Zu anderen tolerant, zu sich selbst streng sein.

Wenn wir einen Eigensinn oder eine Schwäche bei einem Mitpraktizierenden herausgefunden haben, dürfen wir nicht draufgängerisch sein. Zuerst müssen wir uns selbst reinigen und dann den Mitpraktizierenden barmherzig darauf aufmerksam machen und ihm mit Aufrichtigkeit Hilfe leisten. Wir müssen so viel wie möglich mit der wahren Natur, die wir im Dafa herauskultiviert haben und mit dem Herzen, die Meinungen austauschen, anstatt Kritik auszuüben, nicht Missfallen äußern und jemanden mit eigener Anschauung beschuldigen. Normalerweise kommen die ausgesprochenen Worte, die wir, ohne uns Gedanken gemacht zu haben, von Eigensinnen und Anschauungen, die wir nicht abgelegt haben. Das alles ist nicht günstig für den Erfahrungsaustausch, so dass die anderen nicht aufnahmebereit sind und in ihnen eine Abneigung entsteht. Anstatt das Problem zu lösen, werden unnötige Konflikte und Missverständnisse unter uns hervorgerufen.

Wenn wir jemandem Hilfe leisten, dürfen wir nicht hochmütig sein und nach etwas streben. Es ist keine zusätzliche Ausgabe und keine zusätzliche Spende dem anderen gegenüber. Weil wir nicht vergessen dürfen, dass der Verlauf, in dem wir jemandem helfen, zugleich ein Verlauf ist, in dem wir uns selbst kultivieren und uns selbst reinigen. In Wirklichkeit ist der Verlauf eine gegenseitige Förderung und eine gemeinsame Erhöhung.

Wenn die Mitpraktizierenden uns auf unsere Eigensinne und Schwächen hinweisen, sollten wir nicht zu schnell darauf reagieren und unsere „Gewitztheit“ zeigen, indem wir gleich einige Ursachen herausfinden und damit versuchen unsere Eigensinne und Schwächen zu vertuschen und zu entkommen. (Manches Mal können wir das Vertuschen selbst merken, manches Mal betrügen wir uns selbst sogar durch die Argumente, die wir herausgefunden haben, weil wir dem Eigensinn, der wirklich losgelassen werden muss, ausweichen.) Oder es wird schnell negiert. Wir sollten ein bisschen besonnen sein, und mit ruhigem Herzen jeden Gedanken und jede Tat reinigen, um uns anzusehen, ob es wirklich Probleme gibt, ob wir ein Motiv haben, was schwer zu bemerken ist, weil unser Herz nicht rein ist. Wenn dies der Fall ist, dürfen wir dem nicht ausweichen und nicht loslassen. Wir müssen uns darauf ausrichten, weiter die Wurzel bei uns im Herzen herauszufinden und sehen, was es überhaupt für ein Eigensinn ist, der uns stört. Wenn wir die Ursache gefunden haben, müssen wir sie zweifellos, unverzüglich entwurzeln und entfernen. Wenn es nichts gibt, brauchen wir auch nicht viel zu erklären und klarzustellen.

Wenn ein Mitpraktizierender auf unsere Eigensinne und Schwächen gezeigt hat, kann er oder sie dabei manches Mal auch keine gute Laune und eine eigene Anschauung haben. (Weil die anderen Mitpraktizierenden auch etwas haben, was sie nicht abgelegt haben. Ich finde, dass ist normal und begreiflich.) Aber wenn wir die Hinweise deshalb nicht aufnehmen wollen, weil der Ton oder die Stimmung nicht stimmt , ohne uns selbst zu kultivieren, kritisieren wir nur einfach die anderen. Wir müssen uns jedoch bedingungslos selbst kultivieren, auch wenn der andere nicht freundlich ist und es viele Missverständnisse gegeben hat.

Mit unseren Eigensinnen und Schwächen dürfen wir nicht nachlässig und tolerant sein, während wir den anderen mit Toleranz und Barmherzigkeit ihre Eigensinne und Schwäche zeigen sollen.

Wir dürfen nicht zu sehr auf die Eigensinne der anderen eigensinnig sein und müssen mehr darüber nachdenken, wie wir unsere eigenen Eigensinne beseitigen können. Wir dürfen nicht immer versuchen, die anderen zu ändern, sondern müssen mehr darüber nachdenken, wie wir uns selbst ändern. Das sind einige Erkenntnisse auf meiner jetzigen Ebene. Wenn es nicht korrekt ist, zeigt es mir bitte barmherzig auf.

Hiermit will ich mit allen Mitpraktizierenden das Jingwen des Meisters „Kultivieren innen, friedvoll außen“ (05. 01. 1996) gemeinsam lernen.