Nordwest Zeitung (Deutschland): Sechs Stunden in Stehzelle gesperrt

XIONG WEI zu Menschenrechten in China

Täglich werden zahlreiche Menschen in Chinas Arbeitslagern gequält. Erst im Januar 2004 wurde Xiong Wei nach zwei Jahren freigelassen. Doch sie sieht Chinas Zukunft optimistisch.

FRAGE: Wie kam es zu ihrer Verhaftung am 5. Januar 2002 in Peking?
XIONG: Ich habe Flugblätter verteilt, um auf die Lügen, die von der Regierung über Falun Gong seit dem Verbot 1999 verbreitet werde, aufmerksam zu machen.

FRAGE: Was ist Falun Gong genau?
XIONG: Falun Gong ist eine Methode für Körper und Geist. Die obersten Prinzipien sind Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht.

FRAGE: Wenn es lediglich eine Methode für die Gesundheit ist, warum hat der damalige Präsident Jiang Zemin Falun Gong verboten?
XIONG: Es geht bei Falun Gong wirklich nur um das persönliche Wohlbefinden. Der einzige Grund für das Verbot ist die steigende Zahl der Anhänger: 1999 haben 70 bis 100 Millionen Menschen Falun Gong geübt.


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»23 Frauen auf 15 Quadratmeter eingesperrt”
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FRAGE: Wie wurden sie im Gefängnis behandelt?
XIONG: Ich wurde gewaltsam festgenommen und zuerst für sechs Stunden in ein „Stehzelle” gesperrt - die Gitter waren ganz dicht vor der Wand. Dann kam ich ins Untersuchungsgefängnis. Bis zu 23 Frauen waren auf 15 Quadratmeter gesperrt. Es gab dieselbe Zahnbürste für alle Neuankömmlinge. Nur zweimal am Tag gab es etwas zu essen - gekochter Chinakohl voller Ungeziefer. Schlafen mussten wir auf einer Holzbank. Einmal wurde ich allein - zwecks „Umerziehung” - für 14 Tage in ein anderes Gebäude gebracht. Schon am ersten Tag wurde ich von fünf Polizisten geschlagen. Ich sollte unterschreiben, dass ich Falun Gong nicht mehr praktiziere. Nachdem ich die „Strafpositionen” und Schläge nicht mehr aushalten konnte und mit kochendem Wasser verbrüht wurde, habe ich unterschrieben. Zwei Wochen lang war ich danach schwer krank.

FRAGE: Wie sehen Sie die Zukunft Chinas?
XIONG: Die Lage wird sich bessern, weil die Zahl der Falun Gong-Anhänger im In- und Ausland stetig ansteigt und internationale Spitzenpolitiker die Menschenrechtsverletzungen zum einen vor der UNO kritisieren, zum anderen Chinas Staatschef direkt konfrontieren.

25.11.2004

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