Kunst gegen Haft: Zhang Cuiying

Vom Streben nach innerer Harmonie

Stuttgarter Nachrichten, 29.10.2001

Malerin Zhang Cuiying will Falun-Gong-Anhängern helfen

Die Gegensätze könnten nicht krasser sein: Flötenmusik und chinesische Malkunst auf der einen Seite und auf der anderen die Schilderung von Folter und Verfolgung. Die australische Malerin Zhang Cuiying stellte am Samstag im Chinagarten ihre Bilder aus und berichtete über ihre Haft in chinesischen Gefängnissen.

VON HENDRIK KRUSCH

Acht Monate war Zhang Cuiying Schlägen, Tritten, Demütigungen und Beschimpfungen ausgesetzt. Ihr Verbrechen: Sie wollte im vergangenen Jahr Chinas Staatschef Jiang Zemin vom Verbot der Übungspraktik Falun Gong abbringen und hatte dafür öffentlich demonstriert. Dabei habe ihr die Art Qi Gong nach der Lehre des Meisters Li Hongzhi vor vier Jahren gegen eine schlimme Arthritis geholfen, die die heute 40-Jährige am Malen gehindert hatte. Zur Lehre gehöre, sich der Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht unterzuordnen und so zu einem besseren Menschen zu werden, sagte Walther Krickl, der seit vier Jahren Falun- Gong-Praktizierender ist. Die Übungen kultivierten Körper und Geist.

Etwa 60 Tuschebilder waren in der malerischen Umgebung des Chinagartens ausgestellt und wurden zu Gunsten noch immer Inhaftierter verkauft. Der ehemalige Leiter des Lindenmuseums, Peter Thiele, führte in die Malerei ein, die ein "Reich der inneren Harmonie" darstelle. Ein Wesen der Rollbilder, Hänge- und Querrollen sei die "Kunst des Weglassens", berichtete er.

"Die innere Schönheit ist wertvoller als jede äußere Erscheinung", sagte die Künstlerin, die mit etwa zehn Jahren bei verschiedenen Meistern lernte und nun mit ihren Bildern durch die Welt reist, um auf die Menschenrechts-situation in China aufmerksam zu machen.

Grund für die Verfolgung der Falun-Gong-Bewegung sei, dass diese inzwischen mehr Anhänger habe als die Kommunistische Partei Mitglieder, meinte Krickl. Und Manyan Wu vom Bundesverband Falun Dafa berichtete, dass in China alle Internetseiten die sich mit Falun Gong befassen, gesperrt seien und die Verfolgung weiter eskaliere. Nun würden von offizieller Seite sogar die Milzbrandanschläge in den USA den Falun-Gong-Praktizierenden zur Last gelegt.

Aktualisiert: 29.10.2001, 12:38 Uhr