Washington Times, 22.02.2002: Ein Gebet für Peking

EDITORIAL, 22.02.2002 - Heute bot sich Präsident Bush die Gelegenheit, eine Unterstützungserklärung zugunsten religiöser Freiheit und Toleranz in Chinas Tsinghua Universität abzugeben, ein Ort, an dem Studenten versuchten, ihrem Gewissen gemäß zu leben und dafür ins Gefängnis geworfen wurden. Es ist dies der letzte Tag des sechstägigen Asienbesuches von Herrn Bush und es könnte auch der krönende Moment seiner Reise sein.

Vier Studenten der Universität wurden kürzlich inhaftiert, weil sie aus dem Internet religiöse Materialien über Falun Gong - eine Mischung aus Taoismus, Buddhismus und traditioneller chinesischer Meditation – geladen und verteilt hatten. Weitere 6 Studenten der Universität sind derzeit wegen derselben Sache vor Gericht - und das sind nicht die einzigen. Das in Hongkong ansässige Informationszentrum für Menschenrechte und Demokratie berichtete von mehr als 1.600 Falun Gong Anhängern, die infolge von Misshandlungen in Polizeigewahrsam oder Gefängnissen gestorben sind. Die chinesischen Behörden schieben den Tod von 1.800 Anhängern auf Selbstmord und Verweigerung der Einnahme von Medizin.

Die Falun Gong Praktizierenden erleiden dieselbe Behandlung wie alle religiösen Dissidenten in China, egal ob es sich dabei um protestantische oder römisch-katholische Christen, tibetische Buddhisten, uighurische Muslime oder irgendeine andere Gruppe, welche die chinesische Regierung verboten oder der sie die Registrierung verweigert hat. „Freedom House“ hat von einem Beamten des Chinesischen Ministeriums für Staatssicherheit und anderen aus öffentlichen Sicherheitsbehörden, Dokumente erhalten, in denen chinesische Beamte Maßnahmen beschreiben, die gegen diese religiösen Gruppen angewendet werden sollen. "Überwachung, Ausbildung spezieller Geheimagenten, Sammlung von "Beweismaterialien", „vollständige Zerstörung“ der Organisationsstruktur, Verhöre und Inhaftierungen" werden gegen die verbotenen Gruppen eingesetzt, berichtete Paul Marshall von "Freedom House, Zentrum für Religiöse Freiheit“, letzte Woche vor dem Komitee für internationale Beziehungen.

Das ist nicht akzeptabel. Wie Herr Bush gestern in einer Pressekonferenz mit dem chinesischen Führer Jiang Zemin bemerkte: "Alle Menschen weltweit, einschließlich der Menschen in China, sollten frei entscheiden können wie sie leben, was sie anbeten und was sie arbeiten." [...]

Bush hätte sich auch auf die sichere Seite schlagen können, aber anstelle dessen entschied er sich, China die Botschaft der Freiheit zu übermitteln. In China wird das Beten für den Weltfrieden als gefährliche Handlung angesehen. Mit der Zeit wird Pekings Führung allerdings lernen, dass nicht das Gebet, sondern der Kampf gegen die Religionsfreiheit dem Land schadet.