Flämisches Magazin Dag Allemaal veröffentlicht Interview mit dem Falun Gong Praktizierenden und bekannten Musiker Sterling Campbell (Fotos)

Dag Allemaal ist eine wöchentlich erscheinende flämische Zeitschrift mit einer Leserschaft von fast 1,5 Millionen. Am 3. Februar 2004 veröffentlichte Dag Allemaal ein Interview mit Sterling Campbell, Falun Gong Praktizierender und Drummer von David Bowie. Das Interview wurde im November bei einer Durchreise der Band durch Belgien gegeben. Hier der Text des Interviews.



Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht sind die drei Tugenden, nach denen Sterling Campbell, der Drummer David Bowies, strebt. Er ist ein Praktizierender des alten chinesischen Meditationssystem Falun Dafa. "Falun Dafa hält mich bei der Stange. Es hat aus mir einen besseren Menschen gemacht", sagt er, als wir ihn in einem Brüsseler Hotel treffen.

Reporter: Wie kamen Sie in Kontakt mit Meditaion?

Sterling: Ich wollte meine Abhängigkeiten loswerden. Obwohl ich mir geschworen hatte, niemals Alkohol, Drogen und Frauen nachzugeben, - den Versuchungen der Musikindustrie - passierte es mir trotzdem. In den wenigen Momenten, in denen ich nüchtern war, war ich von mir selbst enttäuscht. Jeden Tag nahm ich mir vor, nicht mehr zu trinken und zu rauchen. Dennoch war ich jeden Abend im Pub. Wenn Freunde Alkohol, Drogen oder Zigaretten anboten, nahm ich sie. Jede Nacht lag ich von Drogen und Alkohol vollgedröhnt im Bett.

Neben der Standhaftigkeit meines Charakters, vermisste ich Tiefe in meinem Leben. Ich wollte ein Gegenmittel gegen die Welt des Glamour, in der ich lebte, finden. Am Anfang brachte mich meine Suche zu Tai Chi. Dann zog ich mich zurück und gab tausende von Dollar für Yogasitzungen aus. Doch nichts berührte mich. Die „kostbaren” Lehren drangen nicht durch. Auch empörte es mich, dass ich so viel für meinen inneren Frieden bezahlen musste.

Da ich nach vielen Monaten keinen Effekt erziehlt hatte, ließ ich von der Idee der Meditation ab. Ich beschloss zum Fitnesscenter zu gehen, um an meinem Körper zu arbeiten und fit zu werden. Dadurch wollte ich meine Trink- und Drogensucht loswerden. Ich war dort einmal. Alle diese eitlen Männer, die mit ihren Muskeln spielten und sich selbst in Spiegeln anhimmelten, davon wollte ich kein Teil sein. Als ich ein paar Tage später durch einen Park in New York lief, sah ich einige Leute langsame, fließende Übungen machen. Ich war davon fasziniert und sah zu, bis sie fertig waren. Sie verteilten Flyer und ich nahm einen. Dort las ich, dass ich zu einem Probeüben kommen könnte. Ein bisschen misstrauisch fragte ich nach mehr Informationen. Ich wollte genau wissen, was mich diese Übungsstunden kosten würden. Da sie umsonst waren, beschloss ich, es auszuprobieren.

Reporter: Sind Sie so geizig?

Sterling: Nein. Aber wenn Leute etwas umsonst anbieten, kann es nicht schlecht sein. Wenn sie mich nach Geld gefragt hätten, wäre ich niemals zum Treffen gegangen. Noch einmal hätte ich gedacht, dass das ein einfacher Weg ist, um an Geld zu kommen.

Während der ersten Übungsstunde merkte ich nicht viel, außer dass es sehr schön war, dass meine Gedanken nicht zu den täglichen Sorgen zurückkehrten wie in den anderen Meditationsübungen. Nach dem Kurs bekam ich ein Buch über den Hintergrund von Falun Dafa. Auf dem Weg nach Hause fing ich im Bus darin zu lesen an. Ich konnte nicht mit dem Lesen aufhören. Auf jeder Seite, in jedem Satz bemerkte ich etwas, dass mit mir zu tun hatte. Das erste Mal in meinem Leben schaute ich in mein Selbst. Was ich dort sah, war nicht nett. Ich war so egoistisch. Das einzige, was mich interessierte, war ´Ich, Ich, Ich` - meine Karriere, mein Ego und mein gesellschaftlicher Stand. Ich suchte andauernd nach Aufmerksamkeit und war auf den Erfolg anderer eifersüchtig. Auch war mein unloyales Verhalten ein weiteres Abbild meines Egoismus. Das einzige, was ich sah, war mein Ego und meine Wollust und ich intersessierte mich nicht weiter für die Gefühle meiner Freundin. Dieser Egoismus war nicht die Folge meiner Musikkarriere und meines Erfolges mit David Bowie. Als Kind wusste ich bereits, wie ich Leute manipulieren konnte. Und als ich sehr jung war, war es bereits mein Ziel durch Musik bekannt zu werden und viel Geld zu verdienen.

Reporter: Was für einen Einfluss hatte die Meditation auf Sie?

Sterling: Ich wurde dadurch weniger misstrauisch. Einen Monat nach der ersten Übungsstunde fasste ich keine Zigaretten, keinen Alkohol und keine Drogen mehr an. Ich wollte es einfach nicht mehr. Die Drogenabhängigkeit abzuwerfen, war ein kleines Stück Kuchen verglichen mit dem, was ich jetzt noch alles zu bewältigen habe: Meine Ängste loszulassen, Eifersucht, Egoismus und wetteiferndes Verhalten.

Reporter: Wie haben Ihre Pubkumpels und Familie auf die Veränderungen in Ihrem Leben reagiert?

Sterling: Sie waren ziemlich verblüfft. (lächelt) In der einen Nacht trinke ich, rauche immer noch Mariuhana, zünde mir eine Zigarette nach der anderen an und am nächsten Tag höre ich damit auf. Im ersten Monat bin ich immer noch in Bars gegangen, aber das langweilte mich schnell. Eine Unterhaltung mit einem völlig betrunkenen Freund zu führen und dabei selber völlig nüchtern zu sein, ist nicht sehr interessant. (lächelt) Einige Freunde waren glücklich, dass ich endlich mit den Dingen aufgehört hatte, die ich schon eine Weile verabscheute; andere fanden es verdächtig.

Reporter: Vielleicht hatten sie Angst, dass Sie in die Hände eines Guru gefallen sind. Ist Falun Dafa eine Religion oder eine Sekte?

Sterling: Nein. Es ist eine Meditationstechnik, die Menschen dazu treibt, besser und großmütiger zu werden. Die Technik hat drei Grundpfeiler: Wahrheit, Gutherzigkeit und Toleranz. Es gibt keine Verehrung, Tempel oder Ideologien. Noch ist es eine Organisation oder Hierarchie. Ich muss immer noch keinen Cent beitragen, was bei einer Sekte generell der Fall ist. Die chinesische Regierung bezeichnet Falun Dafa als eine Sekte, weil sie sich vor dem starken Erfolg der Bewegung fürchtet. Als die Regierung plötzlich bekannt gab, dass Falun Dafa eine Sekte sei, wurde es für einen Moment schwierig. Die Leute stellten mir immer mehr Fragen, ander beäugten mich misstrauisch oder sogar mitleidig. Das tat meinem Ego weh. Dachten sie wirklich, dass ich so irre wäre, einer Sekte beizutreten?

Reporter: Wie können Sie sich in der Welt der Musik ohne Alkohol und Drogen halten?

Sterling: Ganz einfach durch das Sagen `Nein Vielen Dank´, wenn jemand mir etwas anbietet. Wenn ich meditiere, bin ich sehr viel konzentrierter darauf, was ich möchte oder nicht. Ich arbeite auch mehr. In der Vergangenheit habe ich selten geübt, weil ich überzeugt davon war, ein exzellenter Drummer zu sein. Doch jedesmal, wenn ich auf die Bühne kam, starb ich vor lauter Angst. Nun passiert das fast kaum noch. Bevor wir auf Tour gehen, probe ich besonders viel, damit ich weiß, was ich auf der Bühne zu tun habe. Um es kurz zu machen, ich bin professioneller geworden. David und die Gruppe stehen nun an erster Stelle, vorher war es das Spaß haben und viel Geld verdienen. Jeden Tag versuche ich Zeit zum Meditieren freizubekommen. Das erfordert Disziplin, besonders wenn wir auf Tour sind. Doch nach der Meditation fühle ich mich besser, klarer und friedvoller.

Reporter: Die drei Säulen des Falun Dafa sind Wahrhaftigkeit, Gutherzigkeit und Toleranz.

Sterling: Ich bin ernsthafter geworden. Ich habe nun auch Augen für die Probleme anderer Leute. In der Vergangenheit hörte ich selten zu, wenn Freunde mir ihr Herz ausschütteten; nun versuche ich ihnen wirklich zu helfen. Ich bin auch ruhiger geworden. Das drückt sich in kleinen Dingen aus, wie andere zuerst in die U-Bahn einsteigen zu lassen. Ich reagiere auch besser auf Menschen, die mit mir schimpfen oder mit mir kämpfen wollen. In der Vergangenheit schlug ich zurück. Jetzt berührt es mich nicht mehr. Wenn ich Stress kommen spüre, meditiere ich. Dann ist alles nicht mehr so wichtig.