Medienberichte vom Platz des Himmlischen Friedens am "1. Oktober"


[ BBC ] Hunderte von Falun Gong Ausübenden verhaftet

Am 1. Okt. 2000: Hunderte von Falun Gong Anhängern verhaftet; kurz vor dem chinesischen Nationalfeiertag die Anstrengungen verstärkt; Rupert Wingfield-Hayes. Beijing.

Aufgrund der großen Proteste von Hunderten von Lernenden der verbotenen Falun Gong Bewegung*, sah sich die chinesische Regierung gezwungen, den Platz des Himmlischen Friedens für über eine Stunde zu sperren.

Trotz zahlreicher Sicherheitsmaßnahmen mit dem Versuch, die Falun Gong Ausübenden davon abzuhalten, während der Feierlichkeiten am heutigen Nationalfeiertag in Peking auf den Platz zu kommen, fanden Proteste statt.

Beim Sonnenaufgang kamen Zehntausende von einfachen Menschen zum Platz des Himmlischen Friedens, um der Zeremonie des Hissens der Staatsflagge beizuwohnen.

Sicherheitsmaßnahmen waren nie in diesem Ausmaß zu sehen. Einheitlich gekleidete Polizisten standen Schulter an Schulter nebeneinander und bildeten eine Menschenwand entlang des riesigen Platzes.

Die erschrockenen Zuschauer

Am Anfang schien alles ganz ruhig zu sein. Plötzlich aber, gegen 8:30, erschienen unter den Menschen Falun Gong-Kundgebende, die Banner hochhielten und „Falun Gong ist gut!” riefen.

Hunderte von Polizisten drängten auf den Platz und versuchten die Proteste zu unterbinden. Sie wurden allerdings durch die Menge der einfachen Besucher daran gehindert. Die Besucher waren vor Schreck erstarrt, als die Polizisten die Protestierenden einfingen.

Eine Gruppe Polizisten begann den Platz zu räumen, als immer mehr Falun Gong Leute erschienen. Sie verfrachteten die Menschen in die Wagen und fuhren weg. Die Zahl der Protestierenden ist auf mehrere Hundert zu schätzen.

Kontrollstellen

Aus der Angst vor den Protesten der verbotenen Falun Gong Bewegung führte die Regierung in Peking an den Tagen vor dem Nationalfeiertag täglich 24 Stunden lang schwere Sicherheitsmaßnahmen durch.

An Bahnhöfen, Busbahnhöfen sowie an den Hauptstraßen, die nach Peking führen wurden polizeiliche Kontrollstellen eingerichtet.

Trotz alledem schienen zahlreiche Falun Gong Leute in der Lage sein, die polizeilichen Kontrollen zu umgehen und ihre Proteste auszudrücken.

*Anmerkung des Übersetzers: Falun Gong ist eine Kultivierungsmethode, keine Religion, Sekte bzw. Glaubensgemeinschaft. Die Bezeichnung als „sect” u.a. im Originaltext beruht auf einem Mißverständnis des Autors.

[ CNN ] Polizisten schlugen und verhafteten Falun Gong Ausübende auf dem Platz des Himmlischen Friedens

Lisa Weaver, 1. Okt. 2000

Peking, China (CNN): Augenzeugen berichteten, dass die Polizisten auf dem Platz des Himmlischen Friedens am Sonntag während der Proteste von Falun Gong diese schlugen und mehrere Dutzend von Ausübenden** der verbotenen Falun Gong Gruppe in die Polizeiwagen pferchten.

Die Geräte von Journalisten sowie anderen Menschen, welche die Proteste fotografierten bzw. filmten, wurden beschlagnahmt - darunter ein CNN-Fotograph Wen-Chun Fan. Seine Videobänder wurden von den Polizisten beschlagnahmt. Ihm war nicht bekannt, wie viel Falun Gong Anhänger auf dem Platz protestierten.

Auf diesem Platz, wo im Jahr 1989 das Blut der Demokartie-Bewegung floss, waren Falun Gong Leute zu sehen, die Flugblätter verteilten.

Der geplante Protest von Falun Gong Anhängern am Sonntag trifft mit dem chinesischen Nationalfeiertag zusammen. Sie sagen, sie wollen an die chinesische Regierung appellieren, damit Falun Gong als Gruppe anerkannt wird. Die Regierung bezeichnete im Juli 1999 diese Gruppe als „bösen Kult” und beschuldete sie, den Tod von Hunderten von Ausübenden verursacht zu haben. Danach wurde die Gruppe verboten.

Am Samstag trafen sich die führenden Personen der chinesischen Regierung in der Kongresshalle in Peking, um am feierlichen Essen des Nationalfeiertages teilzunehmen.

Die Falun Gong Gruppe behauptet, keine politische Ambitionen zu haben. Falun Gong basiert auf der taoistischen Lehre (Verständnis des Reporters, eigentlich gehört Falun Gong zum buddhistischen System, die darin erklärten Prinzipien gehen jedoch weit über buddhistische und daoistische Erkenntnisse hinaus), der fünf körperliche Übungen hinzugefügt sind. Sein Begründer Li Hongzhi ist im Exil und soll in den USA ansässig sein.

In den frühen Tagen dieser Woche sandten Falun Gong Anhänger den Medien Emails zu, in denen der Plan für den Sonntag bekanntgegeben wurde. Die Polizisten reagierten darauf, indem um 3 Uhr am Sonntag der Platz gesperrt wurde. Anderen Menschen wurde erlaubt, an der Zeremonie des Hissens der Staatsflagge teilzunehmen.

Laut Aussage der Gruppe wurden einige Ausübende im ganzen Land an verschiedenen Bahnhöfen durch die Polizei abgefangen, als sie versuchten zur Hauptstadt zu fahren.

** Weil Falun Gong keine Organisation im engeren Sinne hat, werden hier in der Übersetzung anstatt von „Mitgliedern (members)” zu sprechen, Ausdrücke wie „Ausübenden” und „Lernenden” verwendet.

[ AP ] Proteste von Falun Gong

Autor: Martin Fackler
01.10.2000



AP-Foto: Direkt vor den Augen vieler Menschen trat ein zivil gekleideter Polizist

mit seinem Schuh auf das Gesicht eines Praktizierenden,

während ein anderer nicht nur auf das Bein des Praktizierenden trat,

sondern ihm zugleich ein Messer an den Hals drückte.

Peking - Ungeachtet der strengen Sicherheitsmaßnahmen zu den patriotischen Feierlichkeiten an dem chinesischen Nationalfeiertag, protestierten Anhänger vom verbotenen Falun Gong am Sonntag auf dem Platz des Himmlischen Friedens, indem sie Losungen riefen und gelbe Banner ausrollten.

Polizisten in Uniformen bzw. Zivilkleidungen schlugen und stießen die Falun Gong Anhänger mit Fußtritten. Allerdings, sobald eine Gruppe unterdrückt wurde, begann eine neue zu protestieren. Die Polizei sperrte einen Teil des bekanntesten Platzes in China an dem Tag, der die 51-jährige Herrschaft der chinesischen KP über China symbolisiert - eine Aktion, die ziemlich peinlich war.

Innerhalb einer Stunde hat die Polizei bereits mindestens 300 Protestierende verhaftet. Seit dem Verbot von Falun Gong durch die Regierung vor 14 Monaten war dies eine der größten Proteste dieser Bewegung.

Polizeibeamte zwangen die Protestierenden in kleine Polizeibusse und packten diese so voll mit Menschen, dass die Türen kaum zu schließen waren. Mehrere große Busse wurden organisiert, um die übrigen fortzubringen. Noch mehrere Dutzend Personen saßen auf dem Platz, eingekreist von Polizisten, während auf weitere Polizeibusse gewartet wurde.

„Falun Gong ist unschuldig,” rief ein Protestierender, während er vor der Polizei davon rannte. Andere hoben Banner hoch auf denen stand: „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht” - die Prinzipien dieser Gruppe.

Eine Frau im mittleren Alter, Blut floß aus ihrem Mund, hat sich kaum von einigen Polizisten befreit, da wurde sie wieder ergriffen. Die Polizisten schlugen auf ihren Kopf und schleppte sie in den Wagen. Eine andere Frau versuchte der Polizei zu entkommen, kaum konnte sie Boden gewinnen, wurde sie von in Zivil gekleideten Polizisten mit dem Fuß umgestoßen.

Die Proteste und die Brutalität haben die Zehntausenden von chinesischen Touristen, Kindern, Familien und Geschäftsleute in Anzügen erschrocken, als diese gerade die Blumenausstellung auf dem Platz zum Nationalfeiertag besichtigten. Polizisten rannten einige Zuschauer um, als sie die Anhänger der Gruppe verfolgten.

Die Proteste auf dem Platz beweisen, dass die standhaften Falun Gong Anhänger immer noch nicht wegen der Verfolgung durch die Polizei und den Verleumdungen durch die staatlichen Medien aufgegeben haben. Seit der Unterdrückung hat die Polizei bereits mehrere tausend Anhänger inhaftiert, oft allerdings nur kurzfristig, während die Führenden zu einer Haft bis zu 18 Jahren verurteilt wurden. (Anmerkung des Übersetzers: Als „die Führenden” hier ist die Mitglieder des früheren Falun Gong Forschungsinstitutes gemeint. Da Falun Gong locker organisiert ist, haben Mitglieder des Forschungsinstitutes in Wirklichkeit keine führenden Verhältnisse zu den einfachen Praktizierenden.)

... ...

Wie Falun Gong und eine Menschenrechtsorganisation berichteten, durchsuchten Polizisten die Busse und Züge die nach Peking fuhren. In den letzten zwei Wochen wurden nach der Aussage des Informationszentrums für Menschenrechte und Demokratie in Hongkong in den Umgebungsprovinzen 600 Anhänger verhaftet, um zu vermeiden, dass sie in die Hauptstadt gehen.

Ein engagierter Falun Gong Anhänger berichtete in einer E-Mail, die er den ausländischen Journalisten in Peking schickte, dass Polizisten 38 Anhänger in einem Zug verhaftet haben. Laut der E-Mail verlangte die Polizei in den Nordoststädten Dalian und Changchun von den Passagieren im Zug, Falun Gong zu beschimpfen oder Beweise aufzubringen, dass sie keine Falun Gong Anhänger seien.

Der Platz des Himmlischen Friedens ist das Zentrum des Feiertages, auf dem am 1. Okt. 1949 Mao Tse Tong die Gründung der VR China verkündete. Sicherheitsmaßnahmen schienen den ursprünglichen Plan der Gruppe, weite Proteste bei der Zeremonie des Hissens der Staatsflagge am frühen Morgen durchzuführen, verhindert zu haben.

Unter die mehr als 100.000 Besucher mischten sich Polizisten und in Zivil gekleidete Agenten. Mehrere Hundert bewaffnete Polizisten belagerten den Platz. Noch weitere Hundert warteten in den Unterführungen auf die Zeremonie.

Die Proteste begannen zwei Stunden später, als Polizisten einige verhafteten, die sie für mutmaßliche Anhänger hielten. Da die Polizisten sich bei diesen Personen sammelten, hoben währenddessen weitere Anhänger an anderen Stellen des Platzes Banner hoch und riefen Losungen. Sie warfen dabei weiße und hellgelbe Flugblätter in die Luft.

Um die Menschen aus den Weg zu räumen, fuhren Wagen für die Straßenreinigung vor den Polizeiautos. Selbst in den Minibussen hoben Falun Gong Anhänger Banner hoch. Manch andere streckten ihre Körper aus dem Fenster und machten den Buddhagruß.

„Falun Gong ist gut. Falun Gong ist gut.” riefen Protestierende aus einem Bus, meist Frauen mittleren Alters in einfachen Kleidungen, als die Polizisten versuchten, die Fenster zu schließen.



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