Salzburger Nachrichten, 21.05.2002: China verweigerte einem jungem Salzburger die Einreise

Der 23-Jährige hatte als Anhänger der Falun Gong in Salzburg Folder verteilt - Kritik an Repressalien

SALZBURG-STADT (SN-sab). Er verteilte Flugblätter, um am 10. Jahrestag der Gründung der Falun-Gong-Bewegung auf die Verfolgung von Falun-Gong-Anhängern aufmerksam zu machen: Dann wurde der 30 Jahre alte Alexander Hamrle aus Wien in China verhaftet. Erst als sich die österreichische Botschaft in Peking für ihn einsetzte, wurde er freigelassen.

In Salzburg-Stadt sagt Hellmut Lumpi: "Wir haben uns alle sehr große Sorgen gemacht." Der 23-jährige Jus-Student zählt zu den "vielleicht zehn, vielleicht auch mehr" Falun-Gong Anhängern in Österreich und hat ebenfalls bereits Erfahrungen mit Einschränkungen durch chinesische Behörden gemacht: Er wäre gern in sein Traumland China gereist, darf aber nicht. Zweimal hat er das nötige Touristenvisum beantragt, erst über die chinesische Botschaft in der Schweiz, dann über das Reisebüro Geo. Beide Male vergeblich.

Bei Geo, das jedes Jahr mehr als 1400 Reisen von Österreich nach China verkauft, sagt Engelberg Egger: "Das muss sehr selten vorkommen, wir haben so etwas noch nie erlebt." Auch im Außenministerium in Wien ist kein vergleichbarer Fall bekannt.

In der chinesischen Botschaft heißt es, Lumpis Visa-Anträge seien "aus technischen Gründen" abgelehnt worden. Diese bestünden darin, dass Lumpis Name auf einer Computer-Liste zu finden sei. Wie er auf die Liste gekommen sei, könne man nicht sagen.

Wahrscheinlich weil er - wie Hamrle in China – ein paar Mal in Salzburg Folder mit Informationen über Falun Gong austeilte, meint Lumpi. "Mit meinem Namen, für die, die Falun Gong gratis von mir lernen wollen."

Falun Gong heißt frei übersetzt "Rad des Gesetzes". Nach der Selbstdarstellung seiner Anhänger ist es eine Meditationspraxis für Körper und Geist, die buddhistische und taoistische Lehren mit der populären chinesischen Bewegungsübung "Qigong" verbindet. Die chinesische Regierung sieht die 1992 gegründete Bewegung hingegen als Sekte an und verbot sie 1999. Anhänger werden seither verfolgt und verhaftet.

Internationale Menschenrechtsorganisationen haben mehrfach auf die Repressalien aufmerksam gemacht. Das Einreiseverbot für den Salzburger Hellmut Lumpi kritisierte die Gesellschaft für bedrohte Völker als Beschneidung von Rechten.

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