Spiegel, 19.06.02: Mehr als 600 Tote bei Flutkatastrophe

Durch schwere Unwetter und Überschwemmungen sind im Nordwesten Chinas wahrscheinlich mehr als 600 Menschen ums Leben gekommen. Etwa 300 Bewohner werden noch vermisst. Auch im Süden des Landes haben heftige Regenfälle Land überschwemmt und Erdrutsche verursacht.

Verheerende Überschwemmungen in China

Peking - Chinesische Medien und Behörden zählten bis Dienstag 326 Tote. "Etwa 300 Menschen sind weiterhin vermisst und werden vermutlich nicht lebend gefunden", sagte der Gouverneur der Nordwestprovinz Shaanxi, Jia Zhibang, der Tageszeitung "China Daily".

In Shaanxi unterbrach die Flut die Trinkwasserversorgung und zerstörte Straßen und Häuser. Weitere starke Regenfälle und mögliche Überschwemmungen würden noch in dieser Woche erwartet, berichtet die Zeitung.

Neue sintflutartige Regenfälle haben auch in Südchina schwere Schäden angerichtet. Wie die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtet, seien in der Provinz Fujian durch zahlreiche Erdrutsche Dutzende Menschen gestorben. An vielen Stellen seien Straßen- und Zugverbindungen blockiert. Hunderttausende Bewohner der Region seien in Sicherheit gebracht worden.

Auch in der zentralen Provinz Hunan seien Hunderte Häuser zerstört worden. Als "untypisch" bezeichneten Meteorologen den Zeitpunkt der Überschwemmungen in den im Landesinneren gelegenen Provinzen. Normalerweise regne es dort erst im Juli und August so stark, in diesem Jahr passiere das einen Monat früher.

Die Regenfälle bewegten sich entlang des Jangtse-Flusses, wo die Behörden jetzt auch Hochwasser befürchten. Vizeministerpräsident Wen Jiabo hatte die Provinzbehörden bei einem Krisentreffen aufgefordert, die Hochwasserlage zu verfolgen, Hilfsgüter zu lagern und ausreichend Material zum Kampf gegen das Wasser bereitzulegen. Soldaten und Arbeiter wurden mobilisiert, um die Ufer der Flüsse mit Steinen und Sandsäcken vorsorglich zu verstärken.

1998 waren in China mehr als 4000 Menschen bei einer Flutkatastrophe getötet worden. Seitdem hat die Regierung rund 18,8 Milliarden Euro zur Bekämpfung von Hochwasser zur Verfügung gestellt.

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