gerechtigkeit hoffe ich, dass Sie sich dafür einsetzen, meiner Tochter weiteres Leid zu ersparen und unserer zerrütteten Familie etwas Hoffnung zu geben.

Danke, dass Sie diesen Brief gelesen haben! Sie werden für Ihre Freundlichkeit gesegnet sein!

Sun Caiyans Mutter, Wang Yuhe

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