Gemeinderäte der Stadt Zürich setzen sich beim Bürgermeister von Kunming (Zürichs Partnerstadt in China) für inhaftierten Falun Gong-Praktizierenden ein

Sehr geehrter Herr Zhang Zhen Guo

Ich schreibe Ihnen, um meine Besorgnis hinsichtlich der jüngsten Menschenrechtsentwicklung in China und meine Hoffnung für die Zukunft auszudrücken.

Seit dem 20. Juli 1999 wurde die Welt Zeuge einer sinnlosen und brutalen Verfolgung von Millionen unschuldiger Menschen, die Falun Gong in China praktizieren. Laut Menschenrechtsgruppen wurden Hunderttausende von Praktizierenden verhaftet, in Arbeitslager und psychiatrische Kliniken geschickt, gefoltert und sogar ermordet.
Mit Bedauern musste ich erfahren, dass hiervon auch die Falun Gong Praktizierenden in Kunming betroffen sind. In Zürich unterschrieben mehr als 20.000 Personen eine Petition, worin die Stadt Zürich um Hilfe für die in Kunming inhaftierten Falun Gong Praktizierenden gebeten wird.

Damals wurde ich auf den Fall von Herr He aufmerksam gemacht. Berichten zu Folge hat sich die Situation von Herr He nun noch weiter verschlechtert. Die Nachricht darüber, dass er aus Protest gegen die unmenschliche Behandlung in Hungerstreik getreten ist und zwangsernährt wird, stimmt mich sehr besorgt.

Mir wurde mitgeteilt, dass Herr He aus der Stadt Chengdu am 15. Mai 2002 ohne besonderen Grund am Kunminger Bahnhof von der Polizei festgenommen wurde. Später soll er von Autoritäten des Kunminger Bahn- Komitees zu einem Jahr und neun Monaten Arbeitslager verurteilt worden sein. Er werde in der 6. Abteilung des Zwangsarbeitslagers der Provinz Yunnan festgehalten.

Das Urteil sei einzig und allein wegen seines Glaubens an Falun Gong gefällt worden. Zur Zeit des Urteils litt er an einer Verletzung. Das Arbeitslager habe ihm nicht nur die medizinische Versorgung verwehrt, sondern zwang ihn zusätzlich harte Arbeit zu verrichten.

Herr He habe eine schwere Knochenverletzung am rechten Arm. Nach ärztlicher Diagnose sollte sein Arm operiert werden. Eine unverzügliche Operation könne eine Zuheilungsquote von 60% erreichen, eine verspätete senke die Zuheilungsquote und verursache sehr wahrscheinlich lebenslange Behinderung. Neben seinem Arm könne Herr He sein rechtes Bein auch nur schwer bewegen.

Ich bitte Sie, sich um den Zustand von Herr He zu erkundigen und ihm die notwendige medizinische Versorgung zukommen zu lassen, damit sein Armbruch behandelt wird und er vor der befürchteten Behinderung geschützt werden kann.
Ich bitte Sie, den Fall von Herrn He zu untersuchen und Schritte zu unternehmen, um Herrn He aus seiner unrechtmässigen Haft zu befreien und ihn vor weiteren Menschenrechtsverletzungen zu schützen.

Indem ich Sie herzlich bitte, meinem Wunsch zu entsprechen, zeichne ich mit vorzüglicher Hochachtung


Leuzinger Romana, Präsidentin des Gemeinderats* von Zürich
Bartholdi Roger, Gemeinderat der Stadt Zürich
Barzotto Myriam, Gemeinderätin der Stadt Zürich
Graf Wüthrich Franziska, Gemeinderätin der Stadt Zürich
*Stadtparlament