Aus dem Tagebuch einer Praktizierenden: nach innen schauen

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Mittwoch, 14.August, 2002

Wetter: sonnig

In einer Nacht vor zwei Monaten kam ich um ca. zehn Uhr von der Übungsgruppe nach Hause. Mein Ehemann surfte im Internet, während mein Sohn neben dem Schreibtisch spielte. Weil noch zwei Krankenanrufe gemacht werden mußten, bat ich meinen Mann aus der Leitung zu gehen. Zu meiner Überraschung wurde mein Mann plötzlich wütend und weigerte sich. Mein Sohn bemerkte, dass die Atmosphäre angespannt war, und er sagte zu seinem Vater, " Du solltest Mama die Telefonanrufe machen lassen." Mein Ehemann wußte, dass er im Unrecht war. Obwohl er gesagt hatte, dass er aus der Leitung ginge, saß er immer noch still da, und sagte, dass ich zwei Stunden warten solle. Ich fand dieses Verhalten rücksichtslos aber ich wartete ruhig und hoffte, dass er selbst erkennen würde, dass er sich falsch verhielt und die Telefonleitung freigeben würde. Er hörte jedoch nicht auf, auf irgendwelchen Webseiten zu surfen. Weil ich wusste, dass er mich vorsätzlich provozierte, wurde ich ebenfalls wütend.


Ich nahm ein Kissen, ging aus der Tür und setzte mich gekränkt in den dunklen Garten. Es dauerte nicht lange, da öffneten mein Mann und mein Sohn die Tür. Sie schienen erleichtert zu sein, als sie mich auf dem Gras sitzen sahen. Sie drehten sich um und schlossen die Tür. Als ich meinen Kopf hob, sah ich einen Himmel voller glitzernder Sterne und mein Herz beruhigte sich sofort. Ich erkannte, dass ich unrecht hatte. Ich rief mir in mein Gedächtnis zurück, dass wenn Menschen mich unfair behandeln, ich immer noch nett zu ihnen sein muss. Was ich denke und was ich in diesem Moment tue, sollte immer freundlich gegenüber anderen sein -- keine Argumente, keine Klagen. Ich sollte ihnen gegenüber einfach freundlich und gemäßigt bleiben. Erst wenn ich lerne, andere nicht für ihre Fehler zu tadeln, kann meine Großmut, meine Barmherzigkeit und Aufrichtigkeit gefestigt werden. Sind wir sonst noch Praktizierende, wenn wir mit dem Finger auf andere zeigen? Wo bleibt schließlich unsere Barmherzigkeit? Der Meister sagte: "Ein gütiger Mensch ist immer barmherzig. Ohne Beschwerde und Hass hält er die Leiden für Freude."(aus: Ebenen der Gesinnung)

Nachdem ich dies alles erkannt hatte, stand ich auf und ging ins Haus zurück. Mein Sohn fragte, " Warum bist du in den Garten gegangen?" Lächelnd antwortete ich, "Einfach nur um die glitzernden Sterne zu sehen." Mein Sohn lachte, mein Mann ebenfalls. Als ich ins Schlafzimmer hineinging war mein Mann off-line, und ich konnte die Telefonanrufe erledigen.

Das war nicht das Ende der Geschichte. Was danach zu meiner Überraschung passierte, war der grundlegende Wandel meines Ehemannes. Nach einem langen Arbeitstag hatte er früher jeden Abend für lange Zeit im Internet gesurft. Wenn ich telefonieren wollte und in bat, aus der Leitung zu gehen, war er stets widerwillig und unglücklich. Er drangsalierte mich ständig wegen dieser Sache. Er fand stets irgendeine Tat von mir, über die er sich beschweren konnte. Nach diesem Ereignis jedoch, rief mich eines Abends ein Mitpraktizierender gegen acht Uhr an, als mein Ehemann gerade ins Internet gehen wollte. Nachdem er erfahren hatte, dass ich einen Anruf bekommen hatte, fragte er meinen Sohn, ob er mit ihm im Garten Fußball spielen wollte. Ungefähr eine halbe Stunde später, ich war immer noch beim Telefonieren, fragte er aus dem Garten, " Bist du fertig?" Ich sagte, " Ich bin gleich fertig." Anscheinend hatte er nur das Wort "fertig" aufgeschnappt -- er sagte freundlich, " Warum sagst du mir nicht, wenn du fertig bist?" Er kam herein und sah, dass ich immer noch telefonierte, sagte nichts, sondern drehte sich um und spielte weiter Fußball. Das Telefongespräch war erst ungefähr 15 Minuten später beendet. Es war so großartig, dass er so geduldig blieb. Sobald ich das Gespräch beendet hatte, rief ich ihm hinaus," Ich bin fertig, die Leitung gehört dir!" Dann kam er herein, um ins Internet zu gehen.

Desweiteren bemerkte ich, dass er seit diesem Ereignis nie wieder wütend wurde, wenn ich telefonieren musste. Es schien, als wäre er vernünftiger geworden. Der Meister sagte, " Buddhas Licht strahlt weit, und berichtigt alle unrichtigen Zustände." Als Dafa Jünger habe ich die tiefgründigen Prinzipien des Nach Innen Schauens bei Problemen, wann immer Leiden auftauchen, verstanden. Keine Unzufriedenheit, kein mit dem Finger auf jemanden zeigen -- ich hole einfach das Beste aus mir heraus. Egal wie hart das sein kann, wir versuchen dieses Verständnis in unserem täglichen Leben umzusetzen. Nachdem ich das gemacht hatte, bemerkte ich, dass die Menschen und die mich umgebende Umwelt viel warmherziger und harmonischer wurden. Was für ein großartiges Fa!