Erlebnisse von Steffie Körper auf dem Platz des Himmlischen Friedens

Am 14. Februar 2002 um 13.50 Uhr Ortszeit stand ich in Peking auf dem Platz des Himmlischen Friedens. In einer Entfernung von ca. 6 Metern standen meine ältere Schwester und mein Vater. Sie entfalteten je ein Transparent, auf dem auf Chinesisch „Falun Dafa ist gut“ und auf Deutsch „Freiheit für Falun Gong“ stand. Ich verhielt mich ganz still und hatte weder ein Transparent entrollt, noch sonst etwas, das auf Falun Gong hinwies. Plötzlich kam ein Polizist von hinten, hielt mir Mund und Nase zu und zog mich über den Platz. Er würgte meinen Hals, sodass ich keine Luft bekam. Erst jetzt versuchte ich, auf Chinesisch zu rufen: „Falun Dafa ist gut!“ Der Polizist würgte meinen Hals so sehr, dass ich kurz vor der Bewusstlosigkeit stand. Er schleppte mich mit Gewalt in einen Polizeibus, in dem ungefähr 10 Polizisten neben jeweils einem Falun Gong-Praktizierenden saßen. Wir wurden in eine nahliegenden Polizeistation gefahren. Ich sah, wie von Polizisten auf die Praktizierenden eingeschlagen und getreten wurde. Später durchsuchten sie meinen Rucksack und beschlagnahmten alles. Ich wurde am Körper durchsucht, dabei wurde mir mein Handy weggenommen. Es wurden Fotos von mir gemacht. Ich beobachtete danach, wie ein Praktizierender durchsucht und dann von drei Polizisten unerwartet um eine Ecke gedrängt wurde, sodass man die Gruppe nicht mehr richtig sehen konnte. Ich hörte Schläge und Schmerzensschreie. Entkräftet kam der Praktizierende später zu uns zurück.

Nach ca. 2 ½ Stunden wurde unsere Gruppe mit großen Reisebussen in ein Gebäude des Staatsicherheitsdienstes gebracht. Hier wurden wir mit Gewalt von einander getrennt. Ich musste durch einen Metalldetektor laufen. Ein Polizist und drei Polizistinnen drängten mich in einen Gang mit vielen Türen. Ein höherer Polizeibeamte lief vorbei, schaute mich eiskalt an, schlug mir mit voller Kraft ins Gesicht und ging weiter. Kurz danach kam er zurück und schloss eine Tür auf. Ich sagte zu ihm auf Chinesisch: „Europa weiß, dass Falun Dafa gut ist.“ Daraufhin schlug er mir wieder heftig ins Gesicht, sodass mein Kopf gegen die Wand donnerte. Nun fragten mich drei Polizistinnen und ein Polizist aus, woher ich komme, wo ich wohne, nach meinem Beruf und was ich in Peking vor hatte. Ich setzte mich im Lotussitz auf das Bett. Sofort schrie mich der Polizist an, ich solle das gefälligst lassen und drohte mir, mich zu schlagen. Ich fragte, wieso sie so aggressiv seien? Der Polizist schrie mich wieder an, ich solle keine Fragen stellen. Sie brachten mich dann in einen Raum, indem ungefähr 25 Praktizierende waren, beobachtet von mindestens 25 Polizisten. Wir fragten, was wir verbrochen hätten, warum wir gewaltsam festgenommen worden seien und forderten, nach internationalem Recht mit unserer jeweiligen Botschaft sprechen zu dürfen. Eine Polizistin erwiderte: „Hier gilt kein internationales Recht, Ihr seid hier in China, hier gilt das chinesische Recht!“ Es kamen ununterbrochen Polizisten mit Kamera und Fotoapparaten, um uns zu filmen. Eine Amerikanerin neben mir blutete von Schlägen aus der Nase.

Wir erhielten über Nacht keinerlei Schlafmöglichkeit. Jede halbe Stunde kamen Polizisten und wollten verschiedene Informationen von uns haben, wir aber forderten Kontakt mit unserer jeweiligen Botschaft, der uns aber weiterhin verwehrt wurde. Über die weiteren Schritte wurden wir trotz unserer Nachfrage im Ungewissen gelassen. Später kamen auch höherrangige Beamte und befahlen den Polizisten einzelne Praktizierende herauszuholen. Diese sprangen in die Menge, schlugen auf die Praktizierenden ein, wobei ich auch einen heftigen Tritt gegen mein Bein bekam. Schließlich holten sie auch mich. Auf der Fahrt zum Flughafen konnte ich meinen Vater sehen. Er hatte ebenso wenig wie ich sein im Hotel zurückgelassenes Gepäck bekommen. Auch erhielten wir einige Gegenstände, die uns auf der Polizeistation weggenommen worden waren, nicht zurück. Die Verständigung erfolgte ausschließlich auf Englisch und ohne Dolmetscher.

In diesen 23 Stunden Haft musste ich erleben, wie willkürlich, skrupellos und bösartig die chinesische Polizei mit friedliebenden Menschen umgeht.

Folgende Gegenstände wurden mir nicht mehr zurückgegeben:( Stand 3.3.2002 )

Gegenstände, die ich im Hotel zurückgelassen habe:

1. Koffer ca. 70 Euro
2. Videokamera ca. 400 Euro
3. Handy- Ladegerät ca. 40 Euro
4. Diverse Kleidungsstücke ca. 400Euro
5. Sonstiges ca. 50Euro


Entnommene Gegenstände in der Polizeistation, die nicht wieder zurückgegeben wurden:

1. Freisprechanlage für Handy ca. 40 Euro
2 .Diktiergerät mit Kassetten ca.100 Euro
3. Fotoapparat ca. 10 Euro
4. Buch ca. 5 Euro