Weltweiter Protest gegen den Artikel 23: Chinesen in Kanada veranstalteten in Montreal einen großen Umzug

Am 15.Dezember 2002, um 13 Uhr, veranstalteten ca. 100 Chinesen aus verschieden Kreisen in Montreal in China-Town eine Versammlung und einen großen Umzug gegen den Artikel 23 in Hongkong. Die Teilnehmer waren u.a. aus Amnesty International, religiösen und kulturellen Kreisen sowie Falun Gong Praktizierende und lokale Auslandschinesen.

Eine Zuständige der Amnesty International Sektion Montreal moderierte die Versammlung und hielt als erste eine Rede. Sie sagte: „Unsere heutige Versammlung steht im Interesse von dir, von mir und von der Hongkonger Bevölkerung. Lasst uns gemeinsam gegen den Artikel 23 in Hongkong auftreten.“ Sie sagte weiter: „Gestern gab der kanadische Generalkonsul in Hongkong eine Erklärung ab, in der er gegen den Artikel 23 warnte: Die Gesetzgebung von Hongkong muss die grundlegenden Menschenrechte berücksichtigen.“

Zwei katholische Pfarrer Yin und Du, die in lokalen chinesischen Kommunen großes Ansehen genießen, Schriftsteller Deguang Han, Ziye Tan von der „Weltweiten Allianz gegen Artikel 23“ und Yumin Yang als Vertreter von Falun Gong Praktizierenden usw. hielten jeweils eine Rede. Es kamen noch ein Dutzend Chinesen aus Ottawa zu der Veranstaltung.

Pfarrer Yin sagte im Namen von Katholiken: „Wir leben zwar in Kanada, aber wir kümmern uns sehr um Hongkong. Wir hoffen, dass es in Hongkong Demokratie und Freiheit gibt. Wir müssen gegen den Artikel 23 protestieren, um das Minimum von Freiheit und Menschenrechten zu bewahren.“

Deguang Han wies in seiner Rede darauf hin, dass man mit dem Artikel 23 in Wirklichkeit Hongkong Feudalismus und faschistische Diktatur aufzwingen wolle.

Yumin Yang bemerkte in seiner Rede: „Falun Gong Praktizierende leiden in China unter großem Elend. Was für ein Unheil würde es Hongkonger Bevölkerung bringen, wenn der Artikel 23 in Hongkong in Kraft treten würde? Wir möchten auf keinen Fall sehen, dass der Bevölkerung in Hongkong das gleiche Elend widerfährt.“

Die Versammlung zogen zahlreiche Passanten an. Viele lokale Chinesen gaben ihre Unterschriften auf einem Petitionsbrief.

Um 14.30 begann der große Umzug durch die Stadtmitte von Montreal. Transparente in Chinesisch, Englisch und Französisch waren sehr auffällig. Auf ihnen standen „Protest gegen böses Gesetz, Bewahren von Menschenrechten“, „tatkräftiger Protest gegen die Einführung des Artikels 23“, „Der von dem Regime von Jiang Zemin aufgezwungene Artikel 23 verletzt die Demokratie“.

Bei einem Interview sagte Deguang Han: „Es geht bei Falun Gong lediglich um die Frage des Glaubens, und Glaube soll frei ausgeübt dürfen. Viele feudalistische Kaiser (in der chinesischen Geschichte) hatten Respekt vor dem Glauben. Es geht bei Falun Gong um das Praktizieren von Übungen und es wird Wert auf Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht gelegt. Es kann helfen, die Gesellschaft zu stabilisieren und die Moral zu erhöhen. Aber Jiang zieht das nicht in Betracht. Was er sieht, ist, dass Falun Gong sich so schnell entwickelt hat und er hält das für eine Bedrohung für die Existenz der KP.“ Weiterhin wies Deguang Han darauf hin, der eigentliche Zweck der chinesischen KP, den Artikel 23 auf alle Kosten einzuführen, läge darin, Aktivitäten von Falun Gong, Menschenrechtlern und demokratischer Bewegung in Hongkong zu verhindern.

Falun Gong Praktizierender Shenli Lin nahm auch an dem Umzug teil. Er war aufgrund des Glaubens an Falun Gong zwei Jahre lang im Arbeitslager eingesperrt worden. Lin bezeichnete den Artikel 23 als eine Kopie der Verfolgung von Falun Gong durch das chinesische Regime von Jiang Zemin in Hongkong. Er sagte: „China ist ein totalitärer Staat. Da aber in Hongkong das Prinzip ‚ein Land, zwei Systeme’ gilt, versucht das Regime, durch Gesetzgebung den Artikel 23 einzuführen, um einfache Bürger zu täuschen. Oberflächlich wird er zwar wohlklingend als Gesetz gegen „Landesverrat“, „Zersplitterung“ usw. behauptet. Aber was den eigentlichen Inhalt betrifft, wagt es nicht, ihn bekannt zu machen ... In Wirklichkeit dient der Artikel 23 eben dazu, diejenigen zu unterdrücken und zu verfolgen, die den Mut haben, Fehler der Regierung aufzuzeigen und für die Gerechtigkeit einzutreten. Ich bin der Meinung, dass mit der Einführung des Artikels 23 Hongkonger Bevölkerung die gleichen Probleme widerfahren werden, die jetzt Falun Gong Praktizierende in China haben. Wenn wir nicht gegen den Artikel 23 auftreten, wird das Ergebnis sicherlich so sein.“