Nachsicht als Schlüssel für eine gute Zusammenarbeit

Sehr geehrter Meister,
liebe Mitpraktizierende.

Wenn ich auf das zurückliegende Jahr zurückblicke, dann kann ich für mich sagen, dass es bei mir immer wieder zu Schwankungen in meiner Kultivierung und bei der Arbeit für die Fa-Berichtigung gekommen ist. Mal ist es mir gut gelungen, und mal ist es mir nicht gut gelungen. Das hatte immer direkt mit meinem Verständnis und meiner Kultivierung zu tun.

Wenn ich zum Beispiel einmal weniger Zeit für das Fa-Lernen verwendet hatte, dann waren auch meine Gespräche über die Verfolgung und die wahren Umstände eher oberflächlich und hatten wenig Wirkung auf die Zuhörer. Wenn ich dann wieder mehr gelesen hatte, reichten schon ein paar Worte aus, eine gute Wirkung zu erzielen, denn irgendwie hatte ich dann genau die richtigen Worte getroffen, damit der andere es verstehen konnte.

Eigentlich wissen wir das schon längst, aber es ist immer wieder überraschend festzustellen, dass es wirklich so ist. Manchmal hatte ich die Fa-Berichtigungsarbeit etwas mechanisch gemacht, so wie eine Tätigkeit unter normalen Menschen, und dann wurden die Fa-Prinzipien auch nicht in der Dafa-Arbeit bestätigt. Und manchmal war so etwas Ähnliches auch im Umgang mit anderen Praktizierenden geschehen.

Zum Beispiel war ich einmal mit einem Praktizierenden im Europäischen Parlament und wir haben einzelne Parlamentarier aufgesucht. Der Praktizierende war dabei so motiviert, dass er sofort anfing zu reden, sobald er mit einem Beamten zusammen kam. Er redete dabei so viel und so schnell und ohne Pause, dass ich dem Zuhörer ansehen konnte, wie er sich genötigt fühlte, zuhören zu müssen. Er stand auch ziemlich unter Zeitdruck und es störte ihn, dass wir das gar nicht beachteten. Ich sah mit an, wie die Motivation beim Erklären der Wahrheit fast genau den entgegengesetzten Effekt erzeugte, und dass die Zuhörer eher Zweifel an den Praktizierenden bekamen. Das machte mich unruhig und ich fing an, den anderen Praktizierenden nicht mehr zu tolerieren, sondern innerlich zu kritisieren. Als wir dann weggingen, blieb ein ungutes Gefühl zurück.

Zu einem späteren Zeitpunkt kam ich in eine ähnliche Situation, als ich mit einer Praktizierenden einen Beamten, der uns gleich zu Anfang schon mitteilte, dass er kaum Zeit hätte. In dieser Situation musste ich erneut zusehen, wie die Praktizierende mit einem guten Herzen wieder zuviel erzählte, denn der Beamte wurde wieder ungeduldig - und ich wurde auch wieder unruhig, weil ich fürchtete, dass wir durch das viele Erzählen einen unerwünschten Eindruck hinterlassen würden.

Doch dann, als ich der Praktizierenden zuhörte, erkannte ich, dass es ganz gut war, dass sie so viele Dinge erzählte. Und ich fing an, die Situation im Vergleich zu der ersten Situation mit anderen Augen zu betrachten und tolerierte jetzt mehr und mehr die Art und Weise, wie die Praktizierende alles erzählte. Von Zeit zu Zeit hatte ich auf meine Art das Gespräch wieder zusammengefasst und daran erinnert, dass der Beamte ja nur wenig Zeit hätte, doch war ich innerlich völlig nachsichtig und tolerant gegenüber der Praktizierenden. Und so ergab es sich, dass das Gespräch immer besser verlief, der Beamte sich mehr und mehr unserem Gespräch geöffnet hatte und wir doppelt so lange über die Verfolgung reden konnten, wie ursprünglich geplant war.

Durch diese Erfahrung hatte ich den Eindruck gewonnen, dass durch die Toleranz ein dem Dafa entsprechendes Energiefeld erschaffen wurde. Und somit entwickelte auch der Beamte Toleranz für unser Gespräch und konnte uns trotz des Zeitdruckes zuhören. Erst später, nach dem Gespräch, ist mir dann aufgefallen, wie sehr sich die Gesprächssituationen ursprünglich geähnelt hatten, wie aber durch die Toleranz gegenüber den Mitpraktizierenden der Ausgang des Gespräches zum Guten gewendet werden kann. So wie der Meister es in der Fa-Erklärung in Philadelphia beschreibt: „Wenn eine Gottheit eine Methode vorschlägt, beeilen sie sich nicht, sie abzulehnen, er hat es nicht eilig zu sagen oder zu glauben, dass seine Methode gut ist, sondern er schaut, was das endgültige Ergebnis der Methoden der anderen Gottheiten ist.” - „Außerdem, wenn irgendwo etwas fehlt, werden sie es bedingungslos und stillschweigend ausfüllen, damit es noch besser vollendet wird.”

Eigentlich war ich zu dieser Erkenntnis gekommen, weil ich zuvor selber mehrfach erlebt hatte, wie wir manchmal gegenseitig unsere Dafa-Arbeit kritisieren. Teilweise hatte ich mich durch Kritik auch selbst in meinem Schaffen blockieren lassen und war dann in meiner Kreativität geschwächt, bis ich erkannt hatte, dass ich eben meine eigene Nachsicht auch erst mal entfalten musste. Und als ich das etwas besser verstanden hatte, änderten sich auch wieder die äußeren Umstände.

Für mich ist dieses harmonische Feld unter den Praktizierenden nicht nur eine oberflächliche Form oder eine formelle äußere Angelegenheit. Ich verstehe das auch als ein Spiegelbild für die Gesellschaft, für die wir bei der Fa Berichtigung verantwortlich sind. Wenn wir uns harmonisieren, dann glaube ich, dass auch das Interesse der Bevölkerung für Falun Gong wachsen wird. Eigentlich müsste ich genauer sagen: Wenn wir uns harmonisieren, dann haben die alten Mächte weniger Spielraum, zu stören, und sie können die Menschen nicht mehr daran hindern, die Wahrheit über die Verfolgung zu erfahren.

So wie ich es anfangs beschrieben hatte: Wenn ich das Fa lerne und mich gut kultiviere, dann kann ich die Wahrheit von Dafa besser vermitteln. Und wenn sich viele Praktizierende gut kultivieren und miteinander harmonieren, dann kann eben der Effekt auf die Gesellschaft auch besser sein. Neulich wurde eine E-Mail verschickt, in der darauf hingewiesen wurde, dass die Webseite von China Intern plötzlich von ganz vielen und verschiedenen Menschen und Organisationen gelesen wurde. Ich hatte dabei gedacht, dass durch ein aufrichtiges Feld von den Praktizierenden die Hindernisse beseitigt wurden und die Menschen wieder mehr über Dafa verstehen konnten.

Ich hatte z.B. einmal bei Infoveranstaltungen Zeitungen verteilt. Manchmal machte ich es dann nur mechanisch oder Frohsinn kam auf, wenn die Zeitungen gut verteilt wurden. Wenn das eintrat, dann nahmen die Menschen plötzlich wieder weniger Zeitungen. Als ich dann nach Innen schaute und den Zustand korrigierte wurden die Zeitungen plötzlich wieder gerne genommen. Daran hatte ich erkannt, wie wichtig die innere Haltung bei der Dafa-Arbeit ist und wie schnell unser Herz über den Ausgang unserer Dafa-Arbeit entscheidet. Für mich ist das so, als ob es hauptsächlich auf unser Herz ankommt, ob die Menschen hier das Dafa richtig verstehen oder nicht. Eigentlich findet alles auf anderen Ebenen statt, und nur an der Oberfläche sieht es so aus, als ob das Ergebnis von unserer Arbeitsmenge abhängen würde.

Wenn wir zum Beispiel Tausende Briefe verschicken, dann glaube ich, dass diese erst ihre richtige Wirkung entfalten, wenn wir dabei auch die richtige Geisteshaltung haben. Und die Geisteshaltung hängt in meinen Augen wieder mit der Nachsicht zusammen. Der Meister sagt in dem Jingwen „Was bedeutet Nachsicht”: „Nachsicht ist der Schlüssel für die Erhöhung der Xinxing.” Ich denke dabei dann sowohl an die eigene Xinxing als auch an die Xinxing der ganzen Gruppe. Weiter sagt der Meister in dem Jingwen „Nichts auslassen”: „Zur Nachsicht gehört Verzicht.” Ich verstehe das in diesem Zusammenhang so, dass man auch mal auf seinen Standpunkt und seine Sichtweise verzichten muss, und mal auf die Idee der anderen Praktizierenden hören muss. So wie es der Meister in Philadelphia beschrieben hat: „Es ist unwichtig ob deine Idee oder deine Methode angenommen wird. Wenn die anderen durch ihre Methode die gleiche Wirkung erzielen können, und du hast nicht an dir selbst festgehalten, ganz im Gegenteil, du bist mit den anderen einverstanden, ... werden die Gottheiten es sehen: schau ihn mal an, er hat kein eigensinniges Herz, er kann so großzügig und tolerant sein ... die wirkliche Erhöhung geschieht nicht durch Gewinn, sondern Verzicht.”

Und so habe ich immer wieder neue Erkenntnisse gewonnen, wenn ich zuhörte, was die anderen sagen. Und wenn der Meister in dem Jingwen „Jingang” gesagt hat, dass „die Störungen von Dafa meistens von uns selbst kommen”, glaube ich, dass wir diese Störungen und Schwächen durch unsere Nachsicht gegenseitig beseitigen können.