Mittelbayerische Zeitung (D), 28.10.02: Falun Gong soll leben

Mahnwache protestiert gegen brutale Verfolgung

REGENSBURG. „SOS. Stoppt die Verfolgung von Falun Gong in China“ – diese Zeile stand auf dem Transparent am Samstag am Dachauplatz. Aktivisten der Regensburger Falun Gong-Übungsgruppe protestierten bei einer Mahnwache gegen die brutale Verfolgung jener Menschen, die in China der im Jahr 1999 verbotenen Meditationspraxis weiter folgen.

Für das Regime der Volksrepublik unter Jiang Zemin sind Falun Gong-Praktizierende verbohrte Jünger einer gefährlichen Sekte, die es zu bekämpfen gibt. „Politiker haben Angst vor Machtverlust, das ist völlig irrational“, erklärte der aus Kronach angereiste Falun Gong-Freund Klaus Müller (35).

Die Anhänger eines spirituellen Weges zur Kultivierung mit den drei Prinzipien Wahrheit, Barmherzigkeit und Nachsicht werden abgelehnt, Folge: Menschenrechtsverletzungen, Haft, Folter und Mord. Angeblich sind bis heute über 500 „Jünger“ getötet worden. Die Aktivisten zeigten am Info-Stand Fotos jener Chinesen, die vergiftet, stranguliert, erstickt, geprügelt oder sonst auf grausame Art zu Tode gebracht wurden.

Passanten nahmen Infomaterial entgegen, diskutierten auch mit den Veranstaltern. Ein 47-jähriger Regensburger etwas zeigte Verständnis für das Engagement. Und sagte, deutsche Politiker sollten sich für Falun Gong einsetzen. Allerdings stellte er den Nutzeffekt in Frage. „Wir nehmen Rücksicht, Wirtschaftliche Interessen dominieren andere Interessen.“

Der spirituelle Weg mit Elementen aus Taoismus und Buddhismus zur Gesundung des inneren wie äußeren Menschen wurde von „Meister“ Li Hongzhi (50) erstmals 1992 öffentlich vorgestellt. Wie reagieren die Deutschen auf das Angebot zur Sinnfindung? „Bis zu 80 Prozent sind positiv eingestellt“, so Müller.

Die Regensburger Falun Gong-Gruppe mit der Pädagogik-Studentin Sigrid Krammer (37) übt jeden Sonntag um 14 Uhr im Stadtpark auf der Wiese zwischen dem ehemaligen OBAG-Gebäude und See. Besucher sind stets willkommen.

Schläge in Haft - INTERVIEW

Zu den Unterstützern der Mahnwache am Dachauplatz gehörte auch Yang Liu. Der 24-jährige Chinese lernt derzeit in Regensburg deutsch, will später Mathematik an der Uni studieren und ist bekennender Falun Gong-Anhänger.

Warum waren Sie 15 Tage in Ihrer Heimat Dalian eingesperrt?

Liu: Ich hatte mch in einer anderen Stadt für Freunde von Falun Gong eingesetzt.

Wurden Sie im Gefängnis gequält?

Polizisten haben mich an die Heizung gefesselt. Ich wurde täglich mit einem Lederschuh ins Gesicht geschlagen, immer zwei bis drei Stunden lang mit Pausen. Die Polizisten haben sich dabei abgewechselt.

Was hat man von Ihnen verlangt?

Ich sollte eine Verzichtserklärung unterschreiben. Ich sollte mich von Falun Gong distanzieren, ja, den Meister Li Hongzhi auf üble Art beschimpfen.

Warum konnten Sie das Gefängnis nach relativ kurzer Zeit wieder verlassen?

Professoren und gute Freunde haben mich rausgeholt.


Interview: Karl-Heinz Weigel