Meine liebe Tochter,

wie geht es Dir? Es ist lange her, seit ich mich zuletzt bei Dir gemeldet habe. Ich vermisse Dich sehr.
Es sind 7 Monate vergangen, seitdem Deine Mutter am 26. September 2002 verhaftet worden ist, nur weil sie Falun Gong praktiziert hat. In dieser Zeit habe ich mich sehr unbehaglich gefühlt, konnte nicht schlafen und bin wie geistig gefoltert. Obwohl ich 24 Jahre Erfahrungen im Militär habe, kann ich so einen Schlag doch nicht ertragen, weil dieser Schlag einfach anormal ist ... und von künstlichen Faktoren verursacht wird. Du weißt, dass ich nicht an Falun Gong geglaubt habe, bis zu dem Unfall, bei dem Deine Mutter durch die Windschutzscheibe eines LKWs geworfen wurde, Dutzende von Metern, bis zur anderen Seite der Straße. Ich begann zu glauben, was Deine Mutter über die Kraft von Falun Gong gesagt hat. Sie hatte nur oberflächliche Wunden und war eine kurze Zeit bewusstlos. Du weißt, dass Deine Mutter viele Krankheiten hatte und ärztliche Behandlungen ihr nicht viel halfen. Aber sie wurde völlig geheilt, nachdem sie Falun Gong übte. Es war wie ein Wunder. So musste ich eingestehen, dass Falun Gong Menschen sehr effektiv hilft, von ihren Krankheiten loszukommen und die Gesundheit verbessert.

Bereits seit alter Zeit weiß man, dass man durch Kultivierungsübungen Gesundheit erlangen kann. Aber jetzt wird in China eine sehr gute Übungsmethode wegen der Eifersucht einiger Führungsleute verboten. Ich bin kein Falun Gong Praktizierender, aber ich glaube, dass Praktizieren und Kultivieren, ob man daran glaubt oder nicht, Angelegenheiten der persönlichen Freiheit sind. Die meisten mir bekannten Falun Gong Praktizierenden sind Senioren. Einige ihrer Krankheiten sind definitiv nur durch das Praktizieren von Falun Gong geheilt worden, so dass sie sehr an Falun Gong glauben. Sie sind nette, gute Menschen. Deine Mutter hat bloß praktiziert und tut nur Gutes. Warum die Autoritäten ihre Macht zur grausamen Verfolgung missbrauchen, kann ich wirklich nicht verstehen.

Die langen Tage, in denen ich auf Nachrichten von Deiner Mutter wartete, waren so besorgniserregend, weil ich nichts hörte. Endlich rief mich am 2. April 2003 eine Person an, die behauptete, die Rechtsanwältin Deiner Mutter zu sein: „Heute Morgen um 9 Uhr ist sie die erste vor Gericht. Können Sie kommen?“ Sie rief gegen 8:45 Uhr an. Ich sagte: „Warum haben Sie mich erst so spät informiert?“ Sie sagte, dass sie es am Tag zuvor vergessen hatte. Ich brauchte aber etwa eine Stunde, um beim Gericht sein zu können. Sie sagte: „Es ist zu spät für Sie, jetzt noch zu kommen. Aber es ist nicht schlimm, wenn Sie dieses Mal nicht kommen. Vor der nächsten Verhandlung werde ich Sie informieren.“ Ich entgegnete: „Machen Sie Witze? Sie sind viel zu unverantwortlich. Sie halten so eine wichtige Sache für gar nichts. Sie nehmen die Rechte der Bürger überhaupt nicht ernst!“ Sie antwortete „Seien Sie nicht so verärgert“ und hing auf. Das soll eine Anwältin sein, unglaublich! Die Strafverfolgungsbehörden beachten die rechtlichen Verfahren nicht. Sie missbrauchen ihre eigenen Rechte der Strafverfolgung und nehmen den Bürgern ihre Rechte nach Belieben. Ich war hilflos und konnte nur auf den nächsten versprochenen Anruf warten. Bis jetzt habe ich aber noch keine Nachrichten von Deiner Mutter erhalten.

Am 11. April 2003 kamen drei Polizeibeamte zu meinem Haus. Einer war von der lokalen Polizeiwache, die anderen zwei vom öffentlichen Sicherheitsbüro. Sie sagten, dass sie kamen, um mir ihre spezielle Rücksichtnahme für mich zu zeigen. Sie waren überrascht, zu hören, dass ich keine Nachrichten von Deiner Mutter erhalten hatte und sie nicht besuchen konnte. Ein Polizeibeamter, Cheng, vom öffentlichen Sicherheitsbüro sagte: „So sollte das nicht sein, haben Sie das Gerichtsurteil nicht erhalten? So weit ich weiß, ist sie zu drei Jahren Haft verurteilt worden.“ Ich war noch überraschter diese Worte zu hören, weil ich nämlich überhaupt keinerlei Nachrichten erhalten hatte! Aber ich musste glauben was sie sagten! Am 14. April wurde bestätigt, dass Deine Mutter zu drei Jahren Haft verurteilt worden war. Ich war sehr wütend, diese Nachricht zu hören; die Strafverfolgung zerstört das Gesetz. Ich traue ihnen kein bisschen mehr, weil sie Bürger ihrer grundlegenden Rechte berauben. Deine Mutter ist nicht alleine; sie hat einen Mann und eine Tochter. Aber ihr Mann und ihre Tochter sind ihrem Recht beraubt worden, sie vor Gericht zu sehen; das Urteil wurde sogar von anderen überbracht. Ich wurde bitterlich von unserem Rechtssystem enttäuscht.

Meine Tochter, Deine Mutter ist so schlecht behandelt worden, aber wo kann ich mich beschweren? Wegen des kalten Wetters zittere ich, aber mein Herz ist kälter als das Wetter. Ich fühle mich etwas wärmer, mit Dir über Deine Mutter zu sprechen. Deine freundliche und mitfühlende Mutter, ich weiß nicht, wie es ihr im Gefängnis geht, aber irgendwie bin ich um sie nicht zu sehr besorgt. Wie das Sprichwort sagt, gute Menschen werden mit Gutem belohnt. Deine Mutter sollte gut auf sich aufpassen. Bitte mach Dir nicht zu viele Sorgen über sie. Du musst auf Dich selbst auch gut aufpassen. Ok, es ist spät. Ich gehe jetzt schlafen. Wir reden später weiter!

Alles Gute!
Dein Vater

1. Mai 2003