Ein Lied als Botschaft

Meine Erfahrung auf dem Platz des Himmlischen Friedens

Es war mein eigener Wille und mein innigster Wunsch, auf den Platz des Himmlischen Friedens zu gehen und mich als westliche Falun Gong Praktizierende für meine chinesischen Freunde, die seit fast 3 Jahren wegen ihres Praktizierens verfolgt werden einzusetzen. Ich war am Ort des Geschehens, an einem historischen Ort, an dem schon so viele Praktizierende für ihre Freiheit und für Falun Gong appelliert hatten.

Es war ein schöner Tag - der Himmel schien mit uns zu sein. Die Sonne strahlte, viele Besucher waren unterwegs und tummelten sich auf dem Platz vor der verbotenen Stadt. Jedoch war es kein normaler Tag, viele Polizisten waren zu sehen und ich wusste, dass sie wegen uns da waren. In diesen Minuten zuvor, war ich etwas unsicher. Zu der Ungewissheit, ob wir 7 Deutsche das große Spruchband entfalten sollten oder ob jeder sein Eigenes zeigt, kamen Zweifel auf. Denn ich bekam mit, wie ca. 200 Meter entfernt jemand auf dem Boden lag und Polizisten auf ihn eintraten. Obwohl ich schon oft Bilder gesehen hatte, wie Praktizierende auf dem Platz geschlagen wurden, versetzte mich diese Szene in Schrecken – ich sah die Gewalt mit eigenen Augen. Der Gedanke jedoch, dass die Zeit nun für mein Heraustreten gekommen ist und ich es nicht weiter zulassen möchte, dass noch mehr Menschen leiden müssen, war plötzlich stärker als die Zweifel und verstärkte sich, als ich vor mir diese ungerechte und gewalttätige Szene vor mir sah.

Entschlossen zog ich das ca. 1 Meter lange Spruchband mit den Schriftzeichen "Falun Dafa ist gut" aus meiner Jackentasche, hielte es hoch und fing an zu singen "Falun Dafa hao" (Falun Dafa ist gut). Es dauerte ca. 5 Sekunden, dann wurde mir das Spruchband weggerissen und mich packten zwei Polizisten links und rechts an den Armen. Ich hörte nicht auf zu singen, obwohl mir ein dritter Polizist für einige Sekunden den Mund zuhielte. Ich hatte in diesem Moment nur einen Gedanke: Ich wollte, dass so viele Menschen wie möglich mich hörten. Vor mir lag eine Praktizierende, welche von einem Polizisten zu Boden gedrückt wurde, andere waren schon im Polizeiauto. Für mich gab es wohl kein Platz mehr, so stand ich für eine Weile vor einer großen Menge von Zuschauern und sang. Der kurze Augenblick erschien mir endlos lang. Es war als wäre ich in einem anderen Zeitraum.

In diesem Moment wünschte ich mir, dass die Menschen vor mir mich nicht nur hörten, sondern das Lied in sich aufnahmen, ich wünschte mir, dass sie darüber nachdachten, wie es friedlichen Menschen ergeht, die seit 3 Jahren grundlos beschuldigt werden. Ich wünschte mir, dass sie wissen, wie sehr sie von der eigenen Regierung betrogen werden und ihnen schlimmste Lügen erzählt werden, mit dem Ziel Hass gegenüber Falun Dafa zu erzeugen - ich wünschte mir, dass sie in der Tiefe ihres Herzens verstehen, warum ich für sie singe.

Nun bin ich wieder zu Hause in Deutschland und kann hier den Menschen erzählen wie grausam mit Falun Gong Praktizierende umgegangen wird, denn jetzt kann ich auf die häufig gestellte Frage, ob ich schon einmal in China gewesen sei, bestimmt antworten: „Ja, und ich habe die Verfolgung hautnah erlebt.“

Ich wünsche allen Praktizierenden in China, die in der schlimmsten Umgebung, einer Umgebung voller Übel für die Wahrheit heraustreten, ein reines, standhaftes und felsenfestes Herz. In Gedanken bin ich bei euch.