Wolfsburger Allgemeiner Anzeiger, 02.04.2002: "Mörder": Chinesen demonstrieren gegen Zemin bei VW

Er habe Mord, Folter und massenhafte Unterdrückung an den Händen: Chinas Staatspräsident Jiang Zemin ist bei der Opposition verhasst. Am meisten hasst ihn die berühmte Falun-Gong-Gruppe. Sie wird deshalb protestieren, wenn Zemin am 12. April VW besucht. Yi Wang-Hemmelgarn von Falun Gong plant: „Ich werde ihm in Wolfsburg ein Transparent mit unseren drei Forderungen ,Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Nachsicht‘ vors Gesicht halten.“

Vor diesem Dreiklang von Falun Gong habe Zemin „Angst“. Wie überhaupt die gesamte Bewegung aus westlicher Sicht nicht sehr aggressiv wirkt: Falun Gong praktiziert Entspannungsgymnastik, die Körper, Geist, Seele aktivieren sollen. Ihr größter Fehler in China war, dass Falun Gong zu groß wurde. Zig Millionen Anhänger, das nahm für Chinas Führung staatsfeindliche Züge an. Falun Gong wurde 1999 verboten.

Was den Zulauf nur noch erhöhte. Die Partei schlägt zurück: 387 Falun-Gong-Aktivisten seien schon zu Tode gefoltert worden, Zehntausende wurden fest genommen. Wang-Hemmelgarn kann nur den Kopf schütteln: „Chinas Regierung brandmarkt uns als Verbrecher. Dabei haben wir einfach nur mehr Zulauf als die KP – und darauf ist Jiang Zemin neidisch.“

Damit der chinesische Staatspräsident in der europäischen Fremde tägliche Grüße aus der Heimat zu sehen bekomme, machte sich die geistige Bürgerrechtlerin aus ihrem Wohnort
Bayreuth „auf einen langen Marsch durch Deutschland, um die Menschen vor Jiang Zemin zu warnen“.

Auch in Wolfsburg wolle sie protestieren, verkündet die mutige Chinesin, gestählt durch tägliche Meditationen. Ihre simple Vorgehensweise: „Wenn Zemin kommt, werde ich ins Werk
fahren und mein Transparent hoch halten.“

02.04.2002 21:19

Rubrik: Veranstaltungen