Ein ehemaliger Häftling: Durch die von mir überwachten Falun Gong Praktizierenden bin ich wieder zu einem guten Menschen geworden

Ich war wegen Diebstahl im Shayang Arbeitslager (Provinz Hubei) eingesperrt worden. Jetzt ist meine Strafe abgelaufen und ich bin wieder freigelassen. Im Lager habe ich endlich den Sinn des Lebens verstanden und weiß jetzt ein guter Mensch zu sein. Für all das muss ich mich bei den Falun Gong Praktizierenden bedanken, die ich unter Anweisung des Lagerpersonals 24 Stunden überwacht hatte. Ich bete jeden Tag für sie und wünsche, dass es ihnen allen gut geht. Ich denke, ich muss von meinen Erlebnissen im Lager erzählen, damit noch mehr Menschen die Tatsachen kennenlernen. Ich wage hier zwar nicht meinen Namen zu veröffentlichen, aber jeder Satz, den ich erzähle, kommt aus meinem erwachten Gewissen und entspricht hundert Prozent der Wahrheit.

In der 3. Einheit des Shayang Arbeitslagers wurde ich und einige andere Häftlinge in Gruppen geteilt, um die dort eingesperrten Falun Gong Praktizierenden 24 Stunden zu überwachen. Drei Gruppen waren für einen Praktizierenden zuständig und arbeiteten in drei Schichten. Wir sollten die Praktizierenden jederzeit streng überwachen, egal ob sie arbeiteten, aßen, schliefen oder sogar auf die Toilette gingen. Wir sollten aufpassen, damit sie keinen Kontakt mit anderen Leuten bis auf die Polizei haben, nichts reden, nichts lesen, kein Papier oder keinen Stift haben. Wenn sie Briefe an ihre Familie schreiben wollten, mußte es zuerst genehmigt werden. Erst dann konnten sie unter Überwachung Briefe schreiben. Auch ihr Anlächeln aneinander wurde verboten. Noch lächerlicher war, dass Radios von normalen Häftlingen beschlagnahmt wurden, um alle Informationen von Außen zu sperren. Verstieß man auf irgendein von den oben genannten Verboten, bekam man grausame Körperstrafen. Ich habe mit meinen eigenen Augen gesehen, dass zwei Praktizierende heftig geohrfeigt und mit Elektrostäben geschlagen wurden, nur weil sie miteinander einen Satz gesprochen hatten und dass dann von dem sie überwachenden Häftling an die Polizei berichtet worden war. Die Polizei versprach den überwachenden Häftlingen mit einer Reduzierung ihrer Strafen, wenn sie von den Verstößen der Praktizierenden gegen die Verbote berichten. Ansonsten würden ihre Strafen verlängert.

Das Leben im Lager war sehr hart. Jeden Tag wurden uns Reis mit einer gelben Schicht und gelegentlichem Rattenkot zum Essen gegeben. Nach der Arbeit konnten sich die Praktizierenden nicht wie normale Häftlinge ausruhen. Sie wurden gezwungen zu drillen. In den heißesten Sommertagen mußten sie in dicker Gefängniskleidung 1 oder 2 Stunden lang unter der Sonne stehen oder einen halben Tag lang kriechen. Ihre Kleidung war durchgeschwitzt. Dabei waren auch Praktizierende von etwa 60 Jahren. Manche fielen in Ohnmacht. Wenn sich jemand weigerte, wurde er Körperstrafen, Schlafentzug oder Schlägen ausgesetzt.

Die Polizei sagte uns immer, dass man im Lager durch die Arbeit erzogen werden sollte. Was bedeutet denn für sie „Erziehung“? Die von mir überwachten Praktizierenden benahmen sich gesittet und sagten kein Schimpfwort. Sie arbeiteten fleißig und kämpften beim Essen nie mit anderen. In jeder Situation waren sie gutherzig und aufrichtig. Ich kam wegen Diebstahl ins Lager. Aber sie? Weil sie gute Menschen werden wollten oder weil sie verbreiteten, dass man gute Menschen sein sollten? Ich kann es nicht verstehen.

Einmal wurde uns ausnahmsweise gesagt, dass wir an dem Tag nicht arbeiten mußten. Viele Praktizierende wurden in den Unterhaltungsraum des Lagers „eingeladen“, der normalerweise nicht zu betreten war. Ein Programm des Fernsehsenders der Provinz Hubei wurde nämlich gedreht, um zu zeigen, wie Praktizierende im Lager „erzogen“ werden. Unter der Inszenierung der Leitung des Lagers sah man im Film, dass die Praktizierenden Fernsehen schauten, Tischtennis und Schach spielten und „lächelnde“ Polizisten mit den Praktizierenden zusammen spazierengingen. Leider gingen die Leute vom Fernsehsender gleich wieder weg und wir wurden wieder ins Feld zur Arbeit geschoben.

Ich werde immer vom standhaften Glauben der Praktizierenden an „Zhen, Shan und Ren“ (Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht) berührt. Ihre Strafen werden reduziert oder sie werden freigelassen, wenn sie nur eine „Verzichtserklärung“ schreiben, aber sie sagen immer: „Solange ich noch lebe, werden ich mich weiter kultivieren.“