Peking/Wien - Schwere Vorwürfe erhebt die Meditationsbewegung Falun Gong gegen die chinesische Regierung. "190 Praktizierende sind infolge der Folter gestorben, 1000 wurden in psychiatrische Anstalten eingewiesen, 50.000 sind in Gefängnissen und Arbeitslagern", erklärt Martin Schrott von den Wiener Falun-Gong-Anhängern. Er schätzt die in Österreich Praktizierenden auf 100 bis 200. Weltweit sollen dieser "Kultivierungsbewegung" (Selbstdefinition) 100 Millionen Menschen angehören. In China sind es rund 70 Millionen, womit sie mehr Mitglieder hat als die herrschenden Kommunisten (55 Millionen).

Falun Gong - 1992 in China gegründet - geht es um die "Kultivierung der Körper und Herzen", die durch bestimmte Übungen erreicht werden soll. Die Lehre hat ihre Wurzeln im Taoismus und Buddhismus und nennt als Prinzipien Selbstverantwortung, Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht.

Ihre Verfolgung begann, nachdem am 25. April 1999 10.000 Anhänger zum zentralen Petitionsbüro in Peking marschiert waren, um die Freilassung einiger Praktizierender zu verlangen. Während Premier Zhu Rongji sich für die Freilassung aussprach, setzte sich Staatspräsident Jiang Zemin mit seiner Unterdrückungsstrategie durch.

"Die Bürger Chinas genießen Religionsfreiheit", betont Regierungssprecher Zhu Bangzao. Aber Falun Gong sei ein "antimenschlicher und antigesellschaftlicher Kult". Dem widerspricht der katholische Bischofskoadjutor von Hongkong, Joseph Zen. "Es gibt keine Beweise, dass Falun Gong Lehren oder Handlungen praktiziert, die der öffentlichen Moral widersprechen, wie zum Beispiel die Zerstörung von Familien oder die Gefährdung des eigenen Lebens oder des Lebens der anderen." Die EU, UNO-Menschenrechtskommissarin Mary Robinson und Amnesty International fordern die Abschaffung der Folter und der Arbeitslager sowie die Einhaltung der Menschenrechte.

DER STANDARD - Freitag, 27. April 2001, Seite 5

Erschienen in Minghui Net am: 03.05.2001