Meine Erlebnisse der Fa-Berichtigung im Bundeskanzleramt vor Jiang Zemin

Am Nachmittag des 9. April, dem zweiten Tag, an dem Jiang in Berlin war, beobachtete ich die Begrüßungszeremonie des deutschen Bundeskanzlers vor dem Tor des Bundeskanzleramtes als Journalist mit einer offiziellen Pressekarte.

Ich stand mit anderen Berichterstattern auf der Tribüne für Journalisten, bevor Jiang ankam. Ich sah hinüber zum Kanzleramt und es war keine protestierende Gruppe in Sicht. Auf Wunsch der chinesischen Delegation richtete die Polizei eine riesige „Sicherheitszone“ ein. Ich wußte, dass Praktizierende an einer Ecke etwa in 500 Metern Entfernung ihre Übungen machten und Aufrichtige Gedanken aussendeten, aber es war keines ihrer Spruchbänder zu sehen. Plötzlich sah ich drei Jounalisten nahe der Sicherheitssperren, gegenüber von unserem Standort, in etwa drei Meter Entfernung. Der rote Läufer für Jiang wurde zwischen die beiden Journalistengruppen gelegt. Wenn ich dort drüben bei der Sperre stände, würde ich sehr nahe bei Jiang sein - nur drei Meter entfernt! Ich erinnerte mich, dass am Tage zuvor, am Flughafen, ein sehr strenger Sicherheitsabstand für Journalisten beachtet worden war und so war mir klar, dass es nur eine geringe Chance gab, so dicht an Jiang heranzukommen, auch für Journalisten. Ich sandte sofort Aufrichtige Gedanken aus und hatte keine anderen Gedanken mehr. Ich fühlte meinen Geist stark und unerschütterlich.

Jiangs Autokolonne kam gleich, nachdem ich mich dort drüben hingestellt hatte. Er stieg aus dem Auto, schüttelte Hände und stellte sich für die Journalisten in Pose. Als er sich umdrehte und auf dem roten Teppich ging und nur drei Meter von mir entfernt war, rief ich auf chinesisch: “Stoppt die Verfolgung von Falun Gong! “ Schnurstracks riß mich ein chinesischer Sicherheitsbeamter, der dicht hinter mir stand, am Arm und drehte mich zu einem deutschen Polizisten herum. Aber Jiang hatte meine Worte sehr gut gehört.

Im Gebäude des Kanzlers notierte ein Polizist die Nummer meines Journalistenausweises und die Nummer meines Passes. Er sagte:“ Sie wissen, dass Sie nicht rufen sollen.“ - Ich sagte:“ Sie wissen auch, dass ich nicht rufen würde, wenn Jiang Falun Gong nicht verfolgt hätte.“ Er senkte die Stimme und sagte:“ Als Polizist kann ich über diese Sache nichts sagen.“ Ich zeigte diesem Polizisten die Bilder von Praktizierenden aus der „Witness“– Broschüre, die zu Tode geprügelt worden sind und erzählte ihm von den jüngsten Vorkommnissen in Changchun und von dem letzten Befehl Jiangs: “Töten ohne Pardon.“ Ich zeigte durch das Fenster nach draußen und sagte:“ Ihr wißt alle, was für ein Mensch Jiang ist; in Berlin sind viele protestierende Gruppen, haben Sie die gesehen? Ich weiß, dass 500 Meter von hier um die Ecke herum Falun Gong-Praktizierende ihre Übungen machen. Die unmenschliche Verfolgung passiert in China und jetzt haben nicht einmal in Deutschland die Menschen Gelegenheit, dagegen zu protestieren. Das ist nicht richtig, denn Deutschland ist ein demokratisches Land. Sie können nicht gehört und gesehen werden und darum spreche ich anstatt ihrer für sie.“

Der Polizist sagte, das seien alles Sicherheitsmaßnahmen. Ich sagte: “Ist ein Spruchband für irgend jemanden gefährlich? Diese Menschen, die mit geschlossenen Augen in Meditation sitzen, sind die für irgend jemanden gefährlich? Der Polizist sagte, dass sie alle über diese Dinge Bescheid wüßten, aber Jiang sei ein Gast. „Hitler wurde damals in anderen Ländern auch als Gast behandelt. Würde heute noch irgend jemanden sagen, dass das eine Ehre war? Der ehemalige Präsident von Jugoslawien, Milosevic, wurde beim Internationalen Gerichtshof als Kriegsverbrecher angeklagt. Ein Mörder ist ein Mörder, ganz gleich, was für einen Titel er hat. Der Führer eines Landes ist vor allem andern ein Mensch und was für schlechte Taten er auch immer begangen hat, sie müssen zurückgezahlt werden.“

Ich dachte, nun hätte ich gesagt, was ich hatte sagen wollen. Ich mußte nun Aufrichtige Gedanken aussenden. Meine Mitpraktizierenden waren 500 Meter entfernt, nur ich allein war in Jiangs Nähe. Daher kreuzte ich die Beine und erhob meine Handfläche, um Aufrichtige Gedanken auszusenden. Ich wollte nur noch antworten, wenn mich die Polizisten gelegentlich etwas fragten. Eine Stunde später sagte die Polizei, dass nun alles getan sei, aber ich könne nicht weggehen, ehe Jiang weggegangen sei. Ich dachte, in Ordnung, so kann ich weiter Aufrichtige Gedanken aussenden. Nach 20 Minuten machte ich die Augen auf und sah, wie ein Polizist aus dem Fenster sah. Dann entdeckte ich die Autokolonne direkt vor dem großen Fenster.

Die Autokolonne fuhr ab und ich wurde, von zwei Polizisten zum Tor des Präsidentenpalastes begleitet. Zwei Wächter und ich gingen umher, etwa 200 Meter von der Absperrgrenze entfernt. Ich erzählte ihnen in diesen 5 Minuten über die wahren Geschehnisse in China. Einer der Polizisten sagte heimlich zu mir:“ Ich bin persönlich mit Ihnen gleicher Meinung und bewundere, was Sie tun.“

Eine Stunde später starrte mich ein chinesischer Beamter aus dem Hotel, in dem Jiang wohnte, aus der Ferne an. Als er dicht an mich herangekommen war, lachte er plötzlich und fragte mich:“ Falun Gong?“ Ich sagte: “Ja!“ Er erzählte, dass er mich vorher gesehen habe: “Warum kommst Du denn noch mal?“ Ich sagte:“ Ich bin gekommen, um noch mal zu gucken. Dieses Hotel ist das beste in ganz Berlin.“ Er lachte noch mehr und sagte dann zu einem Deutschen, der neben ihm stand:“Falun Gong ist überall.“

Ein paar Stunden später kam ein Journalist, der auch zuvor beim Kanzleramt gewesen war, zu dem Platz an dem wir die Übungen machten, um mich zu sehen. Er machte sich Sorgen um meine Sicherheit und war froh, mich hier die Übungen machen zu sehen. Er sagte, die Pflicht eines Journalisten sei es, Informationen und Nachrichten der Welt zur Kenntnis zu bringen und meine Methode sei die beste, um dieses Ziel zu erreichen und Jiang eine starke und wahre Botschaft zukommen zu lassen. Er hielt mich für einen Helden. Aber ich sagte, dass ich keiner sei, da ich gar nichts aufs Spiel setzte, im Gegensatz zu den Praktizierenden in China.

Weil die deutsche Polizei meine Pressekarte, die allein für die Berichterstattung über den Besuch von Jiang in Deutschland ausgestellt worden war, eingezogen hatte ( mein Paß und der Journalistenausweis wurden mir zurückgegeben), schrieb ich am selben Tag noch einen Bericht an eine Menschenrechtsorganisation und an meine Journalisten Kollegen, um den Vorfall und meine Meinung darüber zu beschreiben.