Kultivieren bis zur Selbstlosigkeit

Nicht wenig Schüler diskutierten in letzter Zeit darüber, wie sie eine gute Beziehung in ihren Familien trotz ihrem hektischen tatenreichen Berufsleben, Haushalt und Wahrheitsaufklärung aufrechterhalten können. Ihre Erfahrungen haben mir sehr viel gebracht. Normale Menschen leben meistens wegen ihrer Gefühle und stellen häufig sichtbare eigene Vorteile an die erste Stelle. Wir sollen aber die Begierde nach Ruhm und Reichtum und menschliche Gefühle beiseite stellen. Andererseits sagt der Meister, dass wir uns möglichst dem Zustand der gewöhnlichen Menschen entsprechend kultivieren sollen. Das heißt nämlich „Der Buddha sendet seine Lichtstrahlen überall hin, wobei er Höflichkeit und Rechtschaffenheit herstellt“. Familienkonflikte sind eigentlich wegen unserer zu beseitigenden Schwächen da - Sind wir denn gutherzig genug unseren Verwandten gegenüber? Bewahren wir Toleranz und Barmherzigkeit? Verhalten wir uns zu Hause tatsächlich wie ein Kultivierender, der bei jeder Kleinigkeit hohe Forderungen an sich stellt? In Bezug auf die Behandlung der Familienbeziehung im Ausland, wo die Umgebung verhältnismäßig friedlich ist, möchte ich einige meiner Erkenntnisse zur Diskussion stellen. Verschiedene Meinungen würde ich gerne erfahren.

Erstens sollen wir vom Fa her verstehen, dass Selbstlosigkeit und Zuerst-an-andere-denken nicht bedeutet, eine Reueerklärung zum Verzicht auf das Praktizieren zu schreiben, damit unsere Verwandten weniger leiden müssen. Dadurch können wir unserer Verantwortung dem Dafa gegenüber kein bißchen Vorschub leisten. Kultivierung ist eine ernste Sache. Wenn menschliche Gefühl und Gedanken uns hindern, warum sollen wir sie nicht überwinden? Was heißt Liebsein zu den Verwandten? Wenn sie passiv etwas wegen unserer Kultivierung erlitten haben, obgleich sie uns oder unsere Handlungsweise nicht ganz verstehen, wird ihnen schon eine gute Zukunft gesichert. Das ist die wahre Liebe von Dafa-Schülern. Wenn wir uns aber wegen ihres Leidens oder Verhinderns von Dafa entfernen, haben sie ungewollt Karma für sich geschaffen. In gewissem Sinne haben sie eine Rolle wie manche uninformierte Polizisten in China gespielt. Sachlich gesehen haben sie Praktizierende zum Verzicht ihrer Kultivierung veranlasst. Wie könnten sie dies große Karma nur zurückzahlen? Sicherlich liegt es hauptsächlich an der Kultivierung eines Praktizierenden selbst. Wenn unsere aufrichtigen Gedanken nicht stark genug sind, wird unseren Verwandten und anderen Mitmenschen Schaden zugefügt. Im Großen und Ganzen haben wir ihnen eine aussichtslose Zukunft verursacht.

Zweitens, von dem Jingwen „Kultivieren innen, friedvoll außen“ habe ich erkannt, wir sollen nicht nur uns selber verbessern, sonder auch in unserer Familie das Fa berichtigen. Wenn ich früher in meiner Familien bei der Wahrheitsaufklärung auf Probleme gestoßen bin, wich ich ihnen immer aus und vermied möglichst Konflikte. Hin und wieder wollte ich sie so lassen und dachte nur, wie ich mich von Problemen befreien könnte. Diese innere Haltung soll ich als eine Kultivierende aber nicht haben. Im Gegensatz zur Selbstlosigkeit wich ich vor Schwierigkeiten sofort zurück. Dabei habe ich gar nicht an meine Verwandten gedacht. Wenn ich mich wirklich um die Zukunft eines anderen gekümmert hätte, hätte ich hohe Forderungen an mich gestellt und sie tolerant behandelt. Auf die Dauer würden meine Verwandten sicherlich bemerkt haben, wie gut die Dafa-Kultivierung ist. Im „Fa-Erklärung auf der Fa-Konferenz 2002 in Boston“ sagt der Meister: „Wenn ihr im Alltag nicht auf euer Verhalten achtet, dann können die gewöhnlichen Menschen dieses Verhalten von euch sehen, sie können dich nicht so verstehen, als wenn sie das Fa schon tief gelernt hätten, sie sehen nur wie du dich verhältst. Es kann sein, daß er wegen eines einzigen Wortes oder Verhaltens von dir nicht mehr erlöst werden kann, das kann dazu führen, daß ein schlechter Eindruck von Dafa erzeugt wird. Wir müssen über solche Sachen nachdenken“. Verwandte von Schülern wissen wohl, daß „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht“ unser Maßstab ist. Sie werden uns nach und nach mit diesem Maßstab messen. Weil wir uns von unseren menschlichen Gefühlen führen lassen und uns im Alltag nicht wie Kultivierende benehmen, manchmal sogar den Maßstab, den sich unsere Verwandten vorgestellt haben, nicht erreichen, bekommen unsere Verwandten einen falschen Eindruck von Dafa. So verwickeln Familienkonflikte manche Praktizierende immer weiter.

Das Wesentliche der Kultivierung ist Kultivierung des Geistes. Unseren Geist können wir bei jeder Gelegenheit verbessern. Ein große Fehler, den ich oft in meiner Familie gemacht habe, war, daß ich meine Kultivierung und mein Alltagsleben getrennt habe. Nur beim Fa-Lernen, Übungenmachen oder bei der Fa-Verbreitung war mir meine Kultivierung bewußt. Alltägliche Kleinigkeiten schienen mir nichts mit Kultivierung zu tun zu haben, sodaß ich mich in der Familie nicht wie eine Kultivierende verhielt. Die Forderungen an meine Xinxing ließen nach, ich benahm mich sogar schlechter als ein Nichtpraktizierender. Wie konnten unter diesen Umständen meine Verwandten meine Kultivierung hochschätzen?

Außerdem erwarten wir zwar viel Verständnis von unseren Verwandten, vergessen aber, daß sie als gewöhnliche Menschen einer gewissen Wärme und Aufmerksamkeit von unserer Seite bedürfen. Diese Bedürfnisse beziehen sich nicht nur auf Pflicht und Versorgung, sonder viel mehr auf einen Zusammenklang im Geist. Als ich eine zeitlang viel für die Fa-Verbreitung zu tun hatte, kam ich kaum zur Unterhaltung mit meinem Mann und meinem Kind. Oder wir gingen nach kurzem Wortwechsel auseinander. Mein Mann sagte, daß ich ein Egoist sei und hinderte mich oft, an Veranstaltungen teilzunehmen. Wenn ich aufrichtige Gedanken aussenden wollte, kam mein Kind und wollte dies und das von mir. All dies betrachtete ich als Störungen, die ich zweifellos beseitigen mußte. Solche Schwierigkeiten kamen immer häufiger vor, bis ich meinen Fehler – zu wenig Barmherzigkeit für meine Verwandten- bemerkte. Die Barmherzigkeit geht über menschliche Gefühle hinaus. Was ist denn Barmherzigkeit? Jetzt verstehe ich: Barmherzigkeit ist bedingungslose Hingabe. Dafa-Schüler können auf all ihre Habe für die Fa-Berichtigung verzichten, aber wie oft vergessen sie, daß ihre Verwandten auch gerettet werden müssen. Sie kultivieren sich ja nicht und können die Fa-Berichtigung sicherlich nicht so verstehen wie wir Schüler. Wenn ihre normalen Bedürfnisse aufgegeben werden, finden sie uns natürlich sehr egoistisch. Denn wir haben tatsächlich eine wohltuende Verbindung mit ihnen vernachlässigt.

Früher gab es einen Kultivierenden im Tempel. Er las Sutras Tag und Nacht ohne Zeit für das Putzen zu verschwenden. Ein hochkultivierter Mönch wies ihn darauf hin, daß bei der Kultivierung sein egoistisches Herz abgelegt werden müsse. Nur wenn er zuerst an andere denkt, könne er zur Vollendung kommen.

Aus der Fa-Erklärung in Boston habe ich verstanden, wenn wir in unserer Familie bei jeder kleinen Sachen zuerst an andere denken und streng nach „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht“ handeln, werden unsere Verwandten die Dafa-Kultiverung gut finden und uns sogar unterstützen. Wenn wir Familienkonflikte gut auflösen können, leisten wir bestimmt mehr Dafa-Arbeit. Wenn wir aber bei Konflikten nicht bei uns selbst schauen, sondern hoffen, daß unsere Verwandte ihre Xinxing erhöhen, werden sich Konflikte nur weiter verschärfen. Unsere Verwandten können die Wahrheit über Dafa erst dann erfahren, wenn wir uns erhöht haben.