Heidenheimer Zeitung: Kultivierung durch Meditation

SONTHEIM/BRENZ. Zhen – Shan – Ren: Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht sind die drei tragenden Säulen des Falun Gong, einer traditionellen fernöstlichen Meditationspraxis.
Eine ehemalige Schülerin der Grund-, Haupt- und Realschule Sontheim, Silke Jelkic, die selbst Falun Gong praktiziert, stellte am Mittwochabend einem zwar kleinen, aber doch sehr interessierten Kreis diese Kultivierung für Körper und Geist vor. Bei der anschließenden Diskussion wurden viele Fragen gestellt, sind doch unserem westlichen Denken Begriffe wie „Kultivierung“ oder „Meditation“ wenig bekannt.

Der Film „Der Weg zum Ursprung“ führte die Teilnehmer einige Tausend Jahre zurück zu früheren Kultivierungsmethoden, bei denen die Menschen in der Abgeschiedenheit der tiefen Wälder und Berge zu sich selbst zu finden suchten, erzählte von den traditionellen Formen des Buddhismus und des Taoismus, die für die modernen westlichen Menschen schwer zu verstehen sind.

Silke Jelkic berichtete, wie sie über das Schattenboxen Tai Qi und diverse Meditationstechniken schließlich zu Falun Gong kam und erläuterte die Unterschiede. Falun Gong bedeutet eigentlich Kultivierung. Der Mensch versucht, bei den im täglichen Leben auftretenden Konflikten nach den Prinzipien von Wahrheit, Barmherzigkeit und Nachsicht zu handeln, indem er seine Eigensinne mehr und mehr wahrnimmt und auch beseitigt, entwickelt er sich zu einem Menschen mit hoher Tugend und Toleranz.

Während der Diskussion konnte fast jeder über Situationen berichten, in denen es ihm sehr schwer gefallen war, sich z. B. nachsichtig zu verhalten. Aber diese Prinzipien hätten schließlich doch für alle Gültigkeit, waren sich die Besucher einig – auch wenn man nicht Falun Gong praktiziert.

Seit dem Verbot der Bewegung in China 1999 hat sich für die Falun-Gong-Praktizierenden dort vieles geändert. Sie werden in sogenannten „Umerziehungslagern“ systematisch gefoltert und gequält. Die Anzahl der Todesfälle eskaliert. Silke Jelkic wusste weiter zu berichten, dass der chinesische Präsident Jiang Zemin vor wenigen Tagen Schieß- und Hinrichtungsbefehle für Falun-Gong-Praktizierende ausgesprochen hat. Seither seien schon vier Menschen auf offener Straße erschossen worden, weil sie Plakate aufgeklebt hatten. Für uns in Deutschland unvorstellbar, dass man für das Praktizieren friedlicher Übungen umgebracht wird.

Als die Übungen dann an diesem Abend, mit harmonischer Musik als Begleitung, vorgestellt wurden, meinte eine Besucherin, man würde es richtig sehen, wie entspannt und ruhig man dabei werde. Sie selbst konnte sich aber nur schwer vorstellen, selber einen solchen Zustand zu erreichen: „Ich glaube, ich würde dabei viel zu viel denken und könnte gar nicht zur Ruhe kommen.“

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