THE AGE (Australien): Warnende Geschichten untergraben Chinas östliche Versprechen

22. August 2002 - Ausländische multinationale Konzerne sollten mit ihren Investitionen in China sehr vorsichtig sein.

Der Eintritt Chinas in die WTO im letzten Dezember hat eine neue Welle von ausländischen multinationalen Konzernen inspiriert, in den chinesischen Markt einzutreten. Wie viele von ihnen wissen jedoch, auf was sie sich da wirklich einlassen?

Die gegenwärtigen Bemühungen von Pepsi in Sichuan sind eine nüchterne Erinnerung daran, daß die WTO Mitgliedschaft kein Ersatz für die Einhaltung von Recht und Gesetz ist.

Einige Jahre nach jedem Investitionsboom in China taucht unvermeidlich ein frischer Schub von Gruselgeschichten auf. Ein gewöhnlicher Bericht sieht normalerweise so aus. Eine westliche Firma errichtet eine Joint-venture Firma, um ihre Produkte für den nationalen Markt her zu stellen. Alles läuft prima, solange bis der lokale Partner die Technologie gestohlen hat und die gleiche Firma nebenan eröffnet.

Und nicht nur, dass der internationale Konzern feststellt, dass sein Markenzeichen von billigen, gefälschten Produkten, die von nebenan auf den Markt strömen, gefährdet wird. Wenn Störungssucher von Beijing herfliegen, stellen sie fest, dass das Konto des Investors leer geräumt wurde, und die Arbeiter vor Ort haben sich gegen den Konzern gestellt. Eine rechtliche Unterstützung ist unmöglich, denn der abtrünnige Partner ist der beste Freund des Bürgermeisters, des Polizeichefs und auch noch des örtlichen Bezirksgerichtes. Wenn größere Firmen solchen Problemen gegenüber stehen, suchen sie meistens Unterstützung bei ihren Botschaften. Kleinere ziehen normalerweise mit ihren Verlusten von Dannen.

Die Geschichte von Pepsi China ist eine klassische ihrer Art. In den letzten 20 Jahren hat sie 500 Millionen US$ in das Land investiert, und wartet immer noch auf den Gewinn. Die Firma sagt, sie hofft auf einen Durchbruch in den nächsten Jahren. In jedem anderen Land hätte man dies als verrückt bezeichnet, in China wird dies jedoch als „Langzeitinvestition“ bezeichnet.

Pepsi hat ihr Joint-venture in Sichuan 1994 begonnen,zu einer Zeit, als die Regierung Partner für Joint-Ventures für große Projekte zur Verfügung stellte. So kam es, dass sich Pepsi mit einem sehr seltsamen Getränkepartner zusammen schloss, der lokalen Regierungsbehörde für Film, Radio und Fernsehen, dem Ministerium, das Chinas Medien beherrscht.

Nun behauptet Pepsi, dass der Vorsitzende der Kapitalgesellschaft, Hu Fengxian, Luxusautos und Europaurlaube ohne Genehmigung von Pepsi finanziert hätte. Es wird auch vermutet, daß Fonds durch aufgeblasene Werbekampagnen abgeschöpft wurden. Herr Hu weist alle Anschuldigen von sich. Der Streit ist nun so ernst geworden, dass die Angestellten der ansässigen Firma Pepsi Vertreter bedrohten, als sie versuchten, die Firma zu besichtigen und die Finanzen zu überprüfen.

Weil Chinas Gerichte oftmals korrupt sind, bestehen die meisten westlichen Firmen darauf, dass die Verträge mit chinesischen Partnern und Kunden eine Provision für internationale Schlichtungen enthält. Auch Pepsi ist hier keine Ausnahme, und Pepsi hat nun den Fall Sichuan vor ein Podium in Stockholm gebracht. Doch selbst wenn die Schiedsrichter der amerikanischen Firma gute Chancen einräumen, so muss sie trotzdem noch zu den ansässigen Gerichten gehen, um die Entscheidung wirksam zu machen. Und selbst wenn dies geschehen sollte, so würde sie Herr Hu nicht umsetzen, und in diesem Fall wäre Pepsi wiederum in der Gnade eines anderen chinesischen Gerichts.

Einige multinationale Konzerne versuchen nun mit ihrem Einzug in China solche Fallen ihrer unehrlichen Joint-Venture Partner zu vermeiden, indem sie komplett eigene ausländische Unternehmen errichten, die als „Woofies“ bezeichnet werden. Ohne einen ortsansässigen Partner ist es jedoch schwierig, Bauland für eine Firma zu bekommen. Staatliche Einrichtungen, die grundlegende Bausteine zur Verfügung stellen, versuchen in vielen Fällen die Neuankömmlinge auszuquetschen. Und somit mögen es kleinere und weniger chinakundige internationale Unternehmen einfacher finden, sich doch nach einem ansässigen Partner umzuschauen.

Man tut alles um der Wichtigkeit der „guanxi“, der sogenannten Beziehungen wegen, um damit um die Gesetzlosigkeit in China herumzukommen. Und doch wird eine besondere Art der „guanxi“ benötigt, um einen Partner zu finden, der nicht mit gezinkten Karten spielt. Ein darauf spezialisierter Vertreter sagte uns einmal, die einzig verlässliche Methode wäre, mit jemandem zu beginnen, von dem man weiß, daß er ehrlich ist, und denjenigen fragt man dann, ob er für die Ehrlichkeit des potentiellen Partners bürgen könnte. Und auch dies ist keine absolute Garantie, doch in einer Umgebung, in der Mißtrauen der Maßstab ist, ist dies der einzige Weg, einen Partner des Vertrauens zu finden.

Nach der Beilegung des Streites in Sichuan hofft Pepsi nun darauf, eine Partnerbeziehung zu finden, die „gemäß den Gesetzen, auf gegenseitigem Vertrauen und der Ausführung von transparenten Entscheidungen“ beruht. Doch sollten 2 Dekaden der Erfahrung in China Pepsi gelehrt haben, dass solche Partner dünn gesät sind. Chinas Rechtssprechung beschützt normalerweise Betrüger lieber als sie zu bestrafen. Ohne eine grundsätzliche Reformierung des Gerichtswesens erwarten wir, dass in drei oder vier Jahren Geschichten von internationalen Unternehmen zu hören sein werden, die 2002 Einzug in China hielten, und deren Hoffnungen von einem Marktplatz zerschmettert wurden, auf dem die grundsätzlichsten Regeln, die für die Durchführung von Geschäften notwendig sind, nur sporadisch existieren.

-Dow Jones