Hintergründe des sogenannten Umerziehungslagers für Unmündige in Peking

Ich wurde von Polizisten als Organisatorin der „204”- Bewegung abgestempelt und festgenommen. Danach wurde ich 3 Jahre lang im sogenannten „Umerziehungslager für Unmündige (UfU)” festgehalten, wo ich viele grauenhafte, schockierende Geschehnisse erlebte.

1. Geheimgehaltene Zustände im „Umerziehungslager für Unmündige”

„Umerziehungslager für Unmündige”, kurz gefasst „UfU”, ist ein Gefängnis, in dem die KP ihre Diktatur praktiziert. Es gehört organisatorisch zum Gefängnisverwaltungsbüro und ist eine wichtige Einrichtung zur Verfolgung von Falun Gong. Im Oktober 2000 zog es von der Li Shui Brücke vor dem An Ding Tor mit neuer Adresse in die Da Xing Provinz um. Ein großer Ackerboden liegt zwischen ihm und der „Station der Arbeitslager-Gefangenen”. Früher hieß es „Umerziehungslager für jugendliche Verbrecher”.

Es heißt deshalb „Umerziehungslager”, weil Außenstehende getäuscht werden und es als einen Ort zur kulturellen und moralischen Erziehung von Unmündigen verstehen sollen oder als einen Ort wie „Schule der Arbeit und des Lernens”, in der Jugendliche durch Arbeit und Lernen gebessert werden können. Keiner weiß, was darin vor sich geht. Selbst mein Ehemann meinte, dass ich, als ich eingesperrt war, dort nur die Jugendlichen unterrichten sollte, weil Falun Gong-Lernende ein gewisses Bildungsniveau haben und anständige Menschen sind. Er ahnte nicht im Traum, dass seine Frau in eine wahre Hölle geworfen worden war. Auf der hohen Geländemauer des „UfU” stehen Stahlnetze, die unter Strom stehen. An vier Ecken des Geländes gibt es in die Höhe ragende Wachtposten, an denen rund um die Uhr bewaffnete Polizisten stehen. Das schwarze automatische Eisentor ist bewacht und dahinter befindet sich ein mit Drahtzaun umgebenes Sondergebiet. In diesem Gebiet befinden sich überall automatische Bewachungssysteme und Alarmsysteme. Die Systeme sind direkt mit dem Pekinger Gefängnisverwaltungsbüro verbunden und können jede Szene im „UfU” aufnehmen.

Obwohl es „Umerziehungslager für Unmündige” heißt, werden dort kaum Unmündige eingesperrt. Von 2000 bis 2003 waren über 1000 Menschen darin inhaftiert, davon waren 70% Erwachsene. Die Hälfte von ihnen sind Männer. Männer und Frauen wurden aber nicht voneinander getrennt.

Das „Umerziehungslager für Unmündige” hat 4 Hauptgefangenen-Abteilungen und insgesamt zehn Untergefangenen-Gebiete. In jedem von ihnen werden 100 bis 120 Gefangene gehalten. Nur in der ersten Gefangenenabteilung gibt es Unmündige. In der zweiten sind männliche Erwachsene; in der dritten Hauptabteilung (sechstes und siebtes Untergefangenen-Gebiet) sind weibliche Erwachsene mit ein bis zwei unmündigen Mädchen; in der vierten Abteilung (achte, neunte und zehnte Untergefangenen-Gebiete) sind weibliche Erwachsene. Für Außenstehende ist das ein absolutes ein Geheimnis. Selbst die Polizisten in Sicherheits-, Gerichts- und Anwaltschaftssystemen wissen nichts darüber. Als ich einigen Polizisten meine „Entlassungsbescheinigung” vorlegte, waren diese sehr erstaunt: „Wie konnten Sie, eine alte Frau, ins „Umerziehungslagers für Unmündige” gebracht werden?!”

Für ausländische Besuche ist das ein streng gehütetes Geheimnis. Immer wenn Ausländer zu Besuch kamen, befahl man den weiblichen Gefangenen, sich sofort zu verstecken und sich nicht vor den Besuchern blicken zu lassen. Als wir, die Gefangenen des neunten Untergebietes in einer Zelle von heranwachsenden Männern gerade mit der Sklavenarbeit (Kaschmirwolle zerpflücken) angefangen hatten, mussten wir die Arbeit sofort einstellen. Wir konnten kaum die Arbeitsfläche leer räumen, dann gingen wir eilig zurück in unsere Zelle. Wir wurden ermahnt, in der Mitte der Zelle auf dem Boden sitzen zu bleiben und nicht aus dem Fenster zu schauen, schon gar nicht war uns erlaubt, aufzustehen. Wir waren verblüfft und wussten nicht, was los war. Später wurde uns mitgeteilt, dass eine Gruppe japanischer Besucher zur Besichtigung gekommen war. Da die Pekinger Regierung gegenüber der internationalen Gemeinschaft behauptet, dass die Gefängnisse in China „nach bestimmten Kriterien verwaltet” und „Gefangene nach Geschlechtern getrennt” sind, dürfen Ausländer die Wirklichkeit nicht erfahren. Als wir erfuhren, dass 18 weibliche Praktizierende im Arbeitslager Masanjia nackt ausgezogen in eine Männerzelle geworfen worden waren, waren wir sehr ungehalten. Aber Polizisten im neunten Untergebiet sagten: „Die Nachricht ist bestimmt falsch. Wir Polizisten wissen alle, dass in Gefängnissen Männer und Frauen getrennt sind. So etwas kann nicht vorkommen.” Er wusste sehr gut, wie das im „UfU” ist, und er errötete beim Lügen noch nicht einmal.

2. Polizisten erreichen durch die Verfolgung hohe Posten

Das „UfU” folgt dem Jiang Zemin-Regime und dem Büro 610 bei der Verfolgung. Von November 2000 bis Februar 2003 wurden im 9. Untergebiet 49 Falun Gong-Übende eingeliefert. Unter ihnen war die jüngste 18 Jahre alt und die älteste 72.

Die für die Verfolgung zuständigen Polizisten sind die stellvertretende Leiterin Jing Hua, die Leiterin der vierten Abteilung Huang Qinghua, die Leiterin des neunten Untergebietes Zheng Yumei, die stellvertretende Leiterin des neunten Untergebietes Li Xiaona.

Sie quälen Praktizierende mit verschiedenen Methoden: Schlafentzug, Prügel, Erzeugung von falschen Jingwens, Erpressung usw. Das„UfU” wird streng militärisch (nach militärischer Ordnung) verwaltet. Falun Gong- Übende wurden übermäßiger Sklavenarbeit und Gehirnwäsche unterzogen. Sie waren gezwungen, sich verleumderische Propaganda gegen Falun Gong anzuhören. Der herrschende psychische Druck und die körperliche Erschöpfung gehen über jegliches Maß menschlicher Erträglichkeit hinaus, so dass manche Praktizierenden psychisch erkrankten. Die Polizisten stifteten eine zu 15 Jahren verurteilte Betrügerin namens Li Cuixiang an, durch Verbreiten falscher Gerüchte und Lügen, die Praktizierenden psychisch zu quälen. Trotz der Vorschrift im Gefängnis wurde Li große Macht gegeben. Sie sollte sogar ihre Erfahrungen bei der Verfolgung dem Büro 610 schriftlich berichten und sie weiter verbreiten.

Unbeschreiblich eifrig hilft „UfU” bei der Verfolgung mit. Es half dem Untersuchungslager Bezirk Südstadt, 20 im Hungerstreik befindliche Praktizierende zu foltern; es half der Staatssicherheitsarmee, den durch einen Scheinprozess verurteilten Praktizierenden einer Gehirnwäsche zu unterziehen; es half dem Gefängnis Qing Hechading, Praktizierende umzuerziehen; es half dem Büro 610, Da Dun Provinz, Falun Gong Lernende umzuerziehen und verdiente dadurch gutes Geld. Aufgrund seiner außergewöhnlichen Leistungen wurde „UfU” vom Jiang-Regime gelobt und ihm wurde eine Prämie zugeteilt.

Da die Falun Gong Praktizierenden im neunten Untergebiet unmenschlich gequält worden waren, wurde dieses Gebiet vom Polizeisystem als ein „hervorragender Betrieb” gepriesen. Qiang Wei, der Sekretär des Politik- und Gerichtskomitees der Stadt Peking besichtigte und beglückwünschte das „UfU” mehrmals. Huang Qinghua, der die Falun Gong-Übenden extrem grausam behandelte, wurde als „hervorragender Parteianhänger” des Politik- und Gerichtssystems Peking bezeichnet und als ein „guter Arbeiter des Staates” gepriesen. Li Xiaona wurde aufgrund ihrer Leistung bei der Verfolgung von einer normalen Polizistin zur stellvertretenden Leiterin befördert.

3. Jiang Zemins Sünde der Folterung von Falun Gong-Praktizierenden

Unter den 49 im „UfU” inhaftierten Praktizierenden, die sich nach „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht” richten, befanden sich einige, die vom Staat vor Beginn der Verfolgung als „exzellente Arbeiter” prämiert worden waren. Nur weil sie nicht auf ihr Praktizieren verzichten möchten, wurden sie ins Gefängnis geworfen.

Durch Lügen hat Jiang die Verfolgung vor dem chinesischem Volk und der internationalen Welt vertuschen können, das Lügen kann nur durch entsprechende Informationsblockaden Fuß fassen. Dass Falun Gong- Lernende auf den Platz des Himmlischen Friedens gehen, beängstigt Jiang am meisten. Er fürchtet, dass Informationen über Falun Gong vom Ausland ins Inland und vom Inland nach außen verbreitet werden. Deshalb setzt er Unmengen von Polizisten und Zivilpolizisten auf dem Platz des Himmlischen Friedens ein und gibt für die Internetblockade riesige Summen von Staatsmitteln aus. Sie sind nämlich die hauptsächlichen Werkzeuge zur Durchführung und Fortsetzung der Verfolgung.

Am Neujahrsfest, dem 04.02.2002, kamen über 1000 Praktizierende auf den Platz des Himmlischen Friedens. Sie hoben das Falun Symbol hoch und entfalteten Spruchbänder mit Aufschriften „Falun Dafa ist gut”. Viele Menschen haben es gesehen, unter ihnen auch Ausländer. Jiang Zemin war sehr erschüttert und befahl, dass über diese Bewegung gründliche Nachforschungen angestellt würden. Die Organisatoren von Falun Gong müssten unbedingt festgenommen werden. Das war der sogenannte „Fall 204” (204- Bewegung wie oben genannt). Falun Gong ist aber keine Organisation und es gibt keinen Organisator, den man festnehmen könnte. Trotz Einsatz aller Staatsapparate wurde kein Leiter gefunden. Daraufhin unterstellte die Polizei mir, Li Shiying, Li Jie, Mi Xiaoping, Liang Chaohui, Yan Haizhi, Yang Xiliang, Hu Guoping und He Weizhi die Organisatoren der „204 Bewegung” zu sein, um den Befehl von oben ausführen zu können. Ich und Li Shuying wurden zu 3 Jahren verurteilt, Li Jie zu 5 Jahren. Das Urteil widerspricht der Verfassung und verletzt unser grundsätzliches Menschenrecht.

Im „UfU” waren noch 2 Praktizierende aus dem Militär. Eine war Liu Xizhen, Professorin für Englisch an der Universität der Luftstreitkräfte Kommandostelle, zugleich wissenschaftliche Betreuerin für Doktoranden. Die andere war Li Chaoran, eine Divisionärin, Ärztin für Frauenkrankheiten der Bodentruppen Hauptklinik. Weil einige Praktizierenden gern auf den Platz des Himmlischen Friedens gehen wollten, trafen sie sich vorher bei Frau Liu. Ihr Treffen wurde aber verraten und sie wurden wegen „Vorausplanung der Falun Gong-Bewegung betreffend Besuch auf dem Tiananmen Platz” zu 5 Jahren beziehungsweise 4 Jahren verurteilt.

Vor Praktizierenden, die die Informationsblockade durchbrechen, hat Jiang Zemin besondere Angst, deshalb werden diese besonders schwer bestraft. Mu Chunyan wurde wegen des Druckens von Info-Material zu 7 Jahren verurteilt, Guo Shujing und Zhang Lixin zu jeweils 3 Jahren.

Ab 2001 hat sich das Ausmaß der Verfolgung dramatisch erhöht. Andererseits traten immer mehr Übende heraus und informierten die Menschen über die wahren Geschehnisse. Sie stellten Info-Materialien selbst her und verteilten sie. Das Regime wurde vor Wut fast wahnsinnig und verurteilte sie zu schweren Strafen. Yao Yue, 27, Magister der Qing Hua Universität, wurde, da sie mittels der Verbreitung von E-Mails die Menschen über die wahren Umstände informierte und mit Hilfe eines ferngesteuerten Ballons Informationen über Falun Dafa verbreitete, zu 12 Jahren verurteilt.

Jiang Changfeng, eine 72 Jahre alte ehemalige Kader-Frau, die lebenslang umsichtig und gewissenhaft für den Staat gearbeitet hatte, wurde zu 10 Jahren verurteilt, weil sie für Falun Gong-Praktizierende kochte. Im „UfU” wurde sie schwer gefoltert, so dass sie sich 7 Tage lang nicht entleeren konnte. Ihr Gesicht war von großen Eiterblasen bedeckt und Eiter floss über ihr Gesicht. Sie konnte sogar ihre Augen wegen der Schwellungen nicht aufmachen. Trotz dieses Zustands wurde sie rund um die Uhr von Verbrechern überwacht. Ihr Mann Yu Changxin, ein hochgradiger Kader-Mann, war Mitglied des Falun Dafa-Vereins; er wurde zu 18 Jahren verurteilt und wird im Armeegefängnis festgehalten.

Xu Na, absolvierte 1990 die Universität und arbeitete danach beruflich als Malerin. Sie veranstaltete vor ihrer Verhaftung persönliche Bilderausstellungen innerhalb und außerhalb Chinas. Weil sie 2002 für ihre Schwester eine Broschüre über die wahre Geschichte von Falun Gong aus dem Internet heruntergeladen hatte, wurde sie zu 5 Jahren verurteilt.

Was mich sehr mitgenommen hat, war das Schicksal von Hao, einer Bäuerin im Ping Gu Gebirgsgebiet. Sie war eine schlichte, herzliche Person und kultivierte Falun Dafa mit ihrem Mann zusammen. Sie waren ein glückliches Paar und ihnen ging es finanziell eigentlich ganz gut. Hao wurde verhaftet. Sie klebte nämlich Aufschriften wie „Falun Dafa ist gut” in der Öffentlichkeit an und verteilte Info-Material. Sie war entkommen und musste danach ihr Zuhause verlassen, um nicht wieder festgenommen zu werden. Über ein Jahr lebte sie im Gebirge. Sie musste sogar Vieh (ihr Eigentum) im Gebirge züchten. Das Paar wurde später festgenommen und zu Unrecht verurteilt. Zuhause mussten ihre 2 kleinen Kinder und der 80 jährige Vater für sich selbst sorgen. Es gab keinen Lebensunterhalt und Frau Hao erhielt im Gefängnis weder Essen noch Kleidung, so dass ihre Lage sehr kritisch war.

Eine gute harmonische Familie wurde also vom Jiang Zemin zerstört. Die Polizisten behaupteten aber, dass Frau Hao ihre Familie wegen ihres Praktizierens auseinanderreiße. Auf einer großen Konferenz im „UfU” sagten sie, dass Frau Hao in Not sei und dass alle Gefangenen ihr Kleidung und Lebensmittel spenden sollten, um die „Sorge der KP”, „Die Wärme des Gefängnisses” zum Schein aufrecht zu erhalten.

Jiangs Regime hat sein Urteil gegen die 49 Praktizierenden schriftlich so begründet: „Informationen vom Internet herunterladen; Informationen drucken und verbreiten; auf den Platz des Himmlischen Friedens gehen”. Sind das nicht gerade die Menschenrechte, die ein Rechtsstaat bewahren sollte und die in der chinesischen Verfassung festgeschrieben sind?