Über die Toleranz

Die Ursache, dass wir nicht zur Ruhe kommen können, liegt darin, dass unser Herz nicht ruhig ist, weil verschiedene menschliche Begierden sowie verschiedene Eigensinne zu zahlreich und zu stark sind. Die zahlreichen erworbenen Anschauungen und das Gedankenkarma, die aus den Begierden und Eigensinnen entstanden sind, werden wiederum den Kopf der Menschen stören, so dass die menschlichen Gedanken nicht zur Ruhe kommen können. Deshalb bin ich der Meinung, dass das grundlegende Problem nicht zu lösen ist, wenn wir nur einfach die schlechten Gedanken und das Gedankenkarma beseitigen und entfernen wollen. Wir müssen vor allem verschiedene Konflikte leicht nehmen, alle Begierden und verschiedene Eigensinne ablegen, erst dann kann das Herz beruhigt werden, und wir sind auch in der Lage, unsere Gedanken gründlich ruhig und tatenlos zu bewahren. Im Gegenteil, falls wir die Eigensinne noch nicht beseitigt haben und zu viel Begierden haben, können noch neues Gedankenkarma und schlechte Gedanken bei uns entstehen.

Ich habe etwa zwei Tage lang gespürt, dass alle verschiedenen menschlichen Eigensinne aus dem „Ich“ stammen (ich finde, dass das Wort „Ich“ hier noch passender als das Wort „Egoismus“ ist.). Wenn wir wirklich selbstlos sind, kann unser Herz von nichts bewegt werden, und wir sind in der Lage, alle Sachen zu tolerieren, und bei allen Schwierigkeiten zuerst an die Anderen zu denken. In der Zeit war mein Gedanken wirklich klar und ruhig, während der Körper sich leicht und rein fühlte. Von der Wahrnehmung, selbstlos zu sein und sich in einer großen Freiheit zu befinden, habe ich wirklich gespürt, was für eine Freude und ein glückliches Gefühl ein edles Lebewesen hat.

Der Prozess des allmählichen Ablegens der Eigensinne während der Kultivierung ist eben ein Verlauf, das „Ich“ nach und nach zu durchbrechen und die Toleranz entsprechend zu vergrößern. Die Lebewesen auf unterschiedlichen Ebenen haben unterschiedliche Eigensinne. Deshalb gibt es unterschiedliche Ruhe-Zustände auf unterschiedlichen Ebenen. Im gewissen Sinne ist die Existenz eines Eigensinns auch relativ. Deshalb ist der Zustand der Ruhe auch relativ. Je höher das Xinxing eines Lebewesens ist, umso größer ist seine Toleranz, umso größer ist seine Weisheit und umso größer ist seine Fähigkeit. Die Sachen, die er überlegt und tut, sind auch größer. Seine Ebene ist auch höher. Gleichzeitig sind die Elemente, woraus sein Leben bestehen, auch mikroskopischer. Der Gedanke wird entsprechend ruhiger. Die Lebewesen auf unterschiedlichen Ebenen oder in unterschiedlichen Bereichen des Kosmos haben unterschiedliche Lebenslust. Ihre Denkweise und -Methoden sind auch unterschiedlich.

Es ist am besten, wenn wir während der Kultivierung das „Ich“ auf einmal ablegen und durchbrechen können. Aber normalerweise schaffen wir das nicht. Wir können nur das „Ich“ ständig durchbrechen und es unaufhörlich vergrößern. Das heißt, dass unsere Toleranz ständig vergrößert wird. Bei der Kultivierung gibt es jedoch keinen abgekürzten Weg zu gehen.