Eine Geschichte der Reinkarnation - Ausgleich der Sünden

Die Geschichte geschah in einem Dorf in Nordchina. Ein Ehepaar hatte einen Sohn. Er war Einzelkind und von klein auf sehr schwach und kränklich. Die Eltern gewährten ihm alle Gunst. Er bekam einfach alles, was er wollte. Um die Krankheiten zu heilen hatten sie fast alles, was sie besaßen, ausgegeben. Als der Sohn 18 Jahre alt war, deutete er eines Tages mit dem Finger auf das Pferd, das einzige Zugtier, das ihnen geblieben war : „Ich möchte das Pferdefleisch essen, lasst das Pferd bitte schlachten!“ Die Eltern konnten es nicht übers Herz bringen, das Arbeitstier zu schlachten. Es war das einzige wertvolle Tier für das ganze Ackerland. Aber als sie den Sohn in den letzten Zügen im Bett liegen sahen, hatten sie Mitleid mit ihm. Er lag schwach im Bett und schrie: „Schlachtet bitte schnell das Pferd! Ich möchte das Pferdefleisch essen. Ich will jetzt das Fleisch dieses Pferdes verspeisen. Wenn ihr euch nicht beeilt, bekomme ich das Fleisch nicht mehr. Ich sterbe bald.“

Als die Eltern ihren Sohn so sahen, haben sie sich ein Herz gefasst und das Pferd schlachten lassen. Dann wurde ein Topf Pferdefleisch gekocht Nachdem der Sohn eine Schale Pferdefleisch gegessen hatte, ist der geliebte Sohn nach knapp zwei Stunden tatsächlich im Bett gestorben. Das Ehepaar weinte sehr. Die Nachbarn versuchten sie zu trösten, keiner konnte sie beruhigen.

Der Tod des Sohnes traf das Ehepaar schwer. Sie erinnerten sich daran, dass der Sohn seit seiner Geburt der Familie viel Unglück und Schwierigkeiten gebracht hatte. Jetzt waren sie so arm, dass sie den Sohn nicht vernünftig beerdigen konnten. Sie begriffen das alles nicht. Nachdem sie ihren Sohn ganz einfach beerdigt hatten, gerieten die beiden in eine verwirrende Lage, sie hatten keinen Mut mehr weiter zu leben. Später hat ihnen jemand einen Rat gegeben: „Im Tempel auf dem Nanshan-Berg gibt es einen alten Mönch. Er kann viele merkwürdige Ereignisse erklären. Es wäre gut, wenn ihr euch bei ihm nach eurem Sohn erkundigt.“ Daraufhin gingen die Eltern zu dem alten Mönch in den Tempel auf dem Nanshan-Berg. Nachdem sie ihr Anliegen vorgetragen hatten, sprach der alte Mönch zunächst kein Wort. Er machte die Augen zu, meditierte eine lange Weile und sagte dann langsam: „Ihr beide habt Schulden des Sohnes aus dem vorigen Leben auszugleichen. Wollt ihr Ausführliches erfahren?“ Die beiden knieten vor ihm nieder und machten Kotau und baten: „Wir wollen ganz gerne die echte Ursache wissen. Bitte, erkläre es uns ausführlich!“

Dann erzählte ihnen der alte Mönch langsam: „Im vorigen Leben war der Sohn ein Fräulein einer reichen Familie. Als sie 18 Jahre alt war, ist sie mit den Eltern zu Besuch zu Verwandten gefahren. Unterwegs wurden sie von Räubern überfallen. Der Boss der Räuberbande war derjenige, der in diesem Leben als ein Pferd, das in eurem Besitz war, wiedergeboren wurde. Ihr beide wart damals Mitglieder der Räuberbande. Die Räuber (einschließlich euch beiden) haben der reichen Familie alles weggenommen. Die Eltern des Fräuleins wurden getötet. Die Familienangehörigen wurden auseinander gerissen. Das Fräulein wurde von dem Boss der Räuberbande vergewaltigt. Später stieg sie auf den Felsen eines Berges und schwor, im nächsten Leben das Fleisch des Bosses zu essen, um sich an ihm zu rächen. Dann sprang das Fräulein von dem Felsen in den Tod. Später wurde der Boss als Pferd wiedergeboren, weil er zu viel Übeltaten begangen hatte. Ihr beide seid als Menschen inkarniert, um die Sünden, die ihr an dem Fräulein begangen habt, zurückzuzahlen. Das Fräulein wurde deshalb als euer Sohn geboren, um die Schulden des letzten Lebens einzutreiben.“ Das Ehepaar zweifelte und dachte: Ist das wahr, was der Mönch erzählt hat?

Der alte Mönch hat scheinbar die Gedanken der beiden gelesen und sagte: „Wenn ihr nicht glaubt, bitte ich euch Wohltäter (so wird ein gewöhnlicher Mensch von Mönchen angeredet) eine Nacht im Tempel zu verbringen. Was heute Nacht passiert, wird euch beweisen, was die alte Flickkutte (So nennt ein Mönch im Tempel sich selbst) gesagt hat.“ Der alte Mönch besorgte den beiden ein Zimmer, um im Tempel übernachten zu können. Tief in der Nacht hörten sie Türklopfen. Das Ehepaar erinnerte sich an die Worte des alten Mönches und wagten nicht, die Tür zu öffnen. Es wurde immer kräftiger geklopft, zum Schluss wurde heftig an die Tür geschlagen. Die beiden bekamen immer mehr Angst. Sie zogen sich aus, legten die Kleidung ins Bett und versteckten sich unter dem Bett. Kurz darauf wurde die Tür eingeschlagen. Der Mann, der herein kam, war tatsächlich der verstorbene Sohn. Er hatte eine lange Lanze in der Hand und war sehr wütend. Er ging direkt zum Bett, stach wild und heftig mit der Lanze in die Bettdecke, wo die Kleidung der Eltern lag und sagte: „Räuber, die meine Eltern getötet haben, gebt mir ihr Leben zurück! Räuber, die mich zum Tod gezwungen haben, gebt mir das Leben zurück!“ Es stach so lange, bis es hell wurde. Dann ging er hinaus und ritt auf einem Pferd davon.

Erst, als die Sonne ganz hoch stand, sind die beiden, die zu tote erschrocken waren, unter dem Bett hervor gekrochen. Sie zogen sich an, gingen sie zu dem alten Mönch und erzählten ihm, was in Nacht geschehen war. Der alte Mönch lächelte ihnen zu und sagte: „Stimmt schon, was euch die alte Flickkutte erzählt hat! Die Sünden, die ihr dem reichen Fräulein schuldet, habt ihr bereits ausgeglichen. Aber das Leben ihrer Eltern muss auch zurückbezahlt werden.“ Als sie das hörten, knieten sie gemeinsam nieder und baten um Rat. Der alter Mönch sagte: „Nur, wenn ihr alle Übeltaten vermeidet und lediglich Wohltaten tut, könnt ihr neue Menschen werden. Der Buddha hat Barmherzigkeit und kann alle Schwierigkeiten und alle Rätsel lösen und alle Schicksalsverbindungen zu Ende führen. ...“

Von da an aßen die beiden vegetarisch, rezitierten täglich Sutren und sind fromme Buddhisten geworden. Die Geschichte wurde in diesem Gebiet weit und breit bekannt und die Menschen gewarnt, keinesfalls Übeltaten zu begehen und Unrecht zu tun. Sünden muss man immer zurückbezahlen, wenn nicht in diesem Leben, dann im nächsten Leben.