Eine unvergessliche Kultivierungszeit
(Minghui.org) Ich bin 75 Jahre alt und habe 1996 mit der Kultivierung im Falun Dafa begonnen. In jenem Frühjahr besuchte ich meine Schwester. Auf ihrem Schreibtisch sah ich das Zhuan Falun. Ich war neugierig und nahm das Buch in die Hand. Als ich das Foto des Autors sah, hatte ich das Gefühl, ihn vor einiger Zeit schon einmal gesehen zu haben, aber ich wusste nicht wo.
Meine Schwester erzählte mir, dass es fünf Übungen gebe, die leicht zu erlernen seien. Bei Falun Dafa kultiviere man sich geistig und körperlich. Es erfordere das Fa-Lernen und das Praktizieren der fünf Übungen. Sie schenkte mir das Buch. Ich wollte es unbedingt lesen und nahm es mit beiden Händen entgegen.
Nachdem ich das Zhuan Falun das erste Mal gelesen hatte, blieben mir die Erklärungen des Meisters zu verschiedenen Themen in Erinnerung wie „Ohne Verlust, kein Gewinn“, „Bei der Kultivierung muss man sich auf eine Schule konzentrieren“, „Das Hauptbewusstsein muss stark sein“ und „Das Herz muss aufrichtig sein“.
Zu jener Zeit arbeitete ich in einem taiwanischen Lebensmittelunternehmen. Ich war Leiterin einer Niederlassung mit fast einhundert Mitarbeitern. Fast alle Angestellten wurden aus Shandong rekrutiert, unter ihnen auch junge Leute über 20, die wenig Bildung hatten und weit weg von zu Hause waren. Ich tat mein Bestes und kümmerte mich gut um sie.
Zum Beispiel sammelte ich Verpackungsmaterial für frische Lebensmittel und verkaufte es an die Abfallsammler. Von dem Geld kaufte ich Handtücher für die Angestellten. Im Sommer schwitzten sie in ihren Monturen, deshalb kaufte ich von dem Geld noch weiße T-Shirts für die männlichen Angestellten und weiße T-Shirts mit Blumenaufdruck für die weiblichen Angestellten.
„Ihr müsst eure Arbeit gut machen, einander helfen und tolerant sein“
Oft erzählte ich den Arbeitern von den Fa-Grundsätzen Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht. Zudem sagte ich zu ihnen: „Ihr müsst eure Arbeit gut machen, einander helfen und tolerant sein.“
Als der Chef kam, um nach dem Rechten zu sehen, sah er, dass alle Arbeiterinnen und Arbeiter T-Shirts trugen. Er erfuhr, dass ich mit dem Geld aus dem Abfallverkauf diese T-Shirts sowie jeden Monat neue Handtücher gekauft hatte. Der Chef dankte mir dafür, dass ich mich um die Arbeiter gekümmert hatte, und sagte: „In anderen Filialen kümmert sich niemand um diese Dinge. Einige Niederlassungsleiter haben sogar die Lebenshaltungskosten vom Gehalt der Mitarbeiter abgezogen und für Lebensmittel von schlechter Qualität verwendet.“
Bei meiner Arbeit handelte ich nach Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht. Daher gewann ich das Vertrauen des Chefs und das Lob der Arbeiter.
Im September 1997 wurde ich mit der Leitung einer neuen Filiale in der Nähe meiner Heimatstadt betraut. „Es kann dort schwierig sein“, sagte der Chef, „aber ich glaube, Sie werden es gut machen. Versuchen Sie es, und wenn es nicht klappt, schließen wir die Filiale und Sie können wieder in die Zentrale zurückkehren.“
Bei meiner Ankunft stellte ich fest, dass die Verwaltung chaotisch und die Buchhaltung unübersichtlich war. Es gab etwa 20 Angestellte und so gut wie keine Umsätze. Sie hatten keine Arbeit und spielten den ganzen Tag lang Karten und Schach. Als die Mitarbeiter mich sahen, freuten sie sich sehr: „Wir haben schon auf Sie gewartet!“ Nach der Firmenpolitik mussten die Arbeiter in regelmäßigen Abständen in verschiedenen Niederlassungen arbeiten, deshalb kannten sie mich schon alle. Sie erzählten mir, dass sie nur sehr wenige Produkte herstellen würden, weil sie befürchteten, sie würden sich nicht verkaufen lassen. Am nächsten Tag wies ich sie an, den Arbeitsplatz und die Schlafräume gründlich zu reinigen.
Am folgenden Tag begann ich mit dem lokalen Marketing. Ich besuchte die Geschäftsführer der örtlichen Lebensmittelgeschäfte in den großen Einkaufszentren und hoffte, dass sie mit mir zusammenarbeiten würden.
Als ich zurückkam, ging ich in die Unisex-Toilette im Obergeschoss. Der Boden war verschmutzt und überall lag Toilettenpapier herum. Ich nahm einige Plastiktüten und sammelte das Toilettenpapier ein. Dann verteilte ich Reinigungsmittel und Wasser auf den Boden und schrubbte ihn mit einem Schrubber. Währenddessen kam ein Arbeiter und sah, wie ich die Toilette reinigte. Er weinte, schob mich hinaus und sagte: „Lassen Sie das uns Arbeiter machen.“ Dann holte er mehrere Kollegen und reinigte die Toilette einschließlich der Wände, innen und außen.
Freundlich sagte ich zu ihnen: „Wir sollten unsere Gemeinschaftsräume pflegen. Eine saubere Umgebung macht die Menschen zufriedener und sie werden seltener krank.“ Später bat ich den Leiter der Zweigstelle, einen Rotationsplan für die Reinigung aufzustellen, in den ich mit einbezogen war. Von da an hielten die Arbeiter das Haus immer sauber.
Während der Essenszeit bemerkte ich, wie viele Arbeiter die Haut der gedämpften Brötchen abzogen und anschließend auf den Tisch warfen. Ich nahm das gedämpfte Brötchen und aß es ganz. Das ging mehrere Tage lang so. Am sechsten Tag meldete sich der Lagerverwalter zu Wort: „Unsere Chefin isst gedämpfte Brötchen mit Haut! Ist das Leben von uns anderen mehr wert als das der Chefin?“ Ich sagte zu ihnen: „Wir sind alle auf dem Lande aufgewachsen und unsere Vorfahren waren Bauern. Zieht ihr die Haut der Brötchen ab, wenn ihr zu Hause esst? Das bringt unsere Vorfahren wirklich zum Weinen!“ Von da an lagen auf dem Tisch nur noch ganze Brötchen.
Nachdem ich das Büro übernommen hatte, musste ich die Marktgeschäfte und weitere Aufgaben schultern. Ich hielt mich an Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht und nach und nach verbesserte sich die Situation. Ursprünglich war die Zweigstelle von der Zentrale abhängig, die den Betrieb finanzierte, angefangen beim Einkauf von Rohstoffen über die Gebäudemiete bis hin zu den Löhnen der Mitarbeiter. Später bezahlten wir alles aus den Gewinnen unseres örtlichen Unternehmens. Wir erwirtschafteten sogar weitere Gewinne, erweiterten die Produktion und mieteten dafür ein größeres Fabrikgebäude an. Während der gesamten Zeit in der Firma hielt ich immer an meinem Glauben Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht fest.
Im Herbst 1998 zog das Unternehmen an einen neuen Standort um. Ich stellte Frau Wang, eine Falun-Dafa-Praktizierende, als Köchin für die Cafeteria ein.
Jeden Tag nach dem Abendessen, wenn die Arbeiter in der Werkstatt zu arbeiten begannen, reinigte Frau Wang die Cafeteria. Anschließend kam sie in mein Zimmer und wir lasen gemeinsam das Zhuan Falun. Jeder von uns las abwechselnd einen Abschnitt. Wir lernten jeden Tag gemeinsam das Fa und machten die Übungen.
An einem Tag im Frühjahr 1999 kam Frau Wang ganz aufgeregt in mein Büro: „Chefin, ich habe heute Morgen den Müll rausgebracht. Im Weizenfeld saß eine ältere Frau und las das Zhuan Falun! Sie sagte, dass viele Menschen in ihrem Dorf Falun Dafa praktizieren würden. Jeden Abend um 19:00 Uhr lesen sie das Fa auf dem Gelände des Dorfkomitees und um fünf Uhr morgens machen sie die Gruppenübungen im Dorfpark. Wir können auch mitmachen!“
Sofort ging ich zum Weizenfeld. Aber es war keine ältere Frau zu sehen, sondern ein Mann um die 40, der das Zhuan Falun las. Ich sagte, dass hier eine ältere Frau gelesen worden sei. Höflich klärte er die Situation auf: „Ja, das ist meine Mutter. Sie ist gerade zum Mittagessen gegangen.“ Ich fragte ihn nach den Orten für das Fa-Lernen und den Übungsplatz der Falun-Dafa-Gruppe.
Noch am selben Abend gingen Wang und ich dorthin. Es war ein großer Raum. Einige Leute waren gerade am Putzen. Sie freuten sich sehr, dass wir zu ihnen kamen. Gegen 20:00 Uhr waren fast 80 Leute da. Alle saßen im Lotussitz auf den mitgebrachten Sitzmatten. Dann begannen wir, die neuen Vorträge des Meisters zu rezitieren, darunter „Lunyu“, „Himmelsgewölbe“, „Wahre Kultivierung“, „Erkennen“, „Ebenen der Gesinnung“, „Standhaftigkeit“, „Was bedeutet Nachsicht (Ren)?“, „Kurze Erklärung über Shan“ und „Große Offenbarung“.
Ich war verblüfft von dieser Szene. Bis zu diesem Abend hatte ich meistens allein geübt und manchmal nachts mit Wang das Fa gelernt. Dies war das erste Mal, dass ich mit einer großen Gruppe von Praktizierenden zusammenkam und am Fa-Lernen in der Gruppe teilnahm. Die Stimmen der Praktizierenden – Männer, Frauen, ältere Menschen und junge Studenten –, die gemeinsam das Fa vortrugen, waren wirklich beeindruckend!
Als Nächstes lasen wir in der Gruppe die erste Lektion im Zhuan Falun – jeder las einen Absatz. Aufgrund der unterschiedlichen Lesefähigkeiten lasen einige fließend, während andere sehr langsam lasen oder stockend. Alle hörten geduldig zu und lasen der Reihe nach. Keiner flüsterte den anderen etwas zu.
Während des Fa-Lernens an diesem Abend wurde mir die Kluft zwischen mir und den Mitpraktizierenden bewusst. Ich wollte aufholen, fleißig sein und mich wirklich kultivieren! Nach dem Lesen erinnerte der Koordinator alle daran, das Fa mehr zu lesen, wenn sie Zeit hätten, und diejenigen ohne Bildung sollten im Voraus lesen. Er fragte auch mich und Frau Wang, ob wir die neuen Vorträge des Meisters hätten und alle Übungen kennen würden. Wir sagten, dass wir den Illustrationen im Buch Falun Gong – Der Weg zur Vollendung gefolgt seien, aber noch nicht sehr geübt seien.
Am nächsten Morgen nahm ich um 05:00 Uhr morgens an den Gruppenübungen im kleinen Park teil. Es waren etwa 80 Personen, Männer und Frauen auf zwei Seiten aufgeteilt, die die Übungen nach den Anweisungen des Meisters einheitlich durchführten. Die erfahrenen Mitpraktizierenden korrigierten ab und zu die Bewegungen der neuen Schüler. Sie legten eine großartige Grundlage für meine zukünftige Kultivierung.
Nachdem ich mich der Fa-Lerngruppe angeschlossen hatte, verstand ich, was Kultivierung bedeutet und wie man sich kultiviert. Durch das viele Lesen und Rezitieren des Fa lernte ich, mich bei der Arbeit und im täglichen Leben mit dem Maßstab des Fa zu messen. Danach besorgte ich mir auch ein Essentielles für weitere Fortschritte I und andere neue Vorträge des Meisters. Ich las eifrig und prägte mir die Worte des Meisters ein. Eingetaucht in das Fa wurde ich wirklich gesund – geistig und körperlich.
Während ich das Fa lernte und die Übungen in der Gruppe machte, sah ich auch, wie sich die Falun-Dafa-Praktizierenden verhielten. Sie dachten immer zuerst an die anderen. Vor den morgendlichen Übungen sammelte jeder Praktizierende herumliegenden Müll, Altpapier und leere Flaschen auf und tat sie in eine Plastiktüte.
Eines Morgens stand ich etwas zu spät auf. Um schneller dort zu sein, wollte ich über den Zaun des Parks klettern. Als ich mein Bein anhob, um hinüberzuklettern, hielt mich eine ältere Frau auf: „Das ist nicht zivilisiert. Gehen wir lieber durch den Haupteingang. Wir sind Falun-Dafa-Praktizierende und müssen gute Menschen sein.“
Seitdem ich am Fa-Lernen in der Gruppe und an den Übungen teilnehme, habe ich ein neues Fa-Verständnis gewonnen. Zuerst habe erkannt, dass ich ein guter Mensch sein sollte, aber auch, dass ich noch besser als ein guter Mensch sein sollte. Ich sollte ganz selbstlos sein und zuerst an andere denken.
Bei meiner Arbeit tat ich mein Bestes und kümmerte mich gut um die Angestellten. Ich erzählte den Arbeitern immer wieder von Falun Dafa, von Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht und wie man ein guter Mensch ist. Ich erklärte ihnen das Verhältnis zwischen Verlust und Gewinn. Gleichzeitig hielt ich mich streng an die Fa-Prinzipien. Da wir uns in einer ländlichen Gegend mit vielen Mücken befanden, gab ich das restliche Essensgeld und das Geld aus dem Verkauf von Verpackungsabfällen für den Kauf von Moskitonetzen, Handtüchern und Steppdecken für die Angestellten aus.
Die Arbeiter sagten: „Das Essen in Ihrer Filiale ist das Beste.“ Als der Chef zu uns kam, um sie zu inspizieren, fragte er mich während des Essens: „Wie haben Sie das so gut hinbekommen?“ Darauf sagte ich zu ihm: „Ich praktiziere Falun Dafa. Ich habe gehört, dass sich in anderen Filialen niemand um das Essen der Mitarbeiter kümmert. Weil das Essen nicht gut war, aßen es die Mitarbeiter nicht mehr, und alles landete in den Müllcontainern außerhalb der Kantine. Am Ende des Tages gingen die Angestellten los, um Instant-Nahrung zu kaufen.“
Der Neffe des Chefs war der Produktionsleiter. Als er in meine Filiale wechselte, sagte er: „Ich habe mich schon darauf gefreut, hierher zu kommen. Sie behandeln die Arbeiter wirklich wie Menschen. Ich bin in allen fünf Niederlassungen unseres Unternehmens eingesetzt worden. Unter vier Augen haben alle gesagt, dass wir für Sie stimmen werden, wenn die Zentrale die Niederlassungs-Leiter auszeichnet!“
Falun Dafa hat mich zu einem besseren Menschen gemacht. Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht hat allen und jedem, der es gelernt hat, gutgetan. Ich bin dem verehrten Meister äußerst dankbar! Ich vermisse diese Zeit der Kultivierung, aber sie wird für immer in der Geschichte des Kosmos existieren.
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