Wie viele Familien wie unsere werden noch verfolgt?

Meine Mutter ist eine Falun Gong-Praktizierende und wird momentan von den Behörden verfolgt. Die Polizei hat von uns eine große Summe Geld erpresst und um weitere Belästigungen zu vermeiden, sind wir genötigt, obdachlos zu leben.

Nachdem die Verfolgung im Juli 1999 begann, wurde meine Familie von den Lügen der Regierung getäuscht. Aus Angst, dass sie ihnen Schwierigkeiten bereiten könnten, versuchten sie meine Mutter dazu zu überreden, mit dem Praktizieren von Falun Gong aufzuhören. Doch meine Mutter blieb die ganze Zeit standhaft bei ihrem Glauben. Sie war nicht von dem Druck der Familie berührt. Stattdessen wurde sie umso entschlossener!

Im August 1999 ging sie nach Peking, um sich für Falun Gong einzusetzen. Sie wurde verhaftet und in das Longshan Arbeitslager in Shenyang, Provinz Liaoning gebracht und dort für drei Monate eingesperrt. Später sagte ein Mitarbeiter des Arbeitslagers, dass sie entlassen werden würde, nachdem dem Arbeitslager 5000 Yuan* Kaution gezahlt würden. In Wirklichkeit war dies eine Methode, um von den Praktizierenden das Geld zu erpressen und sich selbst zu bereichern. Dann zahlte meine Familie die Summe an das Arbeitslager als Austausch für die Entlassung meiner Mutter. Doch das Arbeitslager entließ meine Mutter nicht wie versprochen. Zwei Wochen später benachrichtigte die lokale Polizei uns, dass meine Mutter auf der Polizeiwache war und gegen eine zusätzliche Summe von 3000 Yuan entlassen werden würde. Meine Familie war wegen der offensichtlichen Korruption sehr wütend. Doch sie hatten keine andere Wahl als das Geld zu zahlen, in der Hoffnung, dass meine Mutter wieder zur Familie zurückkommt. Diese lokalen Behörden helfen oder unterstützen die Bürger nicht, sondern nutzen jede Gelegenheit aus, um das Geld aus Eigeninteresse von den guten Menschen zu erpressen.

Ein anderer Alptraum begann im Jahr 2000, als die Polizei kam und unserer Familie wieder Schwierigkeiten machte. Die Polizei kam immer um Mitternacht, wenn sie sich nicht darum sorgen brauchten, dass sie dabei beobachtet werden. Sie erzählten meiner Mutter: "Der Direktor will mit Dir sprechen. Du solltest mit uns gehen und wenn wir fertig sind, kannst Du nach Hause." Als meine Familie sich weigerte ihren Forderungen nachzugehen, verhafteten sie meine Muter gewaltsam. Dann wurde sie wieder in die Shenyang Strafanstalt gebracht und zu Unrecht zu einer Strafzeit von vier Jahren verurteilt. Diese Polizisten verwendeten jede Art Foltermethoden, wie z.B. eine Plastiktüte über ihren Kopf stülpen bis sie fast erstickt war, das Gesicht mit Zigaretten verbrennen, so dass ihr Gesicht anschwoll, den Körper mit 2,5cm langen Nadeln (ihre Ohren wurden durch ein Dutzend von ihnen durchstochen) durchstechen. Sie verwundeten sensible Bereiche wie Fingerspitzen und Zehen. Sie verletzten ihre Beine, so dass sie Schwierigkeiten hatte zu gehen. Wie unmenschlich und bösartig diese Taten sind! Später trat meine Mutter in einen Hungerstreik, um zu protestieren. Die Mitarbeiter des Gefängnisses benachrichtigten uns, nachdem der Hungerstreik einen Monat andauerte: "Sie ist sehr krank, ihr könnt sie abholen!" Meine Familie musste dann 2700 Yuan für die medizinischen Kosten und die Behandlung im Krankenhaus während ihres Hungerstreiks zahlen.

Zu Hause war meine Mutter nicht in der Lage zu stehen. Es dauerte einen Monat bis sie wieder gesund wurde. Jede Nacht bevor ich einschlief, überkam mich die Angst, dass die Behörden kommen und meine Mutter wieder verhaften würden. Ich redete mir jedes Mal ein, dass sie in Sicherheit wäre, wenn ich am nächsten Tag die Sonne sah, weil die Behörden es nicht wagen ihre gesetzeswidrigen Verhaftungen am Tage in der Gegenwart von Zeugen durchzuführen.

Die Familie war sehr besorgt und hatte eine große Belastung. Zu jener Zeit hatten wir keine Ersparnisse mehr und sogar wegen der Verfolgung bei anderen Schulden.

Als der Herbst kam, arbeiteten mein Vater und meine Mutter auf dem Feld und die Polizei kam wieder. Der Polizeichef klopfte persönlich an der Tür und sagte: "Keine Sorge, ich bin nur hier, um mit euch zu sprechen und nicht um euch zu verhaften." Keiner von uns öffnete die Tür für ihn und bald wurde er vom Warten müde und ging. Als es dunkel wurde, tauchten mehr Polizisten auf. Doch diesmal hatten wir keine Angst und öffneten die Fenster, um sie anzuschreien und unsere Nachbarn zu alarmieren: "Unsere Familie wird fasst auseinander gerissen! Geld wurde schon bezahlt. Wie kommt es, dass Ihr unsere Familie immer noch stört und uns schadet?!" Die Polizei bekam allmählich Furcht vor unseren Nachbarn, die hörten, was wir laut von uns gaben und baten: "Schreit nicht! Wir wollen nicht kommen. Doch es gibt keinen anderen Weg! Wenn Ihr etwas sagen wollt, dann sprecht mit unserem Polizeichef!" Viele von unseren Nachbarn versammelten sich um uns und sagten zu der Polizei: "Sie haben den ganzen Tag auf dem Feld gearbeitet und haben Euch keine Schwierigkeiten bereitet. Warum belästigt Ihr sie so sehr?" Der Polizeichef musste letztendlich mit dem Rest der Polizei gegen. Doch bevor er ging, sagte er: "Wir werden kommen und sie verhaften solange sie lebt!"

Um weitere Belästigungen und Verhaftungen zu vermeiden, konnten wir nicht mehr Zuhause bleiben und mussten mit nur 20 Yuan in der Tasche für unsere ganze Familie an verschiedenen Orten leben.

Wir sind nicht die einzigen, die von der bösartigen Polizei verfolgt werden. Wie viele Familien wie unsere werden in China verfolgt?!


"Yuan"
[Anm.: Yuan ist die chinesische Währungseinheit. Das durchschnittliche Monatseinkommen eines Stadtarbeiters in China beträgt ca. 500 Yuan]