Frankfurter Rundschau, 02.07.02: Präsident ruft Hongkong zu mehr Unterstützung auf

HONGKONG, 1. Juli (ap). Der chinesische Präsident Jiang Zemin hat zum fünften Jahrestag der Rückkehr Hongkongs nach China die Einwohner der ehemaligen britischen Kronkolonie zu mehr Unterstützung für das gemeinsame Land aufgefordert. Das von China ausgegebene Arrangement "Ein Land – Zwei Systeme" funktioniere gut, der Lebensstil der Einwohner von Hongkong habe sich nicht verändert, sagte Jiang am Montag. Hongkongs kapitalistische Strukturen seien intakt, es müsse aber noch mehr "bewusste Anstrengungen unternehmen, um Sicherheit und Einheit des Mutterlandes zu sichern und dessen übergeordneten Interessen zu verteidigen". Er hoffe, alle Bürger der Stadt würden sich noch besser an das neue Hongkong nach 1997 anpassen, sagte Jiang.

Vor dem abgeschirmten Konferenzzentrum, in dem in Anwesenheit Jiangs Verwaltungschef Tung Chee Hwa für eine zweite fünfjährige Amtszeit vereidigt wurde, demonstrierten mehrere Dutzend Menschenrechtsaktivisten für mehr Demokratie in China. Sie riefen "Nieder mit Jiang" und verurteilten "Chinas mörderisches Regime". In ihrer Nähe versammelten sich rund 100 Anhänger der Meditationsbewegung Falun Gong, um in einer Schweigedemonstration gegen das Verbot ihrer Gruppe in China zu protestieren.

Falun Gong darf in Hongkong weiterhin praktiziert werden. Die Gruppe teilte mit, rund 100 Anhängern sei am Sonntag und Montag die Einreise nach Hongkong verweigert worden.

Tung, der von einer Peking-treuen Versammlung gewählt wurde, ist nach Einschätzung von Beobachtern weiterhin unpopulär in der ehemaligen britischen Kronkolonie. Nach ihm wurde sein neues Kabinett vereidigt. Tung erklärte, Hongkong müsse trotz einer Rekordarbeitslosigkeit von 7,4 Prozent nicht pessimistisch in die Zukunft blicken. Kritiker sehen in Tung eine Marionette Pekings, andere werfen ihm eine Politik vor, die die Reichen gegenüber den Durchschnittsbürgern bevorteile.

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