Japan Times, 31.08.02: Falun Gong wünscht sich Frieden und freies Praktizieren

Shinly Shaw ist schlank mit kurzem Haar, und Chinesin. So beschrieb sie sich selber, damit ich sie aus der Menschenmenge picken konnte. Zum Glück fanden wir uns am Bahnhof in Tokyo, aber auch erst nach der zweiten Umrundung.

Shinly Shaw wurde für das Praktizieren von Falun Gong verhaftet, eingesperrt und misshandelt. Trotzdem appelliert sie weiterhin an China, die Verfolgung derer, die der Praxis folgen, zu beenden.

Shinly – die englische Schreibform dafür, wie es auf chinesisch klingen würde – ist Falun Gong Praktizierende, eine Art körperliches und geistiges Training, das seine Wurzel in der traditionellen chinesischen Kultur hat, zur Stärkung von Körper und Geist. „Falun“ ist eine buddhistische Bezeichnung, die „Rad des Gebots“ bedeutet und „Gong“ ist die natürliche Energie, wie in „Qi Gong“. Aus der Provinz Jiangsu, nahe Shanghai, kam Shinly nach Peking, um in einem Verlagshaus zu arbeiten. „Es war die Zeit der sich öffnenden Politik, deshalb ging ich nach einem halben Jahr Richtung Süden. Dort lernte ich auch meinen Ex Mann kennen.“ 1996 kam das Ehepaar nach Japan. „Er ist Geschäftsmann, jetzt ist er wieder in China. Ich kann nicht zurückkehren, wegen der Verfolgung von Falun Gong dort.“ Sie lebt in Koto Ward mit ihrem 9-jährigen Sohn, arbeitet bei einem Handelunternehmen, wo „ich mein Chinesisch, English und Japanisch einbringen kann.“

Als ihr bewusst wurde, dass sie in Japan bleiben musste, nahm sie einen Job als Kellnerin an, um die Sprache zu lernen. So konnte sie ihren Platz an der Ochanomizu Universität bekommen und den Master in Kinderpsychologie machen. Von Falun Gong hatte sie zuerst über ihre Mutter in China erfahren. „Sie hat alle Arten von Techniken und Beahandlungen wegen ihrer Augen getestet. Nach einem Monat des Praktizierens von Falun Gong hatte sich ihr Druck gelöst.“ Shinly las die Bücher von Li Hongzhi, der den Brauch alter Praktiken wie Falun Gong 1992 wieder aufleben lies. „Ich fand seine Bücher sehr logisch, mit einem guten Verständnis vom Leben und der Welt. Als ich mit dem Praktizieren begann, konnte ich gleich merken, wie sich mein Körper leichter und stärker anfühlte.“

Kurz nachdem sie angefangen hatte mit anderen Praktizierenden im örtlichen Park in Tokyo zusammen zu praktizieren, wurde sie mit der täglichen Grundlage vertraut: „Falun Gong beschreibt die universellen Prinzipien Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht – und wie man durch sie gebraucht eine bessere Person werden kann.“

Chinesische Behörden gingen am 20. Juli 1999 scharf vor. Von Mitternacht an wurde in Wohnungen eingebrochen, und Praktizierende „verschwanden“. Sofort begannen Shinly und andere, für die Freilassung der Gefangenen und Freiheit für das friedliche Praktizieren zu appellieren.

Ende 1999 reiste sie nach Peking. „Dort hätte es eine Stelle außerhalb des Rechtssystems geben sollen, die uns helfen würde, aber als ich dort ankam, war sie geschlossen. Da ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte, ging ich zum Platz des Himmlischen Friedens. Dort fand ich Praktizierende, die als Form des Protestes praktizierten oder meditierten, ich schloss mich ihnen an.“

Shinly wurde eingesperrt. Es wurden auch viele andere Praktizierende dort festgehalten, sagt sie. „Die meisten wurden geschlagen. Eine Frau erzählte mir, dass sie fünf Tage lang kein Essen und nichts zu Trinken bekommen hatte und auch nicht auf die Toilette gehen durfte. Die Polizisten nannten sie „Panda“, weil ihre Augen ganz blau geschlagen worden waren. Praktizierende aus dem Ausland wurden rücksichtsvoller behandelt, aber ich wurde trotzdem nackt ausgezogen und geschlagen.“ Nachdem sie zu einer Polizeistation gebracht worden war, wurde sie 12 Stunden lang verhört. Was war ihre Intention, nach Peking zu kommen? Wen kannte sie noch, der Falun Gong praktiziert? Dann wurde sie hinten in einen Bus gesteckt und ins Gefängnis gefahren, dort einen Monat lang festgehalten. „Da gab es viel Gehirnwäsche mit dem Versuch, meine Gedanken zu ändern. Aber ich fand, dass Falun Gong mich stark gemacht hat. Nein, wir konnten nicht offen praktizieren oder meditieren; alle Gefangenen wären sonst bestraft worden: so hätten sie uns dafür gehasst.“

Als sie verhört wurde, versuchte Shinly, so direkt und offen wie möglich zu sein. „Wenn sie fragten, ‚Hast du deine Gedanken geändert?’ und ‚höre auf mit Falun Gong!’ sagte ich einfach, ‚nein, das ist mein Recht.“ Entlassen (es gab keine wirklichen Urteile), ging sie geradewegs wieder zum Platz des Himmlischen Friedens und wurde abermals verhaftet. „Im Erdgeschoss des Gefängnisses sah ich eine Praktizierende, deren Füße zu Brei geschlagen worden waren. Alles was sie getan hatte, war, an diesem Tag Bilder über das was passierte, auf dem Platz gezeigt zu haben. Ich hörte von einem Medienforscher aus Japan, der auch nur Bilder hatte aufnehmen wollen und dafür für drei Jahre ins Gefängnis kam; die Anschuldigung lautete „Verrat von Staatsgeheimnissen.“

„Ich sah zwei kleine Kinder, 6 und 7 Jahre alt, mit ihrer Mutter und Großmutter, alle waren Praktizierende. Sie waren immer noch dort, als ich weggebracht wurde.“

Falun Gong spricht von 437 Todesfällen, aber die chinesischen Behörden sagen, die Ziffer läge eher bei 1.600. Über 100.000 Praktizierende wurden inhaftiert, 20.000 in Arbeitslager. Vielen erhalten eine sogenannte psychiatrische Behandlung.

Shinly hat drei mal Hongkong besucht, einmal trug sie ein T-Shirt mit dem Slogan: "Stop persecuting Falun Gong in China." „Ich wurde fünf Stunden festgehalten, bevor sie mich einreisen ließen.“ Das letzte Mal war der 29. Juni, Feier des fünfjährigen Bestehens unter der chinesischen Regierung.“ Ich wurde eingesperrt, einer Leibesvisitation unterzogen und 10 Mann rollten mich in einen Teppich und warfen mich vor die Tür des Nordwestausganges.“

Shinly sagt, dass sie nicht verletzt werden wollte, aber zu ihren Prinzipien stehen würde. „Mein Sohn versteht, dass ich das Richtige mache. Als ich ihn fragte, was ich tun solle, falls mich die Polizei schlagen würde, sagte er, bleib standhaft!’“

Falun Gong ist keine Religion, hat keine Führer oder Hauptstellen, und es ist auch kein Geld im Spiel. Vielmehr, darauf beharrt Shinly, ist es eine friedliche Form von persönlicher Entwicklung. „Falun Gong berührt die Herzen der Menschen, und das ist es, was China Panik bereitet.“

Am 25. Juli verabschiedete der US-Kongress mit 420 zu 0 Stimmen eine Resolution, die das Chinesische Regime dazu auffordert, die Verfolgung von Falun Gong zu beenden. (Die Chinesische Regierung spricht von 70 – 100 Millionen Praktizierenden allein innerhalb ihrer Grenzen.)

In Japan gibt es offizielle Bewegungen, zur Verurteilung des Vorgehens gegen die Praktizierenden in China. Besonders große Reaktionen erzeugte der Fall von Yoko Kaneko (Luo Rong), der Gattin eines Japaners, die vor ihrer Festnahme in China im Mai in Niigata lebte.

Am 29. Juli kam eine unparteiische Allianz von 21 Mitgliedern der Diät zu einem Eröffnungstreffen zusammen, mit Makino Seishu am Pult. Am selben Abend, überbrachte er zusammen mit der Vereinigung für die Freilassung von Yoko Kaneko (jetzt in einem Arbeitslager) einen Appell dem Außenministerium.

Shinly bedankt sich ruhig bei mir, für das Anhören ihrer Geschichte. „Wir bemühen uns, damit den Leuten bewusst wird, was passiert. Schmerzen sind nicht so schwer auszuhalten. Es ist die Gehirnwäsche, die einem sagt, dass man der Familie, den Freunden und dem Staat Schwierigkeiten bereiten würde. Sie hielten sogar meine Mutter für eine Woche gefangen. Sie praktiziert zwar noch, aber sie hat Angst, darüber zu sprechen.“

Webseiten des Falun Dafa Information Centers: www.faluninfo.net, faluninfo.net/compassion4/default.asp. Falun Dafa in Japan: www.falundafa-jp.net. Fall Yoko Kaneko: www.rescue-yoko.org/

The Japan Times: Aug. 31, 2002