Deutschland: Interview mit dem Verantwortlichen der Europäischen Sektion der Weltorganisation zur Untersuchung der Verfolgung von Falun Gong

Von Juli 1999 bis heute dauert die Verfolgung von Falun Gong seitens Jiang Zemin und seiner Gefolgsleute schon vier Jahre. In der internationalen Gesellschaft haben die groß angelegten, friedlichen Petitionen von Falun Gong außerhalb Chinas zunehmend Unterstützung von Personen und Organisationen gewonnen. Darüber hinaus haben die Falun Gong Praktizierenden und Menschenrechtsorganisationen in den letzten zwei Jahren in mehreren nordamerikanischen, europäischen und asiatischen Ländern Strafanzeige gegen Jiang Zemin und andere chinesische Beamte, die Falun Gong verfolgen, eingereicht, um sie rechtlich zur Verantwortung zu ziehen.

Am 20.1.2003 wurde in Boston, USA, die Weltorganisation zur Untersuchung der Verfolgung von Falun Gong von Menschen, die von der Verfolgung Falun Gong alarmiert sind, gegründet. Das Ziel dieser Organisation ist, die Verbrechen der Institutionen, Organisationen und Personen an Falun Gong zu untersuchen; den Gegenstand der Untersuchung, ganz gleich wie lange sie andauert, ganz gleich wie umfassend und gründlich untersucht werden muss, zu einer vollständigen Aufklärung zu bringen; grundlegende Prinzipien der Menschlichkeit schützen; Gerechtigkeit in der Gesellschaft zu gewährleisten und wieder herzustellen.

Im März dieses Jahres wurde während der Jahrestagung der UN-Menschenrechtskommission in Genf beschlossen, eine europäische Sektion zu gründen. Diese hat Ihren Sitz in Ulm in Deutschland.

Journalistin: Herr Kritzler, Können Sie etwas über die europäische Sektion der WOIPFG sagen?

Herr Kritzler: Sicherlich. Ich möchte erklären warum wir die europäische Sektion in Deutschland gegründet haben. Dieser Punkt hilft das Wesen der Organisation zu verstehen.

Alle wissen, dass Deutschland vor mehr als einem halben Jahrhundert Schauplatz eines unvorstellbaren Völkermordes war. Als Deutscher, auch wenn meine Generation diese systematische Ermordung nicht persönlich als Zeitzeuge erlebt hat, werden wir das nicht vergessen. Der bekannte Prozess nach dem zweiten Weltkrieg gegen deutsche Kriegsverbrecher geschah in Nürnberg. Heute hat die Nürnberger Regierung das einzige offizielle Menschenrechtsbüro in Deutschland. Eine der Aufgaben des Büros ist, die Menschen daran zu erinnern, diese Tragödie in Deutschland nicht zu vergessen. Die Untersuchung gegen die Kriegsverbrecher des zweiten Weltkriegs geht auch heute immer noch weiter. Als Deutscher denke ich, dass wir eine besondere Verpflichtung haben, gegen den Völkermord zu handeln und die Menschen auf alle Völkermorde in der Welt aufmerksam zu machen. Denn egal wo er passiert, läuft er der Menschlichkeit und den friedlichen, weltweit geteilten Werten zuwider. Diese sind jedoch grundlegend für die Menschheit. Völkermord schadet der Menschheit.

Zurzeit geschieht in China gerade ein Völkermord, nämlich die Verfolgung von Falun Gong seitens Jiang Zemin. Dass die europäische Sektion ihren Sitz in Deutschland hat, hat den Sinn, den Menschen mitzuteilen, dass die Geschichte nicht vergessen wird. Gleichzeitig wird an die Menschen appelliert, die Wiederholung der Geschichte zu verhindern.

Journalistin: Manche sagen, dass die Anzahl der während des dritten Reichs ermordeten Juden die Anzahl der ermordeten Falun Gong Praktizierenden bei weitem übertrifft, deshalb zähle die Verfolgung von Falun Gong nicht als Völkermord. Wie sehen Sie das?

Herr Kritzler: Diejenigen, die diesen Schluss ziehen, kennen den wahren Sachverhalt und das Wesen der Verfolgung von Falun Gong nicht. Es ist wahr, dass nach den Nachrichten auf den Webseiten von Falun Gong mehr als 800 Praktizierende ermordet wurden, mehr als 6.000 ins Gefängnis gebracht wurden, mehr als 100.000 ins Arbeitslager geschickt wurden und Tausende in psychiatrische Anstalten geschickt, wo sie zur Einnahme von nervtötenden Medikamenten gezwungen werden. Von der heutigen, reinen Todeszahl her gesehen kann sich die Verfolgung von Falun Gong nicht vergleichen, ich möchte jedoch fünf Punkte anführen die klar auf den Sachverhalt des Völkermordes hinweisen:

Erstens hat Hitler zwölf Jahre gebraucht um so ein Ausmaß an Ermordeten zu erreichen. Die Verfolgung von Falun Gong begann vor vier Jahren und 3 Monaten und schon jetzt sind viele Länder in der ganzen Welt betroffen.

Zweitens, vor mehr als einem halben Jahrhundert konnten die Deutschen wie auch die internationale Gesellschaft kaum Nachrichten über die Verfolgung der Juden bekommen. Deshalb konnte Hitler seinen Plan ungestört durchführen. Nicht lange nach dem Beginn der Verfolgung von Falun Gong kamen bereits Nachrichten aus China. Seit 1999 hat die internationale Gesellschaft durch Resolutionen und Aufrufe Druck auf die chinesische Regierung ausgeübt. In dieser zunehmend globalisierten Welt muss China die Reaktionen der internationalen Gesellschaft berücksichtigen. Die heutige Situation der Verfolgung zeigt schon den positiven Einfluss der Bemühungen vieler Menschen der internationalen Gesellschaft.

Drittens hat Hitler die Juden nicht gezwungen Ihren Glauben abzulegen, sondern sie direkt in die Gaskammern geschickt. Jiang Zemin zwingt Falun Gong Praktizierende unter hohem Druck mit unmenschlichen, grausamen Foltermethoden Dokumente zur Abschwörung ihres Glaubens zu unterzeichnen. Nach der Definition der UN bezieht sich der Ausdruck Völkermord nicht nur auf die Ermordung, sondern auch auf die Verursachung von schwerem seelischem Schaden an Mitgliedern der Gruppe.

Viertens verwendet Jiang Zemin die gleichen Methoden wie Hitler und verbreitet Verleumdungen, um großen Druck auf die Verfolgten auszuüben. Die staatliche Verleumdungspropaganda reicht bei Jiang Zemin jedoch weit über die Grenzen Chinas hinaus, so dass auch die internationale Gesellschaft mit vielen Falschinformationen in die Irre geleitet wurde.

Fünftens hat Jiang Zemin das Büro 610 gegründet und Hitler die Gestapo. Beide Organisationen sind bzw. waren dem Gesetz übergeordnet. Hitler hat diese Methode verwendet, um den Weg für die Verfolgung der Juden zu bahnen. Jiang Zemin will damit die Falun Gong Praktizierenden zwingen ihren Glauben aufzugeben oder sie vernichten. Das Wesen der beiden Organisationen ist das Gleiche, nämlich eine bestimmte Bevölkerungsgruppe verschwinden zu lassen.

Journalistin: Wenn von dem Büro 610 die Rede ist, hat Luo Gan in der ersten Septemberhälfte vier Länder in Europa und Asien besucht. Die Falun Gong Praktizierenden haben in diesen vier Ländern Klagen gegen Luo Gan wegen Völkermordes, und Verbrechen die Menschlichkeit und Folter erhoben. Wie sehen die Erfolgsaussichten?

Herr Kritzler: In Island, Finnland, Armenien und Moldawien hat die WOIPFG nicht nur den Falun Gong Praktizierenden die nötigen Beweise geliefert, sondern in Moldawien haben wir zusammen mit dem Globalen Komitee zur Rettung der verfolgten Verwandten und Freunde, dem europäischen Falun Dafa Verein und dem russischen Falun Dafa Verein die Klage gegen Luo Gan erhoben. Ich bin optimistisch für die Erfolgsaussichten dieser Anklage. Zurzeit haben Falun Gong Praktizierende in manchen nordamerikanischen, europäischen, australischen und asiatischen Ländern schon manche Falun Gong verfolgende chinesische Beamte angeklagt. Dies zeigt schon eine sehr starke Tendenz. Der Gerichtshof in den USA hat schon ein paar Urteile mit positivem Ausgang für Falun Gong gefällt. So wurden zum Beispiel Zhao Zhifei, der ehemalige Vizechef der Sicherheitsbehörde der Provinz Hubei, Liu Qi, der ehemalige Parteichef von Beijing und Xia Deren, der Vizegouverneur der Provinz Liaoning schuldig gesprochen. Das bedeutet, dass die internationale Gesellschaft diesen Verbrechen, die die Grundrechte der Menschen verachten, zunehmend mehr Aufmerksamkeit schenken.

Durch diese Klagen wissen jetzt zumindest die Führungskräfte und die Öffentlichkeit in diesen vier Ländern, was für ein Mensch ihr Land besucht hat. Dabei haben wir auch einen Untersuchungsbericht über das 11.000 Mitarbeiter zählende Büro 610 veröffentlicht, dessen Oberhaupt Luo Gan. Zum ersten Mal haben wir das Geheimnis des Büros 610 gelüftet.

Journalistin: Was denken Sie, welchen Sinn die Anklagen gegen die Beamten der KP Chinas haben?

Herr Kritzler: Von der WOIPFG her gesehen, haben die Anklagen die Verurteilung der Verfolgung von der moralischen auf die rechtliche Ebene gehoben, mit den entsprechenden realen Konsequenzen. Das ist gerade das Ziel unserer Organisation. Es ist so wie bei den Kriegsverbrechen des zweiten Weltkrieges. Auch wenn Dutzende von Jahren vergangen sind, müssen sie vor Gericht gestellt werden. Das ist die internationale Gerechtigkeit. Natürlich denken wir nicht, dass wir dieses Mal auch so lange warten müssen.

Diese Bestimmtheit, alle Verbrechen zur Anklage zur bringen wird auch automatisch die noch aktiven Verbrecher einschüchtern und im besten Fall zu einer Einstellung ihres Verhaltens führen. Auch wird der Weltöffentlichkeit und insbesondere der Bevölkerung in China klar und unmissverständlich vor Augen geführt, dass das Verhalten von Jiang Zemin und seiner Gefolgsleute falsch ist.

Journalistin: Warum sind Sie so optimistisch für die Frage bezogen auf die Zeit?

Herr Kritzler: Die WOIPFG hat in Amerika, Asien und Europa ihre Sektionen. Seit der Gründung in den letzten Monaten haben wir große Unterstützung bekommen, auch von Menschen aus dem Festland Chinas. Auf unserer Webseite www.upholdjustice.org haben wir viele ausführliche Untersuchungsberichte veröffentlicht, die schon für die Anklagen in verschiedenen Ländern gegen Jiang Zemin, Luo Gan und andere chinesische Beamte verwendet wurden. Außerdem habe ich die Nachricht bekommen, dass die Rechtsanwälte, die in vielen Ländern an der Anklage gegen Jiang Zemin teilnehmen, auch eine Zusammenarbeit planen. Man kann sagen, dass wir ein festes Netz gebaut haben. Dazu kommt noch, dass überall in der Welt Opfer der Verfolgung von Falun Gong zu finden sind. Deshalb, egal wo die Angeklagten hingehen, wir können sie vor Gericht stellen.

Journalistin: Danke, dass Sie sich die Zeit für das Interview genommen haben!

Herr Kritzler: Danke!