SOS-Appell an die deutsche Regierung und internationale Gemeinschaft

Vorgetragen von Gang Chen bei der Pressekonferenz zum Menschenrechtstag in Nürnberg

Am 09.12.2002 nachmittags bei der Pressekonferenz zum Menschenrechtstag in Nürnberg hat der Falun Gong Praktizierende Chen Gang aus München den folgenden Appellbrief vorgetragen. Er berichtete über seine eigenen Erlebnisse und die Erlebnisse seiner Mutter in China, wie sie wegen des Praktizierens von Falun Gong und wegen des Aussagens der Wahrheit vom Jiang Zemin-Regime verfolgt wurden. Er zeigte dabei seinen alten Reisepass ohne freie Seite und ein Foto von seiner Mutter, und appellierte an die Öffentlichkeit, sich für die Gerechtigkeit einzusetzen. Es folgt sein Appellbrief:

„Sehr geehrte Damen und Herren,
Alle internationalen staatlichen und nicht-staatlichen Organisationen,
deutsches Justizamt, Auswärtiges Amt, Bundeskanzleramt und Bundespräsidialamt,
alle Medien in Deutschland,
alle gutherzige Menschen,

mein Name ist Gang Chen und ich bin ein Student an der Technischen Universität München. Weil es in meinem Pass keine freie Seite für ein weiteres Visum gibt, habe ich am 21. Mai. 2002 beim chinesischen Konsulat in München einen Antrag für einen neuen Pass gestellt. 2 Tage später hat ein Beamter der Visa-Abteilung des Konsulates mich ins Konsulat bestellt. Bei meiner Vorsprache hat er mir dann erklärt, ich würde keinen neuen Pass bekommen, weil ich Falun Gong praktiziere. Weil ich nun aber keinen gültigen Pass mehr habe, kann das deutsche Ausländeramt mir schon seit langem keine offizielle Aufenthaltsgenehmigung mehr erteilen. Jetzt habe ich nur eine kurzfristige Aufenthalts -Bescheinigung zur Beantragung der Aufenthaltsgenehmigung was viele Nachteile für mein Studium, meine Arbeit und somit für mein Leben in Deutschland mit sich bringt.

Deutschland ist ein Land, in dem Glaubensfreiheit herrscht. Aber auf diese ungerechtfertigte und rechtswidrige Weise boykotiert die chinesische Regierung die Glaubensfreiheit der in diesem Land lebenden Menschen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies im Sinne der Deutschen Verfassung ist (es widerspricht im Übrigen auch der chinesischen Verfassung).

Ich bitte deshalb hiermit die deutschen Politiker und Medien und die Deutsche Bevölkerung, mir zu helfen, damit auch ich in diesem freien Land an den für alle Menschen geltenden grundsätzlichen Menschenrechten, zu denen auch Glaubensfreiheit gehört, teilhaben kann.


Gleichzeitig appelliere ich an alle gutherzigen Menschen, dabei zu helfen, meine Mutter vor der grausamen Verfolgung und Unterdrückung in China zu retten. Meine Mutter heißt Pan Huiqin. Sie ist 1942 geboren. Sie war Mitarbeiterin der Stahlbau Firma Peking und ist jetzt Rentnerin. Nachdem sie 1994 von Falun Gong erfahren hatte, begann sie 1995 selbst es zu praktizieren.
Seit dem 20.07.1999 ist Falun Gong in China verboten und wird verfolgt. Das Jiang Zemin-Regime startete eine Unterschriftenaktion gegen Falun Gong. Die Menschen in China wurden gezwungen gegen Falun Gong zu unterschreiben. Meine Mutter, die durch das Praktizieren von Falun Gong viele Vorteile bekommen hat - sowohl körperlich als auch geistig - weigerte sich jedoch zu unterschreiben. Das wurde von der Polizei registriert und sie sollte später festgenommen werden. Um der Festnahme zu entgehen, musste sie fliehen. Seit Oktober 2002, seit mehr als einem Jahr, befindet sie sich auf der Flucht und wohnt mal hier und dort.
Allerdings gibt die Polizei nicht auf nach meiner Mutter zu fahnden und zieht auch die Verwandtschaft in Mitleidenschaft. Mehrmals wurden Polizisten aus Peking in die Heimatstadt meiner Mutter in der Provinz Hebei geschickt, um nach ihr zu suchen. Sie gehen zu ihren Freunden und Verwandten, bedrohen diese und fragen nach ihrem Aufenthaltsort.
Bis jetzt sind schon mehr als Tausend Falun Gong Praktizierenden verfolgt und zu Tode gefoltert worden. Meine Mutter befindet sich in ständiger Gefahr, ich mache mir die größten Sorgen um sie. Ich bitte Sie mit ihrer Gutherzigkeit, dieser gutherzigen und unschuldigen alten Dame und den tausend Falun Gong Praktizierenden in China zu helfen. Jede kleine Tat von Ihnen, ein Brief, ein Satz, und nach meiner Überzeugung auch schon ein guter Gedanke, kann Leben retten.