Zeugen der Geschichte: Ein schwieriger Weg zum Appellieren

Szene1: Am Morgen des 18. Juli 1999

Im ganzen Land, in jeder Provinz, jeder Stadt jedem Bezirk, treten Regierungsstellen in den "Ersten Grad Krieg" Zustand ein. Mehrere Schichten von Wärtern wurden um den Treffpunkt eingerichtet. An diesem Treffpunkt lauschen die Hauptführer der Chinesischen Kommunistischen Partei, der Regierung, der Armee, der Polizeistationen, der Justiz , der Appellationsbüros, Gefängnisse und Haftzentren der Geheimorder des Jiang Zemin: Am späten Abend wird die Polizei gleichzeitig im ganzen Land in Aktion treten, um Falun Gong- Verbindungspersonen in verschiedenen Gebieten festzunehmen. Die Personen, die an dem Treffen teilnehmen, können weder aus- noch eintreten, nicht nach draußen telefonieren oder irgend eine Nachricht nach außen befördern.

Szene 2: Von Mittag des 18. Juli bis 14 Uhr des 19. Juli 1999

Im ganzen Land, in jeder Provinz, Stadt Verwaltungsbezirk brechen Polizisten in die Wohnungen von Falun Gong- Verbindungspersonen in verschiedenen Gebieten ein. Ohne Durchsuchungsbefehl noch Erlaubnis irgend eines Gesetzes plündern sie gesetzwidrig Wohnungen, beschlagnahmen Bücher, Rekorder und sogar Geld. Die Praktizierenden wurden festgenommen. Die Verfolgung von Falun Gong, durch Jiang Zemin in Gang gesetzt, hat angefangen.

Szene 3: Um 6 Uhr am 19. Juli 1999

Falun Gong- Praktizierende gehen wie gewohnt zu ihren Übungsplätzen und erfahren, dass ihre Betreuer festgenommen worden sind. Praktizierende von allen möglichen Orten gehen sofort zu den örtlichen Petitionsbüros, um dort zu berichten und die Freilassung der Betreuer zu fordern, die gesetzwidrig festgenommen wurden. Die Beamten sagen:" Das ist ein Befehl von Jiang Zemin. Die Betreuer müssen zur Provinzregierung geschickt werden. Ihr könnt zur Provinzregierung gehen, um zu appellieren". Die Praktizierenden versuchen, den Bus in die Provinz- Hauptstadt zu nehmen; aber die Straße dorthin wird von der Polizei gesperrt. Sie untersucht jedes Fahrzeug, das in die Hauptstadt will, prüft die Identität jedes Mitfahrenden und verlangt die Angabe des Zwecks, weshalb sie in die Hauptstadt gehen wollen. Auch wenn einer nur Verwandte oder Freunde besuchen will, muss er die Adresse und die Telefonnummer angeben. Sie dürfen nicht fahren, ehe die Polizei per Telefon geprüft hat, ob ihre Angaben stimmen. Menschen in einfacher Kleidung oder solche, die wie Falun Gong- Praktizierende aussehen, werden aus den Wagen gejagt, geschlagen, getreten und ins Haftzentrum gebracht.

Szene 4: Am 19. Juli um 11 Uhr vor dem Provinzregierungsgebäude und dem Provinz- Appellierungsbüro

Einige Praktizierende benutzen Fahrräder, um durch die Polizeisperren auf den Straßen hindurch zu kommen. Sie kommen am Appellierungsbüro an, um über die Örtliche Lage zu berichten und die Freilassung von festgenommenen Praktizierenden zu fordern. Die Antwort heißt:" Das ist ein Befehl von Jiang Zemin. Die Falun Gong Betreuer sind nach Peking geschickt worden."

Damals belief sich die Zahl der Falun Gong- Praktizierenden, die zum Appellierungsbüro gekommen waren, auf über 10 000. Sie können in dieser Lage gar nichts anderes tun, als nach Peking zum Appellieren zu gehen. Aber die Busse zur Hauptstadt erklären den Praktizierenden, dass die Verwaltungen den Falun Gong- Praktizierenden verbiete, den Bus nach Peking zu benutzen. Kein Fahrzeug, das nach Peking ging, durfte Praktizierende befördern.

Um die Befreiung ihrer Mitpraktizierenden zu sichern, und weil sie dem Führer der Regierung ein aufrichtiges Wort sagen wollten, gingen die Praktizierenden zu Fuß zur Hauptstadt, wobei sie Hunger, Regen und Wind auf sich nahmen. Sie warfen den Kopf hoch und strafften die Brust. Unter ihnen gab es Rektoren, Lehrer, Studenten, Betriebswirte, Handelsvertreter, Kader, pensionierte Kader, Arbeiter in Rente, Militärangehörige, und auch Bauern die einfach ihre Hacke weglegten und noch Matsch unter den Füßen hatten. Da gab es behinderte Jugendliche, junge Mütter mit halbjährigen Babys an die Brust gepresst und sechzig Jahre alte Frauen. In dem schweren Regen halfen die Praktizierenden einander in dem Trupp, sie nahmen die kleinen Praktizierenden abwechselnd auf den Rücken. Freundliche Einwohner, der Hauptstadt, die das ansahen, spannten Schirme über denen, die Babys trugen auf. Gemüsehändler, Arbeiter und alle die Leute, die Zeugen davon waren, wissen, dass Falun Gong große, ungerechtfertigte Behandlung erfuhr.

Szene 5: Am 19. Juli 1999 um 22 Uhr

Der Himmel ist bewölkt. Auf den Straßen der Vororte, die nach Peking führen, breiten sich große Gruppen von Polizisten und Polizeiwagen drastisch quer über die Straßen aus, um alle Fahrzeuge und alle Praktizierenden zu Fuß abzufangen, die nach Peking zum Appellieren gingen. Unter dem dunklen Vorhang der Nacht, auf der matschigen Straße werden Tausende von Praktizierenden von der Polizei im offenen Land abgefangen. Das Recht, zum Appellieren, das die chinesische Verfassung den Bürgern zusichert, wird in der dunklen Nacht weggeworfen. Die Praktizierenden werden in ihre Wohnorte zurück geschoben und werden unter Beobachtung gestellt oder mit Geldbußen belegt.

Szene 6: Am 19. Juli von 23 bis 24 Uhr

Die entschlossenen Praktizierenden teilen sich in kleine Gruppen und gehen weiter. Sie fahren zu zweit oder zu dritt mit dem Fahrrad nach Peking. Auf ihrem Weg werden die Hotels von der Polizei kontrolliert, dazu die Fahrzeuge und die Fahrkartenschalter auf den Bahnhöfen. Die Züge dürfen nicht in den Pekinger Bahnhof einfahren. Selbst die Taxen werden von der Polizei bedroht: " Wenn irgend ein Mensch aus einer anderen Stadt kommt, liefert ihn direkt im Gefängnis ab."

Trotz allem halfen gutgesinnte Chinesen den Praktizierenden. In der dunklen Nacht mieteten arbeitslose Arbeiter einen Bus und schickten ihn den Praktizierenden, damit sie die Polizeikontrolle vermeiden konnten. Taxifahrer begleiten Praktizierende ohne Entgelt zum Bahnhof und helfen ihnen, Fahrkarten für Züge zu lösen, die von Peking fort fuhren.


Szene 7: Am 2o. Juli Peking unter Kriegsrecht

Eine Reihe von Praktizierenden aus dem ganzen Land ,aus allen Provinzen und Städten kamen durch die Abfang- und Belagerungsversuche nach Peking hinein und erreichten den Platz des Himmlischen Friedens und das Zentrale Appellierungsbüro. Die gutherzigen
Praktizierenden dachten, dass sie dort Beamte finden würden, die der Volkesstimme zuhören
würden. Hier würden sie ein wahres Wort mit der Regierung sprechen können. Hier können sie ihr Recht auf Appellieren, das den Bürgern in der Verfassung zugesichert ist, vorbringen. Wider alle Erwartungen bemerken sie, dass das zentrale Appellierungsbüro auch von der Polizei bewacht wird und ablehnt, mit ihnen zu sprechen oder ihre Appellbriefe in Empfang zu nehmen.

Szene 8: 21. Juli

Von Jinan, Xinjiang... so bald die Falun Gong- Praktizierenden von weit her aus dem Zug steigen, werden sie von der Polizei festgenommen. Praktizierende, die von Tausenden von Kilometern weit herkommen, finden keinen Ort, an dem sie Appellieren könnten. Sie haben drei Tage und Nächte gehungert und gedürstet. In Peking herrschen 41 Grad Celsius. Die brennende, intensive Sommerhitze backt die Stadt Peking. Die Zahl der Polizisten und Polizeifahrzeuge auf dem Tiananmen- Platz wächst. Fußgänger dürfen nicht sprechen. Wo immer zwei oder drei Menschen zusammen gehen, werden sie festgenommen.

Szene 9: 22. Juli 1999

Die Festnahmen erreichen an diesem Tag ihren Höhepunkt. Praktizierende, die nach Peking kommen, um zu appellieren, werden von Polizisten in Zivil abgefangen, die vorgeben, Praktizierende aus der Gegend von Shijingshan zu sein. Sie werden in Busse gezwungen, die sie ins Asiatische Olympische Dorf- Stadion bringen. Bei 41 Grad Hitze quetscht die Polizei sie in die Busse ohne sie mit Essen oder Wasser zu versehen, sie dürfen auch nicht auf die Toilette gehen. Die Praktizierenden sagen laut Gedichte des Lehrers auf.


Nichts existiert

Leben, nach nichts streben,
Sterben, nicht Wert des Bleibens;
Üble Gedanken restlos ausrotten,
Nicht schwer, Buddha kultivieren.

(Hong Yin)

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