Meine Erkenntnis, warum ich einen Mitpraktizierenden nicht tolerieren konnte

Praktizierender A und ich lebten etwa zwei Monate zusammen. Während dieser Zeit gab es ständig Konflikte. Obwohl wir beide versuchten in uns selbst zu suchen, fanden unsere Konflikte kein Ende.

Oft erklärte ich Praktizierendem A mein Verständnis von den Dingen und hoffte, er würde darum behutsamer sein. Ich fühlte mich stets dem Fa angeglichen. Dieser Prozess enthüllte mir viele meiner Eigensinne. Ich erinnere mich, dass Praktizierender A sagte: „Wir sind in der Lage, barmherzig zu Polizisten zu sein. Warum können wir das nicht auch zu Mitpraktizierenden sein?“ Ich dachte darüber nach und sah, dass er Recht hatte. Warum ist das so?
Die Situation veränderte sich nicht, bis wir in der Gruppe darüber diskutierten, wie wir Praktizierende uns gegenseitig behandeln sollten. Die Worte des Meisters erschienen in meinem Kopf:

Der Vollendung entgegen

Mit Eigensinn das Fa lernen ist keine wahre Kultivierung. Aber man kann während der Kultivierung allmählich eigenen grundlegenden Eigensinn erkennen, beseitigen und damit den Maßstab eines Kultivierenden erreichen. Was ist dann grundlegender Eigensinn? Menschen haben viele Anschauungen in der Menschenwelt gebildet, sie werden somit von solchen Anschauungen geführt und streben nach Dingen ihrer Sehnsüchte. Aber Menschen sind in die Welt gekommen, wobei die Lebensbahn, Gewinn und Verlust ihres Lebens von ihren schicksalhaften Ursachen bestimmt sind; wie kann jeglicher Vorgang im Menschenleben von menschlichen Anschauungen bestimmt werden? Daher sind diese sogenannten schönen und guten Sehnsüchte und Wünsche zu schmerzhaftem eigensinnigem Streben geworden, welches nie erfüllt werden kann.

Li Hongzhi
16.06.2000
Plötzlich verstand ich, dass dies die Ursache für meinen Eigensinn war. Ich hatte Sehnsucht nach einer perfekten Kultivierungsumgebung, voller Harmonie, gegenseitiger Barmherzigkeit und Respekt. Obwohl Praktizierende dies erreichen sollten, ist es doch ein grundlegender Eigensinn. Wenn auch die Worte die gleichen sind, das Motiv und der Sinn hinter meinen Worten waren anders. Hinter meinen Worten versteckte sich diese Anschauung, so war das Resultat natürlich schlecht.

Jeder Praktizierende erhöht sich während der Kultivierung mit einer anderen Geschwindigkeit. Sein oder ihr Leben ist verschieden von dem Leben anderer Praktizierender und die Kultivierungsebenen sind auch verschieden. Einige Praktizierende können manches schnell erreichen, während andere dafür mehr Zeit brauchen, beides ist möglich. Solange jeder die Wichtigkeit der „Erhöhung als Ganzes“ versteht, und wir einander helfen, ist jeder gut. Nach dem ich mich von meinem Eigensinn befreit hatte, sprach ich zu dem Praktizierenden A über meine Gedanken und er verstand mich.

Während ich dies schreibe, werden mir die Prinzipien des Fa immer klarer und ich fahre fort, mich zu erhöhen. Ich schlage vor, dass mehr Praktizierende ihre Kultivierungserfahrungen aufschreiben sollten. Ich beende meinen Bericht mit einem Zitat des Meisters:
Buddhas Licht weit strahlt,
Schicklichkeit, Gerechtigkeit, harmonisch und klar.
Gemeinsam stetig voran,
Aussichten glänzend.

(“Fa harmonisieren”, 27.12.1992, Hong Yin).

Bitte weist mich freundlich auf Fehler hin.