Salzburger Nachrichten, 25.05.02: Österreicher in China misshandelt

Tritte, Schläge, Angst vor Folter, kein Kontakt nach außen: Ein Wiener, Mitglied einer in China verbotenen Bewegung, war vier Tage lang in chinesischer Haft.

WIEN (SN-zim).

"Ich dachte, meine letzte Stunde hat geschlagen", erinnert sich Alexander Hamrle. Er ist Mitglied der in China verbotenen Falun-Gong-Bewegung. Und er ist jener Österreicher, der Mitte Mai von der chinesischen Polizei in Changchun verhaftet und vier Tage lang fest gehalten wurde, bevor man ihn nach Wien abgeschob. Was Hamrle in diesen Tagen erlebt hat, wird er nie vergessen.

Der Reihe nach: Hamrle lebt nach den Prinzipien von Falun-Gong. Die Bewegung verbindet chinesische Meditation mit Buddhismus und Taoismus. China hat Falun-Gong im Juni 1999 nach einer Demonstration verboten. Seit damals sollen mehr als 100.000 Anhänger inhaftiert, 20.000 in Arbeitslager gesteckt, viele zu Tode gefoltert worden sein. NGOs und UNO üben seit langem Kritik daran.

Hamrle wollte in China Flugzettel verteilen, um auf die Verfolgung aufmerksam zu machen. Er wurde verhaftet. Es setzte Schläge und Tritte: "Ich wollte mit meinem Botschafter sprechen. Keine Chance. Ich berief mich auf internationales Recht. Das gelte in China nicht, hieß es", sagt er. "Vor richtiger Folter hatte ich die ärgste Angst." Ganz so weit kam es nicht, auch wenn drei seiner Finger wegen der festen Handschellen heute noch taub sind. Auf diplomatischen Druck kam er schließlich frei. "Als der Flieger abhob, war ich unglaublich erleichtert", schildert Hamrle. "Ich konnte raus. Aber die Leute in China müssen permanent unter diesen Umständen leben."

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