Queens Tribune (New York): Kämpfen für die Freiheit: Die Geschichte einer Einwanderin aus Queens

Als die 38 Jahre alte Chinesin Celia Wang letzten Oktober in Queens ankam fühlte sie sich „einsam und ein wenig ängstlich.“

Sie sprach fast kein Englisch, hatte sehr wenig Geld und keine Ahnung, wie sie über die Runden kommen sollte.

Aber sie nahm ihren sechs Jahre alten Sohn Wesly bei der Hand und gelangte zu ihrem neuen Zuhause in Elmhurst, wo sie ein neues Leben begann. Nachdem sie vergeblich in der Immobilien- und Buchverleger Branche, zwei Felder in denen sie in China sehr erfolgreich war, Arbeit gesucht hatte, war sie gezwungen Handschuhe auf den Straßen von Flushing und Manhattan zu verkaufen, um die Rechnungen bezahlen zu können ... manchmal saß sie dabei in Kartons um sich zu wärmen.

Die Chinesin Celia Wang (rechts), Einwohnerin von Elmhurst, kämpft dafür, ihre Familie wieder in Queens zusammenzuführen, wo sie zur Zeit mit ihrem Sohn lebt und versucht ihre Tochter und ihren Ehemann aus China zu holen.

Wang beklagt sich aber dennoch nicht über ihre Situation. Sie sagt, dass sie immer so stark bleibt, weil „Mein Ehemann und meine Tochter mich brauchen. Ich muss um sie kämpfen.“

Der Ehemann von Wang, der Reporter Yuhui Zhang, wird Berichten zufolge aufgrund einer Reihe von Artikeln über die umstrittene Meditationsbewegung Falun Gong in einem chinesischen Inhaftierungslager festgehalten.

Ihre fünf Jahre alte Tochter In San Zhang ist bei Familienangehörigen in der ehemaligen portugiesischen Kolonie Macao untergekommen, bis Wang es sich leisten kann, sie nach Queens zu holen.

Wang bemüht sich, Geld zu sparen und politische Kontakte zu knüpfen, was ihr dabei helfen wird, ihre Familie wieder zusammenzuführen und sie bittet die Einwohner von Queens um Hilfe.

Über einen Dolmetscher sagt sie: „Die Leute glauben, dass sie nicht helfen können. Sie können“

Keine Gerechtigkeit

Am 11. Nov. 2000, als Wang zuhause in Macao die Wäsche machte, erhielt sie einen Anruf von dem Rechtsanwalt ihres Ehemannes, den sie beauftragt hatte, herauszufinden was mit ihrem Ehemann geschehen war. Er informierte sie darüber, dass Zhang aufgrund seiner Berichte über Falun Gong, eine in China verbotene Gruppe, zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt worden war.

Tribune Foto von Angela Montefinise

Celia Wang, Einwohnerin von Elmhurst, bittet die Menschen in Queens dabei zu helfen, ihren Ehemann, der in einem chinesischen Gefängnis festgehalten und möglicherweise gefoltert wird, freizubekommen.

Der Anwalt berichtete Wang, dass ihr Mann auf „schreckliche Art und Weise“ gefoltert wurde. Wang sagte dem Tribune: „Ich weiß, es muss fürchterlich sein. Es vergeht nicht ein Tag, an dem ich mir nicht Sorgen um seine Gesundheit mache.“

Auch wenn ein Vertreter des Chinesischen Konsulats in New York leugnete, dass solche Methoden von der Regierung benutzt werden, hatte Wang so große Angst, dass sie beschloss, China zu verlassen und nach Queens zu ziehen, wo sie Freunde hatte und viele Chinesen und Falun Gong Praktizierende wohnen. Sie konnte ihren Sohn Wesly mitnehmen, aber nicht ihre fünfjährige Tochter, die momentan bei Wangs Cousin in Macao ist.

„Es bricht mir das Herz, dass sie nicht bei mir ist... Ich muss mich einfach erstmal hier zurechtfinden. Sie hat alle nötigen Papiere um herüberzukommen. Ich muss nur noch etwas Geld sparen, so dass ich für sie sorgen kann.“, sagt Wang.

Wo ist Papa

Wesly, ein begabter Schüler an der P.S. 89, ist ein „couragierter Junge“ der gerne Aufmerksamkeit bekommt und bereits „sehr gut“ Englisch gelernt hat, so sagt Crystal Liu, eine Einwohnerin aus Flushing, die Wang bei ihren Bemühungen hilft. Liu zufolge ist er immer sehr zugegen. „Er ist ein aufgeweckter kleiner Junge und überhaupt nicht schüchtern.“

Wang sagt, dass Wesly manchmal mitten in der Nacht aufwacht und schreit. „Er wird wach und schreit „Papa, Papa, Papa“. Dann fragt er mich: „Wann kommt Papa nach Hause.“ Er will wissen, ob mit Papa im Gefängnis alles in Ordnung ist, und ob ihn Leute schlagen. Wenn er das fragt bin ich sehr traurig, weil ich es auch nicht weiß.“

In Macao nahm der Cousin von Wang die fünfjährige Tochter In San Zhang mit zu dem zweiten Haftzentrum Meixi in Zhuhai, wo ihr Vater festgehalten wird und Wang erzählt: „Ich weiß, dass mein Ehemann üblicherweise sehr ruhig ist. Aber als er sie sah, so berichtete mein Cousin, dass seine Augen sich weiteten und er sich sehr freute. Er hatte sie zwei Jahre lang nicht gesehen... Sie schrie: „der Papa, Papa“, und versuchte ihn zu umarmen, aber die Gitterstäbe waren im Weg... Er versuchte auch sie zu umarmen aber es ging nicht.“

Wang sagt, dass es sie „sehr schmerzt“ zu sehen, wie ihre Kinder leiden und ihretwillen bewahrt sie ihre Kraft und Hoffnung. „Ich möchte, dass sie glücklich aufwachsen. Ich tue was ich kann um das zu ermöglichen.“

Über Liebe und Verlag

Wang traf Zhang erstmals in Macao, wo sie für einen Buchverlag arbeitete und Zhang als „ghostwriter“ [Anm.: ungenannter Verfasser] ein Buch schrieb. Wang war sein Redakteur und half ihm dabei, Miete und Nahrung zu finanzieren.

„Ich liebte seine Arbeit“ sagt sie. „Ich war von ihr sehr beeindruckt und auch sehr berührt... Er war so arm, aber ich half ihm aus.“ Zhang verfügte nur über ein zeitlich begrenztes Visum in Macao und Wang half ihm dabei eine Verlängerung zu bekommen. „Ich half ihm wo ich konnte. Er brauchte das.“

Wang half ihm dabei sein eigenes Buch von Zuhause aus zu schreiben. Wang erzählt: Der Chef fragte meinen Ehemann, ob er mit seiner Tochter ausgehen wolle. Er erwiderte: „Eigentlich interessiere ich mich für Fräulein Wang.“

Das Paar heiratete 1995 und Zhang begann 1997 Falun Gong zu praktizieren. Wang sagt: „Ein Steuerberater in dem Büro brachte ihm ein Buch über Falun Gong mit. Er las es in einer Nacht... Er liebte die Philosophie und die Religion und er fand es interessant.“

Falun Gong ist eine chinesische Meditationspraxis, die seit 1992 von Herrn Li Hongzhi, der jetzt in Queens lebt, gelehrt wird. Falun Gong umfasst einfache und ruhige Bewegungen. Die Übungen werden häufig im freien zu ruhiger Musik gemacht. Falun Gong wurde in China verboten.

Ein Vertreter des Chinesischen Konsulats wollte dazu keine Stellung nehmen.

Sich einleben

Langsam findet Wang in Queens Freunde und Unterstützung und lernt Englisch von ihrem Sohn Wesly „der die Sprache sehr schnell ‚aufgeschnappt‘ hat“. Liu erzählt, dass auch sie Englisch nur über Zuhören lernt und fügt an: „Sobald sie einmal Englisch gelernt hat, wird vieles viel einfacher für sie werden.“

Sie lebt sich immer besser ein und sie sagt: „Es ist recht einfach sich hier zurechtzufinden, weil es hier so viele Chinesen und Geschäfte aus allen Kulturkreisen gibt.“ Sie schildert, dass die bunte Kultur Queens ihr den Übergang sehr erleichterte und sagt: „Uns gefällt es hier…Elmhurst ist billiger als Flushing aber mit dem Bus leicht zu erreichen, was sehr praktisch ist“.

Wang sagt, sie würde sich für ihre Familie wünschen, in Queens zusammenzukommen und sie sagt: „Es gefällt mir hier sehr gut. Ich glaube wir würden hier sehr glücklich werden... Es ist Frei, Schön und Sicher hier. Meine Kinder werden hier sicher sein.“

Wang erwartet, dass sie bis nächsten Juni in Queens genug gefestigt ist, um ihre Tochter nachholen zu können und sie sagt: „Ich werde mich an diesem Tag sehr freuen. Aber ich werde nicht völlig glücklich sein, solange wir nicht alle zusammen sind.“

Nicht alleine

Wang ist in ihrem Bemühen ihren Ehemann aus dem Gefängnis freizubekommen nicht alleine und versucht mit anderen Falun Gong Praktizierenden aus Queens politischen Druck hinter ihre Bemühungen zu bekommen. Sie hat sich bereits mit den Kongressabgeordneten Gary Ackerman, Anthony Weiner und Joe Crowley in Verbindung gesetzt und alle haben ihre Bereitschaft ausgedrückt zu helfen. Sie entscheiden im Moment wie sie vorgehen sollen und Wang sagt mit einem Lächeln: „Was auch immer sie tun können, ich werde es sehr zu schätzen wissen.“

Liu sagte: „Die Leute glauben, dass es nichts gibt was sie tun können, aber schon ein Brief aus Übersee ist in China eine große Sache. Die Leute registrieren das. Das geht hinauf bis ganz nach oben und wir haben schon 39 Leute aus dem Gefängnis freibekommen, alleine durch Briefe.

Schreiben Sie an das chinesische Generalkonsulat in New York, 520 12th Ave., New York, NY 10036 oder an das zweite Haftzentrum Meixi, Zhuhai, Guangdong-Provinz, Volksrepublik China, 510080.

http://www.queenstribune.com/feature_story.html