Die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit richtet sich auf den Psychiatriemissbrauch von Falun Gong Praktizierenden in China, Teil 1 ( Fotos)

Der Plan des Weltverbandes der Psychiater (WPA), Peking zu besuchen und eine unabhängige Untersuchung über Falun Gong Praktizierende, die in Nervenkliniken festgehalten werden, durchzuführen, wurde plötzlich aufgrund eines Schreibens des Vorsitzenden der CSP (Chinesische Gesellschaft für Psychiatrie) vom 26. März 2004 eingestellt. Der Brief legt dar, dass China der zuvor getroffenen Übereinkunft mit der WPA nicht Folge leisten wird. Einige Beobachter hatten diese Übereinkunft zuvor schon angezweifelt und bereits darauf hingewiesen, dass China versuchen würde, eine Inspektion zu verhindern. Der Grund liegt in Chinas Angst, dass eine Inspektion die Wahrheit zum Vorschein bringt.

Kurz nach dem Verbot von Falun Gong im Juli 1999 hatten Menschenrechtsorganisationen und internationale Medien bereits über Misshandlungen von psychisch gesunden Falun Gong Praktizierenden in Chinas Psychiatrien durch die chinesische Regierung berichtet. Durch die beträchtliche Vielzahl der Fälle, die das Ausmaß und die Schwere der Verfolgung in China aufzeigen, wurde die internationale Völkergemeinschaft darauf aufmerksam gemacht.

Im Jahre 2000 wurde der erste Todesfall durch Psychiatriemissbrauch aufgedeckt.

Am 18. Juni 2000 berichtete die Nachrichtenagentur Reuters über den Fall von Frau Su Gang, einer jungen Computeringenieurin und Falun Gong Praktizierenden aus der Stadt Zibo in der Provinz Shandong, die an wiederholten Injektionen von Drogen in einer Nervenklinik gestorben war. Seitdem wurden mehrere Falun Gong Praktizierende in psychiatrische Kliniken und Rehabilitationszentren gesperrt. Darüber wurde regelmäßig von den Nachrichtenagenturen RFA, Reuters, AP und anderen Medien aus Übersee berichtet.

Die bedeutendste Webseite von Falun Gong, Clearwisdom.Net, hatte vor und nach der Bekanntgabe dieses Falles durch die internationalen Medien, von vielen ähnlichen Fällen berichtet. Diese Informationen sind trotz der strikten Informationsblockade aus China gedrungen. Viele psychisch gesunde Praktizierende wurden durch die Misshandlungen in den Psychiatrien zu Tode gefoltert. Die Weltöffentlichkeit war schockiert, als diese Fälle ans Licht kamen.

Der Bericht von Dr. Munro

Robin Munro, Vorstand des Forschungskollegs der Londoner Schule für orientalische und afrikanische Studien, führt in einem 130 Seiten langen Bericht mit dem Titel ,Chinas psychiatrische Behandlungen im Rechtssystem und sein Missbrauch aus politischen Gründen' aus, dass die chinesische Regierung Falun Gong Praktizierende in Nervenkliniken eingesperrt hält und eine Verleumdungskampagne gestartet habe, um die Falun Gong Bewegung auszulöschen.

Bis zum Jahre 1999 war der britische Bürger Robin Munro Direktor der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) in Hongkong. Er schrieb seine Studie über die Psychiatrie in China in seiner Funktion als Vorstand des Forschungskollegs der Londoner Schule für orientalische und afrikanische Studien (SOAS), wo er seit 1999 als Forscher tätig ist.

In seinem Bericht, der in der Zeitschrift Columbia Asian Law Journal veröffentlicht wurde, beschreibt Munro, dass seit dem Verbot von Falun Gong durch die chinesische Regierung im Juli 1999 ein offensichtlicher Anstieg von Personen, die aus politischen Gründen in psychiatrischen Anstalten eingesperrt werden, zu verzeichnen ist.

Laut Munro verwaltet das Ministerium für öffentliche Sicherheit in China einige spezielle Kliniken für Kriminelle mit psychiatrischen Problemen. Ebenso sind hier Regimekritiker inhaftiert. Jetzt werden Falun Gong Praktizierende auf dieselbe Art und Weise behandelt. Herr Munro führt aus, dass dieses System von der früheren Sowjetunion übernommen worden ist.

Am 24. Februar 2001 führte Herr Kai Strittmatter von der Saarbrückener Zeitung (eine international anerkannte Zeitung aus Deutschland) ein Interview mit Herrn Dr. Munro. Auf die Frage, was die Zunahme der Einlieferungen in psychiatrische Institutionen begründet, antwortete Herr Munro, dass dies mit den Maßnahmen der chinesischen Regierung gegen Falun Gong zusammenhängen würde. Er betonte: "Die Anhänger dieser Bewegung repräsentieren einen besonderen Fall." Dies stehe im Zusammenhang mit ihrer Weltanschauung und ihrem offenen und angstlosen Protest. In China existierte über eine lange Zeit die offiziell anerkannte Diagnose der Geisteskrankheit, die auf das Praktizieren von Qigong, einer traditionellen Methode des Heilens, zurückzuführen ist. Wenn die Regierung eine Bewegung wie Falun Gong kritisiert, benutzt sie das Phänomen der "Überdiagnose" (z.B. diejenigen als "krank" zu bezeichnen, die in Wirklichkeit gesund sind), um einen Vorteil daraus zu ziehen.

Herr Munro hob hervor: "Mein Beweis stammt aus offiziellen, öffentlichen Quellen."

Der 100 Seiten lange Bericht, der von Falun Gong Praktizierenden im Jahre 2001 veröffentlicht wurde

Das Falun Gong Informationszentrum in New York veröffentlichte im März 2001 einen 100 Seiten langen Bericht über die Misshandlungen in psychiatrischen Kliniken in China. Laut unvollständigen Statistiken wurden bis zum 8. Januar 2001 123 Praktizierende in psychiatrische Kliniken eingesperrt.

Der Bericht basiert auf den Schilderungen der Opfer. Er stellt der Weltgemeinschaft der Psychiater und den Menschenrechtsorganisationen Informationen aus erster Hand zur Verfügung.

Amerikanische und britische Psychiatrieverbände fordern unabhängige Untersuchungen von der WPA.

Am 7. April 2001 gab die Zeitschrift British Medical Journal in einem umfassenden Zeitungsbericht wieder, dass die amerikanischen Psychiatrieverbände die WPA drängen, gegen die Inhaftierungen von Regimekritikern und Falun Gong Praktizierenden in psychiatrischen Kliniken in China zu protestieren.

Im Mai und Juli 2001 gaben die amerikanischen und britischen Psychiatrieverbände einzeln eine Resolution heraus, in der die WPA gedrängt wird, eine unabhängige Untersuchung in dieser Angelegenheit durchzuführen.

WPA und Human Rights Watch veröffentlichen detaillierte Berichte

Gemäß des kanadischen nationalen Radiosenders vom 27. August 2002 veröffentlichte die WPA im Juli 2002 einen 300 Seiten langen Bericht, in dem spezielle Beispiele aufgeführt wurden, um die Misshandlungen in Chinas Psychiatrien aufzuzeigen. Es wurde erklärt, dass sich unter den Inhaftierten in psychiatrischen Kliniken nicht nur Regimekritiker sondern ebenso Falun Gong Praktizierende aufhalten.

Im August 2002 veröffentlichten Human Rights Watch und Geneva Psychiatric Treatment Committee gemeinsam einen detaillierten Bericht über die Misshandlungen in den chinesischen Psychiatrien. Sie weisen in ihrem Bericht darauf hin, dass Chinas Diagnosen, die in ihrem Glauben fest verwurzelten Falun Gong Praktizierenden als "psychisch Kranke” zu erklären, gegen internationale Standards der psychiatrischen Analyse verstoßen.

Bei der jährlichen Konferenz der WPA in Yokohama wurde eine Resolution verabschiedet, die Untersuchungen in Peking zum Ziel hat

Bei der jährlichen Konferenz in Yokohama im August 2002 wurde eine Resolution verabschiedet, in der der WPA (Weltverband der Psychiater) und die CSP (Chinesische Gesellschaft für Psychiatrie) aufgefordert wurden, gemeinsam nach Peking zu reisen und dort eine Untersuchung durchzuführen. 6000 Experten, bestehend aus Psychologen und Psychiatern aus 120 Ländern, nahmen daran teil. Man hoffte, dass die Untersuchung bis 2003 erfolgt sei.



Wu Lili, die jüngere Schwester einer in einer psychiatrischen Klinik in China inhaftierten Praktizierenden, forderte bei der Pressekonferenz am 27. August 2002 in Yokohama (Fotos von AP) Hilfe für die Freilassung ihrer Schwester.

WPA veröffentlicht im Jahre 2003 eine energische Stellungnahme

Im Mai 2003 entschloss sich die WPA, eine Stellungnahme zu veröffentlichen, in der man von der chinesischen Regierung die bedingungslose Akzeptanz von unabhängigen Inspektionen durch den WPA gefordert wird.

Dr. Abraham Halpern, der ehemalige Präsident der amerikanischen Akademie für Psychiatrie und Professor der Rechtswissenschaft an der medizinischen Universität im New Yorker Medical College, erläutert: "Diese Stellungnahme verkündet schließlich den klaren und unmissverständlichen Aufruf an China, einer Untersuchungskommission Zutritt zu gewähren, die die schweren Beschuldigungen über Psychiatriemissbrauch in Verbindung mit Krankenhauseinweisungen und anderen Formen von erzwungenen psychiatrischen Behandlungen von nicht geisteskranken Falun Gong Praktizierenden und Regimekritikern untersuchen soll. Diese Stellungnahme ist viel stärker formuliert als erwartet. Es wird der uneingeschränkte Zugang zu jedem Krankenhaus gefordert, das die Untersuchungskommission besuchen möchte. Man fordert, eigene Übersetzer mitzubringen, anstatt sich auf jene aus China zu verlassen ... . Ich denke nicht, dass die chinesische Regierung das ignorieren wird."

Dr. Abraham Halpern

Seit der Veröffentlichung der Stellungnahme während der WPA Konferenz in Yokohama wurden bis Mai 2003 32 weitere Fälle von Misshandlungen in Psychiatrien verzeichnet, einschließlich drei Todesfälle von Falun Gong Praktizierenden.

1 1/2 Jahre nach Annahme der Resolution durch den WPA und die CSP (Chinesische Gesellschaft für Psychiatrie), um eine gemeinsame Untersuchung in Peking durchzuführen, kooperierte Peking weiterhin nicht mit der WPA und CSP. Erst nach dem Zusammentreffen von Herrn Dr. Okasha, dem Präsidenten der WPA, mit dem Präsidenten der chinesischen Vereinigung der Psychiater sowie dem chinesischen Gesundheitsminister am 10. und 11. Januar 2004 stimmte China dem Plan der WPA und CSP zu, mit einer Untersuchung am 4. April 2004 zu beginnen. Zu dieser Zeit erwog die amerikanische Regierung, aufgrund der Verschlechterung der Menschenrechtssituation in China eine Resolution bei der UN Menschenrechtskonferenz einzubringen. Nun haben sich die Dinge geändert.

"China Mental Health Watch" schreibt einen Brief an die Weltgesundheitsorganisation (WHO)

"China Mental Health Watch", eine Nicht-Regierungsorganisation, die am 21. November 2003 in New York gegründet wurde, besteht aus Psychiatern, Psychologen, Sozialarbeitern, Rechtsanwälten und anderen ehrenamtlichen Mitarbeitern aus China und dem Westen. Sie schrieben am 8. Januar 2004 einen Brief an die WHO. Darin berichteten sie über die Misshandlungen von Falun Gong Praktizierenden in psychiatrischen Einrichtungen, zu denen auch Ärzte und medizinisches Personal zählten, und forderten internationale Unterstützung für die Beendigung der Verfolgung von Falun Gong. In ihrem Brief drückten sie ihre Erwartung gegenüber der WHO aus, in ihrer Funktion den internationalen Standard für medizinische Ethik und für Menschenrechte zu wahren, sodass die unmenschliche Verfolgung in China beendet wird.

Mehrere tausend Menschen sind den Misshandlungen in den Psychiatrien ausgesetzt, duzende starben und beinahe einhundert psychiatrische Kliniken sind darin verwickelt

Gemäß einer unvollständigen Statistik aus dem Jahr 2003 gibt es seit der fast 5-jährigen Verfolgung von Falun Gong nun überall Fälle von Misshandlungen in Psychiatrien. Mehrere tausend nicht geisteskranke Praktizierende wurden in psychiatrische Kliniken und Rehabilitationszentren eingesperrt. Viele wurden gezwungen, sich Injektionen oder verschiedene Arten von Nerven schädigenden Medikamenten verabreichen zu lassen. Sie wurden über lange Zeiträume gefesselt, erhielten auch Elektroschocks und wurden zwangsernährt. Viele wurden für sehr lange Zeit inhaftiert, manchmal sogar länger als zwei Jahre. Einige Menschen verloren ihr Augenlicht oder ihr Gehör oder wurden ganz oder teilweise gelähmt. Einige verloren ihr Gedächtnis. Einige sind nicht mehr bei klarem Bewusstsein. Die inneren Organe einiger Menschen wurden schwerwiegend beschädigt. Mindestens 10 Menschen starben. Im ganzen Land sind beinahe 100 psychiatrische Kliniken auf der Ebene von Gemeinden, Bezirken, Städten und Provinzen an der Verfolgung beteiligt.

(Fortsetzung folgt)

Geschrieben am 31. März 2004

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