Erlebnisse von Florian Akbar auf dem Platz des Himmlischen Friedens

Am 14. Februrar 2002 ging ich in Peking gegen 14 Uhr durch eine Unterführung zum Platz des Himmlischen Friedens. Der Platz war rundum von der Polizei abgeriegelt, westliche Besucher wurden streng kontrolliert. Eine Polizistin sagte zu mir: „Security Check” . Als ich fragte: „Warum”, sagte sie wieder: „Security Check”. Als ich nochmal nachfragte, machte sie eine Handgeste, und plötzlich umklammerten mich zwei Polizisten von hinten. Ohne Erklärung zerrten sie mich gewaltsam zu einem Polizei-Transporter und warfen mich hinein. Ich wurde dabei geschlagen, getreten und angeschrien.

Im Bus wurde ich gezwungen, mit dem Kopf zwischen den Knien auf dem Boden zu sitzen, ein Polizist drückte sein Knie in meinen Rücken und saß auf mir. Ein anderer Polizist nahm mein Handy an sich. Der Transporter fuhr zu einer nahegelegenen Polizeistation. Beim Aussteigen wurde ich von einem Polizisten voran getrieben, gestoßen und auf Chinesisch beschimpft. In der Polizeistation waren schon etwa 10 andere Praktizierende aus verschiedenen Ländern. Später kamen noch mehr hinzu. Wir wurden von vielen Polizisten bewacht und dann in einen Raum geführt, in dem jeder einzelne durch einen Metalldetektor geschickt wurde, die Pässe wurden kontrolliert, Taschen durchsucht, Gegenstände beschlagnahmt und Protokolle angefertigt. Mir wurde mit Gewalt meine Videocamera mit Zubehör (Wert: ca. 1850 Euro) und vorher schon meine Digitalkamera (Wert: ca. 800 Euro) abgenommen. Mehrfach fragte ich Polizisten nach dem Grund meiner Verhaftung, erhielt aber keine Antwort. Nach etwa zwei Stunden wurde ich zu einem Bus mit anderen Praktizierenden geführt.

Wir fuhren etwa eine Stunde lang Richtung Flughafen zu einem Gebäude der Polizei, welches angeschlossen war an ein Hotel. Ich sah dort keine Gäste, nur uns und viele Polizisten. Auf dem Weg in das Gebäude wurden viele von uns derb gestoßen und angebrüllt. Ein Geschwisterpaar wurde mit Schlägen gewaltsam getrennt. Dann wurde ich aus dem Bus geholt. Ich musste wieder durch einen Metalldetektor hindurch gehen und wurde dann von zwei hochrangigen Polizisten und einem ganz jungen Polizisten in einen Raum in einem oberen Stockwerk gebracht. Dort blieb ich die nächsten 6-7 Stunden alleine mit den Polizisten.

Sie verhörten mich die ganze Zeit über und stellten immer die gleichen Fragen. Ich verlangte, mit meinem Botschafter zu sprechen. Darauf sagten sie, ich werde nicht mit meinem Botschafter sprechen. Der Polizist mit der Nummer 059394 sagte zweimal zu mir (wörtlich) „Du kommst in ein Gefängnis und wirst umgebracht. Wenn den Polizisten etwas nicht passte, wurden sie sofort wütend und standen kurz davor mich zu schlagen.

Es war etwa 1.30 Uhr, da sagte der Polizist: „Aufstehen, wir fahren zum Hotel, um deinen Pass zu holen“. Wir fuhren erst los, als ein Mann in Zivil und mit Tasche aufstand und in Richtung Bus ging. Er war den Polizisten deutlich übergeordnet, denn sie befolgten alles, was er sagte. Im Hotel packte ich meine Sachen und bezahlte meine Rechnung. Sie wurden lauter, damit ich mich beeile. Dann fuhren wir zum nächsten Hotel, um die Sachen eines anderen zu holen.

Nach zwei Stunden kamen wir zurück zu dem Gebäude in der Nähe des Flughafens. Ich wurde in einen Raum gesperrt, in dem etwa zwei Dutzend Polizisten auf sieben Praktizierende aufpassten. Von ihnen erfuhr ich, dass einige von uns auf dem Platz brutal von jeweils mehreren Polizisten zusammengeschlagen worden waren. Wir fragten wieder nach dem Grund unserer Festnahme und was man mit uns vor habe und erhielten wieder keine Antwort.

Es war Nacht, wir erhielten keine Schlafmöglichkeit. Nach einiger Zeit rief man mich aus dem Raum, um von mir Fotos zu machen. Ich weigerte mich fotografiert zu werden. Daraufhin ergriffen zwei Polizisten meine Hände, so dass ich mich nicht mehr wehren konnte. Ich wurde gegen meinen Willen fotografiert und dann zu den anderen zurückgebracht.

Nach ungefähr 9 Stunden musste ich mit meinen Sachen noch einmal durch den Metalldetektor gehen und in ein schwarzes Auto steigen. Ich forderte meine Kameraausrüstung zurück. Der Polizist sagte: „Am Flughafen bekommst du sie wieder“. Aber auch am Flughafen bekam ich sie nicht zurück. Auf dem Weg ins Flugzeug drückten mich Polizisten die Treppe hoch, stießen mich die Gangway entlang bis ich im Flugzeug war. Im Flugzeug sah ich etwa 10 unserer Peiniger wieder, die uns den ganzen Flug über beobachteten.

Seit meiner Festnahme waren mehr als 23 Stunden vergangen, ohne Schlaf, ohne Essen. Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen. Meine Rechte wurden missachtet, ich wurde gewaltsam verhaftet wie ein Schwerverbrecher, geschlagen, bedroht, hingehalten und schließlich des Landes verwiesen ohne je einen Angehörigen meiner Botschaft oder einen Anwalt gesehen oder gesprochen zu haben.

Gegenstände, die mir genommen und nicht zurückgegeben wurden:

  1. Mobiltelefon(Siemens S35) ca.350 Euro

  2. Digitalkamera(Olympus Camelia C3000) ca.800 Euro

  3. Digitale Videocamera(Panasonic) ca.1500 Euro

  4. Akku für Videocamera (Panasonic) ca.125 Euro

  5. Batterien für Digitalkamera ca.36 Euro

  6. Objektiv für Digitalkamera (TO14) ca.100 Euro

  7. Smart- Media Karte (Olympus) ca.40 Euro

  8. Fernbedienung für Digitalkamera (Olympus RM1) ca.30 Euro

  9. Cashkarte von „China Mobile“ aufgeladen ca.20 Euro