Die böse Natur von Jiangs Regime aufdecken: Die Torturen, die ich durch die Verfolgung erlitt (Teil 7)

Anmerkung des Editors: Der Verfasser dieses Artikels, Yu Ming, war Ende Oktober 2003 entführt und zu Pekings Lugu Polizeiwache gebracht worden. Später wurde er zu Arbeitslager verurteilt. Da er in Pekings Arbeitslagern für seinen standhaften Glauben an Falun Gong bekannt ist, wird Herr Yu gegenwärtig im „Abfertigungszentrum” gefangen gehalten. Wir hoffen, dass die internationale Gemeinschaft seiner Situation Beachtung schenken wird.

Brutale Gewalt innerhalb des „Eroberungsgebäudes”

Nach mehreren harten Monaten wurde ich Mitte März 2002 zu einem Gebäude im hinteren Bereich des Tuanhe Arbeitslagers gebracht, um dort weiterhin und noch mehr misshandelt zu werden. Laut Dokumenten vom „Büro 610” sollten Falun Gong Praktizierende, die zu dieser Zeit im Lager waren, nicht freigelassen werden, bevor sie nach ihrer „Umerziehung” nicht eine „stabile Periode” von mindestens drei Monaten hinter sich gebracht hatten [Anm.: Das „Büro 610” ist ein staatliches Organ, das eigens für die systematische Verfolgung von Falun Gong geschaffen wurde. Es untersteht direkt dem Komitee für Politik und Recht des Zentralkomitees der KP Chinas und besitzt uneingeschränkte Vollmacht gegenüber allen Verwaltungsbehörden und Justizorganen]. Mit anderen Worten mussten Praktizierende, die die sogenannten „fünf Erklärungen” geschrieben hatten (um auf Falun Gong zu verzichten), bei ihrer Entscheidung bleiben und ihre Meinungen für mindestens drei Monate nicht ändern, bevor sie freigelassen wurden. Das Arbeitslager traf ein Abkommen mit den Nachbarschaftskomitees oder Gemeindekomitees, dass die Häftlinge nicht als erfolgreich umerzogen galten, wenn die „Umerziehung” kürzer als drei Monate gewesen war. Solche Praktizierenden wurden entweder direkt zu Gehirnwäscheklassen in unterschiedlichen Gebieten geschickt, je nach Ermessen des Arbeitslagers, oder mit verlängerten Haftstrafen bestraft. So kam es, dass drei Monate bevor ihre Haftstrafe vorüber war, Falun Gong Praktizierende eine große Prüfung erwartete. Der 30. Juni 2002 war mein letzter Tag im Arbeitslager, und ich hatte die Prüfung bestanden.

Um die sogenannte „Umerziehungsrate” zu erreichen und nicht „umerzogene” Falun Gong Praktizierende nicht aus den Arbeitslagern herauskommen zu lassen, ergriffen die Lager in verschiedenen Gebieten äußerst bösartige und verachtenswerte Maßnahmen, um die Verfolgung zu intensivieren.

Vor Oktober 2001, wenn die Haftstrafe eines Praktizierenden sich dem Ende näherte, aber der Praktizierende immer noch seinen Glauben behauptete und sich weigerte, „umerzogen” zu werden, sperrten mehrere Polizisten den Praktizierenden in einen Raum im alten westlichen Gebäude des Tuanhe Arbeitslagers in Team Nr. 5. Sie zogen dem Praktizierenden die Kleidung aus und fesselten ihn an ein Bett oder den Boden und knebelten ihn mit Stofffetzen, so dass er nicht schreien oder sich die Zunge abbeißen konnte. Manchmal verbanden sie ihm auch die Augen, damit die Identität Folterer nicht aufflog. Dann schockten sie seine empfindlichen Körperstellen mit 100.000 Volt Elektrostäben. Wenn die Elektrostäbe keine Energie mehr hatten, luden sie sie wieder auf und fuhren mit der Folter fort. Stunden oder tagelang konnte diese Folter dauern, bis die Praktizierenden es nicht mehr ertragen konnten. Bis zu einem Dutzend Elektrostäbe wurden auf einmal an einem menschlichen Körper verwendet! Stellen Sie sich nur die ungeheuren Muskelkrämpfe, das verbrannte Fleisch und die kurzen Atemzüge oder die Unfähigkeit zu Atmen wegen der Elektroschocks vor! Es fühlt sich an, als ob zehntausende Pfeile den Körper durchdringen oder zehntausende Schlangen gleichzeitig zubeißen. Die Polizei machte zudem von sämtlichen Maßnahmen Gebrauch, dass keine Nachrichten nach draußen dringen konnten, so dass es für die Außenwelt extrem schwierig war, die Wahrheit dieser Brutalitäten zu erfahren.

Wenn ein Team eine hohe „Umerziehungsrate” hatte, bekamen die Mitarbeiter einen großen Bonus. Wenn ein Team die Quote nicht erreichte, wurde der Bonus von diesem Team abgezogen. Individuen wurden auch belohnt; jeder Polizist, der einen Falun Gong Praktizierenden „umerzogen” hat, wurde mit 1.000 Yuan belohnt. Wenn ein umerzogener Praktizierender nicht anerkannte, dass er „umerzogen” worden war, oder die Umerziehung für null und nichtig erklärte, bekam dieser Polizist eine Geldstrafe von 1.500 Yuan. Die Polizisten ließen daher keine Bemühungen außer Acht, um die Praktizierenden bösartig zu foltern. Geld ist einer der Anreize von Jiang Zemin und seinem „Büro 610”, um Polizisten zu kontrollieren.

Das Westgebäude im Tuanhe Arbeitslager ist das Gleiche wie das sogenannte „Eroberungsgebäude”, was sich auf die „Eroberung” oder den „Sieg” über die Praktizierenden bezieht. Vor kurzem war Team Nr. 5 dort untergebracht. Aber jetzt wird dieses Gebäude speziell für die „Umerziehung” unerschütterlicher Falun Gong Praktizierender verwendet.

Im Inneren unterscheidet es sich vom Gebäude des „intensiven Gehirnwäscheteams”. An der Oberfläche kann keine Gewalt beobachtet werden, aber die Atmosphäre im Inneren war bösartig. Das Gebäude ist völlig von der Außenwelt abgeschnitten. Keine Besucher oder Reporter dürfen es betreten. Die Fenster und Türen sind mit Zeitungen verdeckt. Von draußen kann man nicht hineinsehen. In den Zimmern ist nichts, außer einem Holzbrett auf dem Boden. An den Wänden sind Sprüche oder Poster, die Falun Gong in einer dreckigen Sprache beleidigen. Selbst beim kältesten Winterwetter wird kaum geheizt. Um sich warm zu halten bekommt man nur eine dünne Steppdecke. Die Praktizierenden werden in getrennten Zimmern eingesperrt, zusammen mit bis zu fünf Gefangenen, die den Befehlen der Polizei folge leisten.

Die Polizisten haben sich Ausreden für die Folterungen der Praktizierenden ausgedacht. Zum Beispiel, wenn man sagt, dass man Barmherzigkeit kultiviert, man bei Konflikten unter den Menschen zuerst nach Innen schaut, nicht zurückkämpft, wenn man geschlagen oder beschimpft wird, haben die Polizisten einen Vorteil daraus gezogen und absichtlich Fehler gefunden, um auf die Praktizierenden einzuschlagen, sie zu beschimpfen und zu misshandeln. So wollen sie dann sehen, ob man es ertragen kann oder nicht. Wenn sie nur im Geringsten unzufrieden waren, nahmen sie das als Ausrede, um die Praktizierenden zu verprügeln. Sie sagten, dass das dazu gedacht sei, den Praktizierenden zu helfen, ihre „Nachsicht” zu kultivieren und sich zu verbessern.

Zum Beispiel wurde uns nie erlaubt, einen Mittagsschlaf zu halten, aber wir mussten bis zwei oder drei Uhr nachts wach bleiben. Manchmal durften wir auch 24 Stunden am Stück nicht schlafen. Das wurde „Adler zähmen” genannt. Wenn man die Augen schloss, warteten die verschiedensten Foltermethoden auf einen. Es wurde dann gefordert, mit beiden Händen auf den Knien von morgens bis in die Nacht hinein bewegungslos zu sitzen. Ausgenommen waren die Essenszeiten und Gänge zum Waschraum. Eine kleine Bewegung wurde als Ungehorsam gedeutet und resultierte in Beschimpfungen, Schlägen und Tritten. Uns wurde absichtlich nicht genug zu essen gegeben, und nur einmal am Tag durften wir den Waschraum benutzen. Man las uns Artikel vor, in denen der Lehrer und Falun Gong beleidigt wurden. Proteste wurden mit Folter bestraft, weil wir angeblich versuchten die Reihenfolge des „Umerziehungs-Prozesses” durcheinander zu bringen und zu stören. Kurz gesagt, sie versuchten uns mit allen nur erdenklichen Methoden zu quälen.

Wenn Praktizierende die Polizisten fragten, auf welcher rechtlichen Basis sie die Menschenrechte verletzten, lachten und fluchten die Polizisten und fragten: „Wollt Ihr nicht Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht? Warum übt Ihr dann keine Nachsicht?” Den Praktizierenden, der solche Fragen stellte, erwartete dann noch weitere Folter. Alles in allem wollten sie erreichen, dass man den Glauben an die Prinzipien Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht aufgibt; sie wollten einfach nur, dass man diesen noblen Glauben aufgibt. Zu diesem Zweck wurden die Polizisten bevollmächtigt, beliebig auf jedes nur denkbare gewalttätige oder bösartige Mittel zurückzugreifen. Es ist wirklich schwer, über alle Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu reden, die in diesem Gebäude begangen wurden!

Falun Gong Praktizierende streben danach, ihre Moral, ihre geistliche Gesundheit zu verbessern und ihre Körper zu reinigen. Dieses noble Streben ist für Jiangs Verbrecherbande jedoch eine Ausrede, Falun Gong und Falun Gong Praktizierende zu verfolgen!

Ich wurde dem ersten Zimmer im Hauptflur des „Eroberungsgebäudes” zugeteilt. Drei ehemalige Praktizierende, Yu Shouli, Gu Zhaojiang und Chen Hengjin aus Team Nr. 5, die vor kurzem einer Gehirnwäsche unterzogen worden waren, halfen bei meiner „Umerziehung”. Jiang Haiquan, der stellvertretende Direktor der Erziehungsabteilung, war für die Umerziehung verantwortlich. Er hatte persönlich viele Praktizierende misshandelt, darunter auch Zhao Ming, Wei Rutan und Wu Yingchang. An seinen Händen klebt das Blut vieler Praktizierender. Liu Xincheng, Liu Guoxi und andere Polizisten waren auch an der Umerziehung beteiligt. Das Pekinger Zwangsarbeitsbüro verlieh diesen Polizisten den „ersten Preis” für die „Umerziehung” von Falun Gong Praktizierenden. Wegen ihrer aktiven Beteiligung an der Verfolgung von Falun Gong wurden ihre Namen auch auf einer Ehrenseite im internen Pekinger Zwangsarbeits-Umerziehungs-Bericht von 2002 veröffentlicht.

Am Morgen vom 18. März 2002 war brutale Folter geplant. Etwa fünf Polizisten trugen mich bis zum sogenannten „Psycho-Beratungszimmer” im zweiten Stock. Die Tür und das Fenster waren mit Zeitungen zugehängt. Die Polizisten konnten es nicht abwarten und zogen mir meine Kleidung, Schuhe und Socken aus. Mit einem rauen Strick fesselten sie meinen Hals an eine Bettlatte. Mein Brustkasten, Hüfte, Arme, Beine und Füße waren mit etwa acht Stoffstreifen festgebunden. Sie stopften mir auch einen Stofffetzen in den Mund, damit ich nicht schreien oder mir die Zunge abbeißen konnte, was zum Tod führen kann. Dann banden sie ein Stück Stoff um meinen Mund, zwischen die obere und untere Zahnreihe. Zur gleichen Zeit hatten sie auch Stift und Papier bereit. Sie sagten mir: „Wenn Du zustimmst und schreibst, dass ,Falun Gong [...] ist', zwinkere mit den Augen. Wir werden dann sofort aufhören!” Dann fingen sie an, mich wie wild mit Elektrostäben zu schocken.

Jiang Haiquan schockte meinen Kopf und meinen Oberkörper; Liu Xincheng schockte meinen Unterkörper und Oberschenkel; Liu Guoxi schockte besonders meine Fußsohlen. Sie verwendeten spezialangefertigte Elektrostäbe mit über 100.000 Volt. Tian Yu, ein Polizist von Team Nr. 5, behielt die Tür im Auge, für den Fall, dass jemand vorbei ging. Ich lag dort und konnte mich kein bisschen bewegen. In meinen Ohren hatte ich nur die scharfen Geräusche der Elektroschocker und das gelegentliche Gelächter der Polizisten. Blaue Flammen flackerten in der Luft, und durch den unangenehmen Gestank verbrannten Fleisches wurde mir übel.

Die Polizisten wurden noch unvernünftiger und schockten mich noch wilder. Die scharfen Schmerzen ließen mich so elend fühlen, als ob mir Tausende Messer gleichzeitig in die Muskeln und ins Herz stachen, und als ob Tausende rot glühender Zangen jeden Nerv an meinem Körper verbrannten. Die Schmerzen und Qualen, die ich zu jener Zeit erlitt, kann ich nur schwer beschreiben. Ich denke, dass es in der Hölle nicht schlimmer gewesen sein könnte. Ich war Schweißüberströmt, aber ich konnte mich nicht bewegen oder schreien. Wegen der Zuckungen wurde mein Körper steif und starr. Die Folter dauerte den ganzen Morgen.

Das Arbeitslager spielt den Familienangehörigen der Praktizierenden falsches Mitleid vor

Normalerweise, wenn ein Häftling, besonders ein Falun Gong Praktizierender, brutal gefoltert worden ist, blieben auf seinem Körper Narben zurück. Aus Angst, dass die Familienangehörigen die Narben sehen und fragen würden, was geschehen ist, hielt das Arbeitslager die Praktizierenden davon ab, ihre Familienangehörigen zu sehen. Sie hatten dafür vielerlei Ausreden. Zum Beispiel sagten sie, dass die Praktizierenden diese oder jene Regel oder Bestimmung verletzt hätten und ihnen damit das Recht entzogen worden sei, die Familie zu sehen. Als meine Familienangehörigen kamen und mich zu sehen verlangten, sagten Zhang Fuchao und Ren Baolin, zwei Polizisten der Verwaltungsabteilung: „[Name weggelassen] leidet wegen des Übens von Falun Gong an einer Geistesstörung. Er schlägt andere und beschimpft sie. Er hat gegen die Bestimmungen verstoßen und darf daher zwei Monate lang keinen Besuch empfangen. Wir haben Mitgefühl für die Familie, aber was können wir da machen? Die Bestimmungen sind von den Behörden gemacht.” Meine Familie konnte mich daher in dem Monat nicht besuchen. Wie können die gutherzigen Familienangehörigen von dem Bösen wissen oder sich nur vorstellen, was in dem Arbeitslager vor sich geht?

(Fortsetzung folgt)

Teil 1: http://de.yuanming.info/articles/200402/15183.html

Teil 2: http://de.yuanming.info/articles/200402/15222.html

Teil 3: http://de.yuanming.info/articles/200402/15250.html

Teil 4: http://de.yuanming.info/articles/200402/15264.html

Teil 5: http://de.yuanming.info/articles/200403/15299.html

Teil 6: http://de.yuanming.info/articles/200403/15406.html