Badische Zeitung (Deutschland): Das kann man sich als Europäer nicht vorstellen (nachträglicher Bericht) ZU GAST IN FREIBURG: André Huber aus Langenau, der sich in Peking für die Rechte der Falun-Gong Anhänger verhaften ließ.

In seinem Heimatort kennen ihn alle Das ist der, der in China im Gefängnis war. Das weiß jeder in Langenau bei Schopfheim, erzählt André Huber lächelnd. Und es stört ihn auch nicht: Das ist schön. So komme ich mit den Leuten ins Gespräch und kann sie informieren. Und dieses Ziel verfolgt der 23-jährige auch anderswo: Zum Beispiel in Freiburg, wo er am Samstag Unterschriften für die chinesische Inhaftierte Xiong Wei sammelte.

Festgenommen wurde die Chinesin aus dem gleichen Grund wie er, berichtete André Huber. Beide seien sie für die Rechte der Falun Gong Praktizierenden in China eingetreten. Die Anhänger dieser buddhistischen Meditationspraxis werden von der chinesischen Regierung verfolgt obwohl ihre Zahl alleine in China bei etwa 70 Millionen Menschen liegt. Das er selbst im fernen Langenau ausgerechnet zu Falun Gong fand, findet der Erzieher, der zur Zeit seinen Zivildienst leistet, wenig spektakulär. Er hat sich schon von klein auf für Asien interessiert, und von seiner Mutter viel über Tibet erfahren. Als zwölfjähriger hat er über den Dalai Lama gelesen. Und irgendwann hat er dann Zhuan Falun, das Hauptwerk des Falun Gong, entdeckt. Diese Philosophie leuchte ihm einfach ein, sagt er und zählt die drei Ziele Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht auf. Das seien erst mal nur Worte. Doch im Gefängnis, habe er erlebt, was sie bedeuten: Diese Ruhe und Friedlichkeit in mir, die fand ich nur durch Falun Gong.

Auf dem Platz des himmlischen Friedens festgenommen

Weil er die Verfolgung der Falun Gong Anhänger in China nicht einfach hinnehmen wollte, flog er im Februar des vergangenen Jahres nach Peking. Dort ging er auf dem Platz des himmlischen Friedens, wo immer wieder Menschen für die Meditationspraxis demonstrieren. Unter der Hose hatte er einen gelben Stofffetzen versteckt, auf dem Falun Gong stand. Als er ihn heraus zog, kamen sofort sieben Polizisten, die ihn zu Boden drückten und auch schlugen, erzählt Huber: Auf dem Platz stehen mindestens 300 Polizisten, alle drei Meter einer. Alle in Zivil, und warten,
dass sie jemanden festnehmen können. Zusammen mit einem Schweden und einem Japaner, die
gemeinsam mit ihm demonstriert hatten, kam er ins Gefängnis.

Drei Tage dauerte es, bis er wieder frei war mit Hilfe der deutschen Botschaft, die er bereits vor seiner Festnahme von seinem Plan informiert hatte. Drei Tage verbrachte er in einer Zelle. Wie es dort war, sagt André Huber, das kann man sich als Europäer nicht vorstellen. 20 Menschen
zusammengedrängt auf engstem Raum, alle sitzen nebeneinander mit dem Gesicht zur Wand und müssen auf der Seite schlafen, weil der Platz sonst nicht reicht.

Natürlich habe er Angst gehabt, sagt Huber, vor allem bei den Verhören: Schlimm war, dass ich nicht wusste, was sie mit mir machen. Aber immer sei er sich bewusst gewesen, dass er als deutscher privilegiert war. Während er nach drei Tagen aus Peking abgeschoben wurde, sitzt Xiong Wei noch immer im Gefängnis seit über einem Jahr.