Informationen zur Kenntnisnahme: Die wirtschaftliche Situation in China ist von Direktinvestitionen ausländischer Unternehmen abhängig

In den letzten fünfzehn Jahren ist die ausländische Direktinvestition einer der wichtigsten Faktoren für schnelles Wachstum der chinesischen Wirtschaft. Statistischen Auswertungen ausländischer Experten zufolge, lässt der Zustrom von 10 Milliarden US Dollar die Bruttoinlandsproduktion Chinas jährlich um 0,9-1,6 % wachsen. Angenommen, der jährliche Zustrom der Investitionsmittel läge unter 20 Milliarden US Dollar, dann würde sich die jetzige wirtschaftliche Steigerungsrate von 7,3 % um die Hälfte reduzieren.

Der internationale Wirtschaftsberater von Rand Corp., Forscher eines kalifornischen Instituts Charles Wolf veröffentlichte am 24.06.02 einen Artikel in dem „Wallstreet Journal - Asia“, in dem stand: „1986 erhielt China ausländische Investitionen in Höhe von 2 Milliarden US Dollar. Von 1986 bis 1997 stiegen die ausländischen Direktinvestitionen jährlich um 18 %, während die Steigerungsrate in der Folgezeit etwas abnahm. Inzwischen ist China nach den USA zum Land mit den höchsten ausländischen Direktinvestitionen geworden. Allein im letzten Jahr erhielt China Investitionen in Höhe von 43 Milliarden US Dollar, das ist mehr als der Gesamtbetrag der ausländischen Direktinvestition aller asiatischen Länder ausmacht.“

Weil China den ausländischen Investoren mehr Gewinn versprochen hat, schätzen die meisten Experten, dass in den nächsten zehn Jahren die ausländischen Direktinvestitionen in China weiterhin steigen werden. 38% der von Wolf befragten autorisierten Experten glauben, dass die ausländischen Investitionen zukünftig in China jährlich um 3 Milliarden US Dollar steigen werden. Die gleiche Anzahl Befragter meint hingegen, dass die ausländischen Investitionen jährlich um 4-8 Milliarden US Dollar steigen werden. 12 % gehen davon aus, dass sie um mehr als 8 Milliarden US Dollar ansteigen.

Wolf meinte in dem Artikel, dass die Analyse der vergangenen Jahre durch die Experten i.d.R. zuverlässiger ist, als ihre Einschätzung für die Zukunft. Das bedeutet auch, dass die Experten bezüglich der entscheidenden Rolle der ausländischen Investitionen für die chinesische Wirtschaft, zu gemeinsamen Erkenntnissen gekommen sind. Im Artikel wurde auch darauf eingegangen, was für eine Gefahr vor Peking stehen könnte, wenn die ausländischen Investitionen reduziert würden.

Bei der Voraussage für die Zukunft unterlaufen den Experten häufig Fehler. Zum Beispiel haben die Wirtschaftsexperten nicht voraussehen können, dass Japan nach dem erheblichen Wachstum in den 70er und 80er Jahren eine anhaltende Stagnation in den 90er Jahren erleiden müßte. Sie haben auch nicht damit gerechnet, dass die Wirtschaft in Korea, Indonesien und Thailand während der Finanzkrise von 1997 bis 1998 eine Talfahrt erleiden müßte. Ebenfalls haben sie nicht voraussehen können, dass die Wirtschaft in Deutschland in den späten 90er Jahren langsamer wachsen würde.

Wenn die als konstitutiv anzusehenden ausländischen Investitionsmittel in China wegfallen würden, wäre das Trugbild des Konjunkturaufschwungs sofort sichtbar. Dies könnte in der Folge zu einer schwerwiegenden volkswirtschaftlichen Krise führen.

Die Schwierigkeit bei der Einschätzung des Zustroms von Investitionsmitteln liegt darin, dass es viele offene Fragen in China und im Ausland gibt. Gleichzeitig haben diese Fragen Einfluss auf die Anziehungskraft ausländischer Investitionen. Ob der Wechsel der Führenden von der dritten zu der vierten Generation in China harmonisch oder gar nicht vollzogen wird, gehört mit zu diesen Faktoren. Eine weitere Frage ist, ob sich der aktuelle Aufruhr auf dem Lande bis in die Städte erstrecken wird und damit die Politik und die soziale Stabilität beeinflusst.

Andere Fragen, die nicht beantwortet wurden, sind z.B. ob China zu einem Rechtstaat geführt wird. In einer rechtstaatlichen Gesellschaft wird auch das geistige Eigentum respektiert. Um den Aktienmarkt auszubauen, müssen die Firmen verantwortlich geführt werden und die Verwaltung der Firmen transparent sein. Nur so kann der Korruption entgegengewirkt werden. Während sich der freie Währungstausch in China vollzieht, hängt der Kapitalfluss davon ab, ob der RMB (chinesische Währung) stabil ist, wie weit die Außenstände der vier großen staatlichen Banken steigen werden und ob die uneinbringlichen Forderungen zu einer Finanzkrise führen können.

Inwieweit China seine Zusagen für die WTO einhält, ist ebenfalls eine Variable. So hat China beim Eintritt in die WTO zugesichert, dass die internen Handelsmauern beseitigt werden. Wenn die Handelsmauern dennoch zwischen verschiedenen Provinzen und Städten bestehen bleiben, hat dies Auswirkungen auf ausländische Investitionen.

Wichtigster Faktor wird letztendlich sein, inwieweit in China Gewinne erzielt werden können. In der Vergangenheit haben die chinesischen Märkte ausländische Investoren angezogen. Bis jetzt haben jedoch nur wenige ausländische Investitionen Gewinn gebracht. Die Ursache liegt darin, dass obwohl ausländische Investoren aufgrund von vielen Versprechungen in China investiert haben, Investitionsmittel durch Korruption verschwunden oder unterschlagen worden sind. Am Ende werden ausländische Unternehmen, die sich an die Gesetze halten, durch verschiedene beliebig festgelegte „Regeln und Vorschriften“ oder „Steuerklauseln“ erpresst, sodass es für sie immer schwieriger wird. Es werden sehr viele Tricks angewandt, z.B. werden ausländische Investoren nach China eingeladen, wo sie hofiert werden. Ihnen wird eine verführerische „Zukunft“ dargestellt, sodass sie schließlich über übles Verhalten hinwegschauen. Um die Investitionen ins Land zu holen und die Investoren gut zu stimmen, werden über eine begrenzte Zeit administrative Maßnahmen ergriffen, um den „Gewinn“ der Investoren zu garantieren.