New York Manhattan : Wahrheitserklärung vor der Grand Central Station

Vor der Ankunft in New York hatten wir die Gelegenheit, an vielen anderen Orten in Nordamerika die Wahrheit zu erklären. Die Amerikaner sind in der Mehrzahl sehr neugierig und zeigen Offenheit für die Diskussionen um Menschenrechte. Grundsätzlich ist das Thema Glaubensfreiheit / Religionsfreiheit in diesem Land von ganz besonderer Bedeutung.

Vor unserer Ankunft in New York waren wir recht unsicher. Es stellte sich uns die Frage: was erwartet uns dort? Wir gingen am Ankunftstag zu dem Infostand am Times Square; dort wird bereits seit mehr als einem Monat eine Folterausstellung gezeigt. An einer nahe gelegenen Kreuzung verteilten wir dann Flyer. Viele Passanten lehnten die Annahme des Materials ab, was unsere innere Unsicherheit widerspiegelte. Mit der Zeit verbesserte sich unsere innere Einstellung durch das Aussenden von aufrichtigen Gedanken und die Beklemmung verflog.

An dem darauffolgenden Tag nahmen wir uns vom Times Square eine Schautafel mit der Darstellung einer gefolterten Praktizierenden mit und gingen die 42th Straße entlang bis kurz vor der Grand Central Station. Dies ist der größte Bahnhof in New York. Ein Praktizierender hielt das Schild, während der andere Flyer verteilte bzw. die Passanten ansprach. Unserer Meinung nach aber haben die Passanten zu wenig Zeit, die Informationen aufzunehmen, wenn man ihnen mit der Schautafel entgegen geht. Es wurde nur wenig Informationsmaterial angenommen. Deshalb stellten wir uns dann an eine Straßenkreuzung. Nun war die Wirkung besser, da die Passanten vor dem Überqueren der Straße die Inhalte der Tafel aufnehmen konnten.

Einige Stunden später sprach uns ein amerikanischer Praktizierender an, da bei dem nahe gelegenen Infostand an der Grand Central Station unbedingt mehr Englisch sprechende Praktizierende benötigt wurden. Wir haben dort bei der Wahrheitserklärung mitgeholfen und dies in den nächsten Tagen fortgesetzt. Hierbei haben wir zunächst eine passive Haltung eingenommen und Flyer verteilt, ohne die Leute anzusprechen.

Am Morgen des nächsten Tages gab uns der amerikanische Praktizierende den Ratschlag, dass die Leute unbedingt anzusprechen sind, um noch bessere Wirkungen zu erzielen. Darauf wurde bei einem Erfahrungsaustausch hingewiesen. Wir haben seinen Hinweis sofort angenommen und in die Tat umgesetzt. Eine schöne Seite möchten wir zunächst vorwegnehmen. Es war wunderbar mit anzusehen, wie Praktizierende unterschiedlicher Länder / Erdteile trotz der Sprachprobleme miteinander kooperierten. Jemand machte einen Vorschlag und dieser wurde unmittelbar umgesetzt. Man spürte deutlich eine Einheit der Praktizierenden. Während einige Praktizierende Flyer verteilten und die Übungen machten, suchten wir das Gespräch mit den Passanten.

Bei den Gesprächen haben wir folgende Eindrücke von den Einwohnern in New York gewonnen:

1. Viele sind vor allem an Geld und materiellen Werten interessiert und stehen unter einem großen Zeitdruck.
2. Die New Yorker sind ganz besonders kritisch und misstrauisch. Viele vermeiden bewusst den Augenkontakt.
3. Die Annahme von Infomaterial wird oft von ihnen abgelehnt, da sie dahinter Werbematerial für ein Geschäft vermuten.
4. Die New Yorker befürchten ganz konkret in den nächsten 4-6 Wochen wieder einen Terroranschlag und haben Angst um ihre Sicherheit.
5. Die Präsidentschaftswahl im November ist ein wichtiges Thema für die New Yorker.
6. Je nach Stadtteil sprechen die New Yorker für Europäer einen teilweise sehr schwer zu verstehenden Dialekt.

Natürlich bedeutet es eine Überwindung, speziell in dieser besonderen Umgebung die Leute direkt auf der Straße anzusprechen. Die Situation stellte sich so dar, dass große Menschenmengen fast im Laufschritt an dem Stand vorbeieilten und viele von ihnen keinen Blick auf unseren Infostand richteten. Ein jeder, der nur kurz stehen blieb, zögerte oder an einer Häuserwand stehen blieb, wurde angesprochen.

Viele Passanten hatten beim Vorbeigehen nur wenige Sekunden, um die Inhalte der Poster aufzunehmen. Es gab sehr viele schöne Situationen, aber auch viele Ablehnungen. Negative Reaktionen waren beispielsweise:

Was sollen die Amerikaner denn noch alles tun? Lasst mich in Ruhe, ihr belästigt uns in der ganzen Stadt. Wir haben genug eigene Probleme. Bleibt doch zu Hause und geht dort protestieren. Wer kümmert sich um die Immigranten? Wir wollen nichts mit den Kommunisten zu tun haben.

Dem gegenüber standen aber auch wunderschöne Situationen. Bei jenen Passanten, die uns die Gelegenheit gaben, über die Verfolgung aufzuklären, war die Reaktion oft sehr herzlich. Die Passanten erkundigten sich selber danach, wie sie uns unterstützen können. Sie haben sich per Handschlag von uns verabschiedet oder sie haben uns als Zeichen der Ermutigung auf die Schulter geklopft. Eine ältere Frau konnte die Tränen kaum zurückhalten; sie war so ergriffen. Eine andere Situation: wir haben tags zuvor einem Passanten die Wahrheit erklärt und ihn gebeten, dies seinen Freunden, Bekannten, der Familie weiterzuerzählen. Am nächsten Tag war er wieder am Stand, aber nun erklärlte er selbst die Wahrheit einem anderen Passanten.

Dies war auch ein Lernprozess für uns. Wir dürfen uns nicht daran messen, wie viele Ablehnungen oder Zustimmungen wir erhalten. Wir müssen einfach unsere Aufgaben erfüllen, um Menschen zu erretten. Es war eine 100 %ige Konzentration und absolut aufrichtige Gedanken in jeder Sekunde gefordert und wenn dies nicht der Fall war, haben wir uns gegenseitig motiviert. Fast jedes Gespräch begann mit der Fragestellung: „Why?” - „Warum wird Falun Dafa verfolgt?” Andere häufig gestellten Fragen waren:

„Was ist Falun Gong, einige hielten Falun Gong für eine Person. Woher stammen die Bilder der Gefolterten? Warum sind so viele Praktizierende in New York ?” ....

Glücklicherweise erhielten wir die Gelegenheit, Rückmeldungen von Passanten zu erhalten, die bereits an vielen anderen Orten Flyer oder Zeitungen erhalten hatten. Leider mussten wir feststellen, dass einige unsere Aussagen zur Verfolgung überhaupt nicht verstanden, wenn sie lediglich das Infomationsmaterial erhielten und nicht mit einem Praktizierenden gesprochen hatten.

Wir erfuhren auch, dass die Anordnung der dargestellten Poster und der Ort, wo die Übungen vorgeführt werden, wichtig sind, um einen logischen Informationsfluss gewährleisten zu können. Wenn der Beobachter nur wenige Sekunden zur Betrachtung hat, welchen Schaden können wir bewirken, wenn die Reihenfolge unlogisch erscheint. Dann konnten wir bemerken, dass viele, nachdem sie im Vorbeigehen einen Blick auf die Poster warfen, nur mit dem Kopf schüttelten. Bei einem Erfahrungsaustausch wurde mitgeteilt, dass bei einigen Passanten der Eindruck entstand, Falun Gong Praktizierende würden Menschen foltern. Hieraus haben wir gelernt und eine klare Trennung zwischen den Menschenrechtsverletzungen auf der einen Seite und der Schönheit von Falun Dafa bzw. der Demonstration der Übungen auf der anderen Seite berücksichtigt.

Ein anderes Problem stellte sich einmal ein, als Fotos von realen Folterbildern und Nachstellungen von Folterszenen nebeneinander standen. Es war aber nicht kenntlich gemacht, welches ein Original und welches eine Nachstellung war. Ein Chinese kam nun vorbei und nachdem er die Bilder sah, war er total erbost. Er erkannte sofort die Nachstellung und behauptete prompt, dass dann alle Bilder Nachstellungen sein könnten. Er verließ aufgebracht den Stand. Eine taiwanesische Praktizierende folgte ihm und erklärte ihm dann ausführlich die Wahrheit. Letztendlich beruhigte er sich wieder und gab uns den Rat, die Nachstellungen durch einen Vermerk als solche kenntlich zu machen.

Oft ergaben sich Gesprächssituationen, wo man 10 - 15 Sekunden Zeit erhielt, da der Passant den Zug erreichen oder zurück zum Arbeitsplatz gehen musste. Hier ist es wichtig, mit absolut klarem Kopf in kurzer Zeit die wichtigsten Informationen zu übermitteln.

Sehr häufig wurden wir auch angesprochen, weil die Passanten sich nach dem Weg erkundigten. Dies war wiederum eine gute Gelegenheit, ein Gespräch zur Wahrheitserklärung zu beginnen. Darum sollte sich jeder über die Ortslage zuvor informieren.

Zuletzt möchten wir bemerken, dass wir in New York auch mit vielen Störungen konfrontiert wurden. Besonders morgens überkam uns oft ein regelrechter Widerwillen zum Ort der Wahrheitserklärung zu gehen. Ebenso hatten wir abends große Schwierigkeiten, das Fa zu lernen, da uns eine bleierne Müdigkeit überfiel, der wir kaum widerstehen konnten. Es ist unserer Erfahrung nach sehr wichtig, dass man erkennt, dass dies dämonische Störungen sind, die uns davon abhalten wollen, unsere Aufgaben zu erfüllen. Dies dürfen wir auf keinen Fall akzeptieren.